Fußball

„Schockverliebt“ das Ergebnis nicht gesehen: Bayern redet sich Chance auf Wunder ein

Nach der 0:3-Klatsche im Hinspiel des Champions League-Viertelfinales bei Manchester City kann man Deutschlands Vorzeigeklub Bayern München einen Vorwurf nicht ersparen, den man oft österreichischen Vereinen nach Niederlagen im Europacup machte: Die eigene Leistung schönzureden. Trainer Thomas Tuchel erfand sogar das Wort „schockverliebt“. Das war er in seine Verlierer. Weil sie in ihren besten Phasen zwei Treffer kassierten, selbst ein, zwei Tore verdient hätten. Daher sagte Tuchel auch: „Ich sehe das Ergebnis überhaupt nicht!“ Auf seiner Bankettrede meinte Vorstandchef Oliver Kahn, er habe schon die tollsten Dinge im Fußball erlebt. Womit er sagen wollt: Die Chance, das 0:3 am kommenden Mittwoch beim Retourspiel in der Münchener Allianz-Arena aufzuholen, sei noch intakt. Bayern redet sich die Chance auf ein Wunder ein.

Unpassend auch die Versuche, das drohende Ausscheiden mit einer Personalie in Zusammenhang zubringen. Mit dem Ausfall von Kapitän und Tormann Manuel Neuer. Es gab Theorien, dass Neuer sowohl das 0:1 durch Rodri als auch das 0:2 durch Bernardo Silvas Kopfball nicht bekommen hätte. Seinem im Winter geholten Ersatz, Yann Sommer, fehlten dazu Zentimeter. Er konnte den Ball nur berühren, nicht abwehren. Daher kreideten viele dem Schweizer beide Treffer an. Kann man einem fehlende Körpergröße vorwerfen?  Eher Unsicherheiten bei Flanken und Rückpassen, die er seit Wochen zeigt. Im Sky-Studio pestete Ex-Liverpool-Star Didi Hamann gegen Sommer, er vermittle der Abwehr nicht die absolute Sicherheit, sei im Etihad-Stadium restlos überfordert gewesen. Adi Hütter, der Sommer nach einer gemeinsamen Saison bei Borussia Mönchengladbach schätzt, drückte es vorsichtiger aus: Sommer hatte nicht seinen besten Tag,

Aber wer eigentlich? Zum Schaden kam noch der Spott. Auf der UEFA-Homepage stand nach dem Treffer von Erling Haaland zu lesen, man würde jetzt gerne einen Penny geben, um die Gedanken des zwei Wochen zuvor entlassenen Trainers Julian Nagelsmann zu kennen. Nachfolger Tuchel wurden in deutschen Medien keine Vorwürfe gemacht. Seine Ära könnte in Wahrheit erst nach Saisonende beginnen, stand zu lesen. Warum ihn Kahn und Sportvorstand  Hasan Salihamidzic dann sofort holten? Die Bilanz der ersten zwei Wochen von Tuchel ist eigentlich ernüchternd. Vom erhofften neuen Impuls nichts zu merken. Auf die Frage nach dem verpufften Trainerwechsel-Effekt meinte Thomas Müller kryptisch: „Dazu werde ich mich nicht äußern, da könnt ihr Hasan fragen. Die Debatte birgt Zündstoff.“ Wie die Mittwoch aufgetauchte Meldung von Handgreiflichkeiten zwischen Sadio Mane und Leroy Sane nach dem Spiel. Nicht brisant war die andere, die den ablösefreie Verpflichtung von Konrad Laimer zur neuen Saison vermeldete. In Wahrheit hatte sich Österreichs Teamspieler schon zu Jahresbeginn endgültig für den Wechsel von Leipzig nach München entschieden.

Außer Diskussion stand eines: Erling Haaland stellte einen neuen Torrekord für Premier League-Spieler auf.  45 Treffer zu erzielen, wie der Ex-Salzburger in vier Bewerben, gelang in einer Saison zuvor noch keinem.

Foto: UEFA.

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