Fußball

Selbst wenn es das beste Derby seit zehn Jahren gewesen sein mag: Es hilft weder Rapid noch Austria

Marc Janko sprach im Sky-Studio vom besten Wiener Derby, das er seit seiner Rückkehr nach Österreich im Sommer 2019 sah. Experte Hans Krankl im Allianz-Stadion sogar vom besten der letzten zehn Jahre. Auf jeden Fall war das 3:3 (2:2) das trefferreichste Duell zwischen Rapid und Austria seit dem 16. Dezember 2018, seit Austrias 6:1 in der Generali-Arena und verlängerte die schlechte grün-weiße Derbybilanz in der neuen Heimstätte. Es gelang auch im elften Versuch kein Sieg gegen Violett. Der wäre nicht verdient gewesen. Rapid war mit dem 3:3 gut bedient. Das sahen unter den 26.000 Zuschauern auch Ex-Kapitän Stefan Schwab, der in der Rapid-Loge neben Präsident Alexander Wrabetz, General Manager Steffen Hofmann und Sportchef Markus Katzer saß und Aleksandar Dragovic, der Rapid-Wunschspieler mit Austria-Vergangenheit. Da in Griechenland und Serbien am Wochenende keine Meisterschaft war, konnten sie das 339. Derby vor Ort verfolgen.

Rapids erster Fehler passierte schon vor Anpfiff: Die Umstellung gegenüber dem 3:1 gegen Austria Klagenfurt, bei dem spielerisch die beste Leistung dieses Jahres gelungen war, erwies sich als nicht gut. Denn Denso Kasius, Michael Sollbauer und Aleksa Pejic, die in die Mannschaft zurückkehrten, bedeuteten keine Hilfe oder Verstärkung. Sondern ganz im Gegenteil Schwachpunkte. Bologna-Leihgabe Kasius sah beim zweiten Austria-Tor ganz schlecht aus, erwies, so rätselhaft das klingt, seiner Mannschaft nur mit der roten Karte nach 47 Minuten für eine dummes Foul im Niemandsland an der Outlinie gegen Reinhold Ranftl einen guten Dienst. Denn dezimiert spielte Rapid in der zweiten Hälfte besser als in der ersten komplett. Anderseits lief es bei der bis dahin vor allem im Spielaufbau klar besseren Austria mit einem Mann mehr schlechter als zuvor mit elf gegen elf.

Mit dem 2:2 zur Pause war Rapid gut bedient. Entgegen dem Spielverlauf köpfte Kapitän Guido Burgstaller mit seinem 16. Saisontor die Führung. Jonas Auer, bis dahin fast nur Fehlpass-Produzent, gelang eine gute Flanke, Burgstaller setzte sich von Austrias Innenverteidigern Marvin Martins und Lukas Mühl ab. Doch innerhalb von  drei Minuteen drehen Andreas Gruber nach Pass von Dominik Fitz und Haris Tabakovic das Spiel. Der Ballverlust von Marco Grüll vor dem 1:1 war schlimm. Ebenso das Verhalten der gesamten Abwehr beim 1:2. Eher zufällig fiel knapp vor der Pause durch das erstes Bundesligator von Roman Kerschbaum für Rapid der Ausgleich. Danach brauchte Rapid Glück, um nicht noch vor dem Pausenpfiff erneut in Rückstand zu geraten. Denn Fitz traf bei einem von Sollbauer unnöltig verschuldeten Freitoss nur die Stange im Tormanneck.

Zur ersten großen Chance Chance nach der korrekten roten Karte des ansonst nicht überzeugenden Schiedsrichters Sebastian Gishamer für Kasius kam Rapid. Grüll vergab sie. Das war zugleich der erste Ball, den Austrais Tormann Christian Früchtl hielt. Nach 78 Minuten lag Rapid wieder zurück, weil Tabakovic praktisch unbehelligt mitten durch  Abwehr davonziehen konnte. Wieder ein Komplettaussetzer im grün-weißen Abwehrzentum. Da ist keiner von Schuld freizusprchen. Schön langsam muss man sich fragen, ob Kevin Wimmer, der nach einer schwachen Leistung im Fbruar beim Cupaufstieg in Wolfsberg seit Wochen nicht zum Kader gehört, nicht eine bessere Lösung wäre. Mit der Führung wurde die Austria unkonzentriert. Ein Freistoss von Grüll nach Foul von Manuel Polster an Thorsten Schick brachte nichts ein, aber der nächste aus ähnlicher Position nach Foul an Patrick Greil. Grüll hob ihn über die Mauer, Früchtl konnte den Ball  nur berühren. Die einzige wirklich gute Grüll-Aktion, die er bejubeln konnte (Bild).  Nach 96 Minuten wollte die Austria nach einem Zusammenstoß zwischen Ferdi Druijf und Manfred Fischer einen Elfmeter. Für Gishamer war es keiner, VAR Julian Weinberger griff nicht ein.

Eigentlich hätte sich vor dem Finish aufgedrängt, für den nicht überzeugenden Grüll Nicolas Kühn einzuwechseln. Trainer Zoran Barisic tat es nicht und traf damit die „richtige“ Entscheidung, war daher nachher eher mehr zufrieden als unzufrieden. Beim Kollegen Michael Wimmer war es umgekehrt: „Wir müssen das 3:2 nach Hause bringen, haben zwei unnötige Gegentore kassiert. Man hat nicht gemerkt, dass wir einen Spieler mehr waren!“ Der Punkt hilft in Wahrheit weder Rapid noch Austria, weil der Rückstand zu Platz drei sich nicht verringerte. Rapid muss nächste Woche beim Dritten LASK auf den gesperrten Burgstaller, der für eine Attacke gegen Früchtl zurecht die gelbe Karte sah, verzichten, die Austria daheim gegen Klagenfurt auf Torjäger Tabakovic, der im Finish die gelb-rot Karte bekam und auf Fitz, der die fünfte gelbe Karte sah. Auch wenn noch sieben Runden zu spielen sind: Derzeit sieht es nicht danach aus, dass ein Wiener Klub unter die Top drei kommt.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer .

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