Fußball

Krach um Neubau des Stadions: Seit Mai kommt der LASK nicht mehr zur Ruhe

Neun Monate ist es her, dass der LASK im Mai während des ersten Corona-Lockdowns dabei ertappt wurde, früher als erlaubt mit dem Mannschaftstraining begonnen zu haben. Der Auftakt zu turbulenten Zeiten mit Punkteabzug, Trainerwechsel und aktuell einem schweren internen Streit um den Neubau, der auch die Gerichte beschäftigen dürfte. Alles nicht gut für das Image, das im Mai den ersten Schaden erlitten hatte. Es folgten ein Punkteabzug, viele Vorwürfe, die auch auf die Mannschaft einprasselten  und eine sportliche Talfahrt. Vor Corona lagen die Linzer noch auf Platz eins, am Ende der Saison auf Rang vier hinter Red Bull Salzburg, Rapid und Wolfsberg. Der Schuldige war für Präsident Siegmund Gruber in Person von Trainer Valerien Ismael gefunden. Es kam zur überraschenden und ziemlich stillosen Entlassung. Überraschend vor allem, weil Vizepräsident Jürgen Werner, der Ismael ein Jahr davor als Nachfolger von Oliver Glasner quasi „erfunden“ hatte, die Entscheidung mittrug. Der Nachfolger stand schon parat. Mit Damen-Teamchef Dominik Thalhammer rechneten nur Insider. Die Bilanz bis heute: Wirklich erfolgreicher als unter Ismael agiert der  LASK bisher nicht, in der  Europa League gelang nicht mehr den Aufstieg in die k.o.-Phase.

Zum wahren Brandherd entwickelte sich aber das Vorzeigeprojekt des Neubaus des Linzer Stadions. Es begann dafür, dass er extra dafür von Rapid geholte Harry Gartler vom Leiter zum Konsulenten degradiert wurde. Gartler hatte ja die entsprechenden Erfahrungen, da er Projektleiter beim Bau von Rapids Allianz-Stadion in Hütteldorf war. Das ohne große Nebengeräusche, nach Plan ablief. Aber Linz ist anders. Die Projektleitung bekam Vizepräsident Manfred Zauner, ein angesehener Geschäftsmann mit einem Unternehmen für Industriebauten und Umwelttechnik, Präsident beim Landesligaklub SV Wallern. Am 8. Oktober meldete sich ein neuer Kommunikationschef des LASK namens David Obererlacher, der in der ersten Aussendung sein Engagement in aller Bescheidenheit als Meilenstein für den Klub bezeichnete. Bald war klar, dass er das Tagesgeschäft rund um die Mannschaft einem anderen Mitglied der Kommunikationsabteilung überlies, sich vor allem um die neue Raiffeisen-Arena und Belange des Präsidenten kümmerte.

Am 8. Jänner meldete Obererlacher den positiven Baubescheid durch die Behörde, dem Umbau in eine moderne Fußballarena stehe nicht mehr im Wege. Von einer städtebaulichen Landmark war die Rede. Gruber prophezeite: „Wir werden zeigen, in Oberösterreich ein solches Projekt perfekt abwickeln zu können, das Bauverfahren hat dies ja schon gezeigt.“ Spöttische Bemerkungen in Richtung Wien folgten. Etwa, dass in Oberösterreich die Taschenrechner richtig gehen. Offenbar doch nicht. Denn vor zwei Wochen wurde publik, dass Zauner eine Explosion der geplanten Baukosten von 60 bis 70 Millionen auf 117 befürchtet und dies auch den Gesellschafter der LASK-Marketing GmBH, die sich „Freunde des LASK“ nennen, mitteilte. Die Reaktion von Gruber: Er warf Zauner Falschmeldungen vor und raus, setzte ihn als Leiter der Marketing GmbH und damit auch der für den Stadionbau zuständigen LASK-Arena GmbH ab, damit auch als Vizepräsident und Gesellschafter. Jetzt ist Zauner offiziell kein Freund des LASK mehr. Am 10. Februar hieß der Titel der LASK-Aussendung: „Stadionbau ungefährdet“. Gruber versicherte: „Wir werden das Stadion bauen und wir werden es uns leisten können“. Weil die Kosten nur zwischen 60 und 70 Millionen liegen.

Am Dienstag fragte Obererlacher in einer Aussendung des LASK „was ist aus ich möchte meine Ruhe geworden“? Der Spruch „ich möchte meine Ruhe“ wird Zauner zugerechnet. In Wahrheit gab er eine Ruhe, sondern reichte mit zwei Mitstreitern (Michael Lachinger, Thomas Kern) eine Klage ein, die als Anwalt Rieds Ehrenpräsident Peter Vogl vertritt. Auch keine Überraschung. Wenn es in Oberösterreich Streit gibt, ist Vogl meist dabei. So kämpft er  ja auch an der Linzer Eishockeyfront für den neu gegründeten Klub gegen die Black Wings.  Überdies liegen zwischen Ried und Wallern nicht einmal 50 Kilometer.  Die Klage behauptet, Gruber habe durch Call-Optionen die alleinige Kontrolle über den LASK bekommen. Das wird vom Präsidenten als absurd bezeichnet. Denn das aktuelle System sorge dafür, dass der LASK als oberösterreichisches Kulturgut die besten Chancen habe, ewig zu bestehen, ohne verkauft oder übernommen werden zu können. Die LASK-Interessen vertritt in dem anstehenden Prozess Johann Lehner, der deshalb die Funktion des Vizepräsidenten zurücklegte. Zauners versuchte Revolution gegen Gruber kommt sicher zu keinem günstigen Zeitpunkt, nämlich während des Stadionbaus. Zudem sollte man Revolutionen nur beginnen, wenn man sich einer Mehrheit sicher sein kann. Das ist aber nicht der Fall. Dennoch ist kein Ende der „Schlammschlacht“ in Sicht.

Donnerstag musste Gruber  auf der zweiten Aussendung in drei Tagen eingestehen, dass  eine Verzögerung beim Bau der Raiffeisen-Arena nicht mehr zu vermeiden ist. Wegen Zauners Fehler bei den Ausschreibungsunterlagen für die Baumeister, durch die keine Kostensicherheit gewährleistet gewesen sei. Gruber ist froh, die Planungsfehler so früh erkennt zu haben: „Wir werden alles geben, um die Verzögerung im Rahmen zu halten!“ Im Sommer 2022 sollte die Arena eröffnet werden.

 

Foto: Visualisierung: Raumkunst ZT GmbH.

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