Es war ein trauriger Samstag für Austria, der mit einer Trauerminute für den letzte Woche an Herzversagen verstorbenen Fritz Drazan begann. Der gehörte zur Mannschaft, die 1978 im Europacupfinale stand, in Österreich klar die Nummer eins war. 41 Jahre später ist von Nummer eins keine Rede mehr, zeigten das 1:3 beim Aufsteiger WSG Wattens uns die schlimme 0:3-Heimpleite gegen den LASK in den ersten zwei Runden auf: Violett muss derzeit trachten, den Anschluss an den Linzer Vizemeister, vielleicht sogar an Wolfsberg, den Ex-Klub von Trainer Christian Ilzer nicht zu verlieren. Der konstatierte, dass richtig viel Arbeit wartet: „Wir müssen jetzt nachdenken, um die richtigen Schüsse zu ziehen, damit wir besser werden!“ Bis zum ersten Europacupspiel in der neuen Generali-Arena am Donnerstag gegen Apollon Limassol wird das schwer gelingen können.
Ilzer kann gemeinsam mit dem neuen Sportvorstand Peter Stöger und Sportchef Ralf Muhr noch so lange die Situationen analysieren, bis die Köpfe rauchen, am Ende wird immer stehen: Zu wenig Qualität im Kader, auch wenn das keiner aus dem Trio offiziell aussprechen wird. Egal, welches System Ilzer spielen lässt, ob Raute im Mittelfeld oder 4-2-3-1, es wird an dem Qualitätsmangel nichts ändern. Walter Kogler, der mit Stöger noch bei Austria gespielt udn Titel geholt hatte, sprach Samstag im „Sky“-Studio das Wort „limitiert“ in Zusammenhang mit der Verlierermannschaft aus. Und hatte damit ebenso völlig recht wie mit der Prognose, dass man in dieser Zusammensetzung nie die wahre Austria sehen wird.
Die Devise „Willkommen Z´haus“ erinnert Stöger vielleicht an die Situation bei seiner dritten Rückkehr zu Violett vor sieben Jahren, als er als Trainer von Wr. Neustadt gekommen war, die Austria sich nicht für den Europacup qualifiziert hatte. Der Kader sah anfangs wirklich nicht nach Meistertitel aus. Alexander Grünwald, jetzt Kapitän, gehört schon dazu. Aber es gab unter anderem Zweifel, ob das Abwehrzentrum mit Kara Rogulj und Manuel Ortlechenr schnell genug sein wird. Stöger gelang es damals knapp vor Ende der Übertrittszeit im August bei den AG-Vorständen Markus Kraetschmer und Thomas Parits einen Einkauf durchzusetzen, der sich als Königstransfer erweisen sollte: Philipp Hosiner, der von Admira geholt wurde. Mit ihm bekam die Austria einen schnellen Stürmer für Konter, der am Ende der Saison auch Schützenkönig war. Im Jänner kam der Holländer Nacer Barazite als „Schnäppchen-Leihgabe“ von Monaco. Und das reichte zum bisher letzten Meistertitel der Klubgeschichte, obwohl Salzburg, damals mit Sportchef Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt, nach verpatztem Saisonstart groß aufgerüstet hatte. Mit Sadio Mane, jetzt Stürmerstar beim Champions League-Sieger FC Liverpool und Kevin Kampl, jetzt Mittelfeldmotor bei RB Leipzig. Zum Salzburger Kader gehörte damals ein halbes Jahr lang Bright Edomwonyi, ehe er bei Liefering weiter spielte. Sechs Jahre später ist er Austrias Stürmerhoffnung, die in bisher 13 Monaten nicht das hielt, was man sich von ihr erwartete.
Stöger meinte Samstag, man könne jetzt mit der Vergangenheit nichts anfangen. Dem ist nicht zu widersprechen. Nur muss ihm jetzt ein Königstransfer wie damals mit Hosiner gelingen, um die Austria halbwegs auf Schiene zu bringen. Die Frage ist, ob bei der Devise sparen, die auf allen Ebenen aufgerufen wurde, dafür die Mittel vorhanden sind. Da bleibt die Hoffnung, dass sich dank Stögers Rückkehr Sponsoren finden. Aber es ist nur noch wenig Zeit.