Red Bull Salzburg ist bisher die einzige österreichische Mannschaft, die im engen Estadio Ceramica von Villarreal, in dem Rapid 0:1 und 0:5 verlor, gewinnen konnte. Der einzige Salzburger Sieg bei acht Europacupspielen in Spanien liegt mehr als elf Jahre zurück. Das Ergebnis vom 17. September 2009 (1:0 durch ein Tor des Slowaken Dusan Svento) würde Donnerstag Abend nicht reichen, um ins Achtelfinale der Europa League aufzusteigen. Österreichs Meister muss zwei Tore schießen und darf keines bekommen, um sich ins Nachspiel zu retten. Wenn es nicht ins Elfmeterschießen gehen sollte, müssen die Bullen dreimal treffen, um die 0:2-Heimniederlage in den eigentlich unerwarteten Aufstieg zu verwandeln. Unerwartet deshalb, weil Villarreal in 14 Heimspielen nur einmal drei Tore kassierte und zweimal zwei. Drei im ersten Gruppenspiel gegen den türkischen Klub Sivaspor, je zwei heuer in der La Liga beim 2:2 gegen Granada und am 14. Februar bei der 1:2-Heimniederlage gegen Betis Sevilla.
„Wir brauchen eine optimale Leistung, viel mehr Aggressivität“, sagte Trainer Jesse Marsch schon vor dem Flug nach Castellon am Mittwoch, „dann kann noch etwas gelingen“. Das klingt schon sehr nach dem Klammern an den berühmten Strohhalm. So nach dem Motto wenn ein schnelles Führungstor gelingt, dann ist wieder alles möglich. Aber das muss erst einmal gelingen. Dazu müssen mehr Zweikämpfe gewonnen werden als im Hinspiel (im Bild oben Zlatko Junuzovic gegen Moi Gomez). Einer, der Spanien-Erfahrung hat, ein halbes Jahr auch in Salzburg gespielt hatte (2006), dessen Sohn aktuell versucht, via Salzburger Akademie unter Ex-Teamspieler Daniel Beichler als Trainer vielleicht in die Fußstapfen des Vaters zu treten, sieht Salzburgs Chancen auch nicht groß: Andi Ivanschitz, der zwischen 2013 und 2015 49 Spiele in Spaniens La Liga für Levante bestritt, in Villarreal nicht gewinnen konnte: „Da waren noch die temperamentvollen Fans dabei, die jetzt fehlen. Das macht die Sache etwas leichter, aber sie bleibt trotzdem schwer genug!“ Für ihn hat Villarreal zu viel Klasse und Abgebrühtheit, um noch in große Schwierigkeiten zu kommen, ist auch Trainer Unai Emery ein Faktor, auf den es ankommen könnte: „Mit seiner Erfahrung weiß er genau, was zu tun ist!“ Seine Einstellung für den Job als Co-Kommentator bei der Live-Übertragung von Puls 4: „Salzburg kann eigentlich nur überraschen!“
Personelle Änderungen gegenüber dem 0:2? Die Sperre von Andre Ramalho ist vorbei, er wird im Abwehrzentrum beginnen. Wahrscheinlich mit dem gewohnten Partner Max Wöber, dessen Oberschenkelprobleme nicht mehr bremsen. In der Kreativabteilung kann und wird sich wegen deer Sperre von Sekou Koita nicht viel ändern. Muss Salzburg darauf hoffen, dass Patson Daka und Mergim Briha sich gegen den 35 jährigen Oldie Raul Albiol und Spaniens Teamspieler Pau Torres sich besser in Szene setzen können als beim 0:2, der deutsche Referee Felix Zwayer eine bessere Figur machen wird als eine Woche zuvor der Lette Andris Treimanis. Finanzielle Sorgen muss man sich um Salzburg beim Ausscheiden nicht machen. Über Vertragsinhalte schweigt die Führungsetage eisern. Aber dennoch sickerte durch, dass Salzburgs Anteil am Weiterverkauf seines ehemaligen Innenverteidigers Dayot Upamecano von RB Leipzig zu Bayern München bei 20 Prozent liegt, also 8,5 Millionen Euro ausmacht. Es gilt auch als offenes Geheimnis, dass Marsch keine Ausstiegsklausel im Vertrag bis 2022 hat. Also kann man die Mönchengladbach-Spekulationen gelassen ertragen. Zudem scheint Marsch in Deutschland nicht so gefragt zu sein wie Marco Rose vor zwei Jahren nach dem Höhenflug mit Salzburg bis ins Semifinale der Europa League.
Keine optimale Leistung gelang Wolfsberg beim Abschied aus der Europa League in London. Die Niederlage gegen Tottenham fiel mit 0:4 (0:1) noch etwas klarer aus als letzte Woche in Budapest – Gesamtscore daher 1:8. Zwei Tore erzielte der Brasilianer Carlos Vinicius, je eines Dele Alli und Gareth Bale. In der Premier League sitzt das Trio meist auf der Ersatzbank.
Foto: Red Bull Salzburg.