Fußball

Solche Spiele erlebt Lainer nicht oft: „Damit war nicht zu rechnen!“

Das hätte sich Stefan Lainer zum Saisonstart Mitte August sicher nie gedacht, dass er vier Monate später mit Mönchengladbach als Tabellenführer sieben Punkte mehr als Meister Bayer München mit Landsmann David Alaba haben wird. Seit Samstag ist dies Realität. Obwohl es 80 Minuten lang danach aussah,als sollte  RB Leipzig mit Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Stefan Ilsanker mit einem Heimsieg über Hoffenheim Gladbach entthronen. Aber in der Nachspielzeit gelang Gladbach mit einem Elfmeter das Siegestor zum 2:1 (0:0) gegen Bayern. „Mit diesem Happy End war eigentlich nicht zu rechnen, aber das spricht für unsere Mentalität“, gestand Lainer nachher in den Interviews. Denn vor der Pause war Gladbach im eigenen Haus vor 54.000 Besuchern praktisch nur Zuschauer. Die Bilanz der Torschüsse hieß 15:1 für die souverän wirkenden Bayern, die Chancen fast im Minutentakt ausließen, nach 49 Minuten die Führung erzielten.

Dann sorgte einer für den Umschwung, von dem man es nicht unbedingt erwarten durfte: Gladbachs algerischer Linksverteidiger Ramy Bensabaini, im Sommer um 7,5 Millionen Euro Ablöse von Stade Rennes geholt, köpfelte elf Minuten später nach einem Eckball den Ausgleich. „Das war der Weckruf für uns, irgendwie ging ein Ruck durch das Stadion. Solche Spiele erlebt man nicht oft“. Bayern verlor den Faden, mit dem von Marco Rose eingewechselten Schweizer Breel Embolo entwickelte  Gladbach mehr Dynamik. Aber irgendwie schienen Alaba & Co das Unentschieden über die Runden zu bringen, ehe in der Nachspielzeit das Verhängnis kam: Fehler von Joshua Kimmich, danach Foul von Javi Martinez, Elfmeter. Bensebaini zeigte Nervenstärke, traf mit links, obwohl Manuel Neuer in die richtige Ecke flog. „Wie zuletzt gegen Leverkusen als bessere Mannschaft verloren, Das ärgert“, konstatierte Alaba nach seinem ersten Spiel als Jungpapa. Trainer Hansi Flick sah es ähnlich. Daher werden die Trainerdiskussionen in München wieder beginnen. Denn nach der Beurlaubung von Niko Kovac vergrößerte sich der Rückstand auf Platz eins. Mit dem Herbstmeisteritel wird es nichts mehr.

Einen Punkt hinter Gladbach kommt RB Leipzig. Zwischen Leipzig und dem Dritten Borussia Dortmund, der beim 5:0 über Fortuna Düsseldorf die vier Tore vom 1:0 zum 5:0 in 16 Minuten erzielte, liege vier Punkte. Je sechs Punkte weniger als Gladbach haben Schalke, das Sensationsteam Freiburg und Leverkusen. Erst auf Platz sieben folgt Bayern. Der Meister ist derzeit raus aus den Europacuprängen. 24 Punkte aus 14 Spielen bedeuten die schlechteste Bilanz seit Herbst 2010. Aus den letzten 34 Schüssen entstand nur ein Tor, Torjäger Robert Lewandowski traf in den letzten drei Runden nicht.  Lainers Trainer Marco Rose bremste den Jubel: „Wir fühlen uns richtig gut. Freuen uns aber erst, wenn wir etwas erreicht haben.“ Es war wie  vor 42 Jahren: Mönchengladbach gewann Bayern als Tabellenführer, gewann. Damals wurde  Gladbach danach Meister. Auch diesmal? „Jeder hat gesehen, wo wir hinwollen“, glaubte Rose.

Bei Leipzigs 3:1 (1:0) gegen Hoffenheim erzielte Sabitzer mit seinem sechsten Saisontor das 3:0, kam Hannes Wolf zu seinen ersten sechs Bundesligaminuten. Ein emotionelles Debüt als Comeback für den Grazer nach dem im Juni bei der U 21-EM erlittenen Knöchelbruch. Da kündigt sich ein EM-Kandidat für Österreichs Teamchef Franco Foda an. Stefan Posch verschuldete mit einem Elfmeterfoul an Timo Wertner Leipzigs zweites Tor, wurde fünf Minuten später ausgetauscht. Christoph Baumgartner kam erst im Finish, bereitete mit einem Eckball Hoffenheims Tor vor. Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger „vergoldeten“ mit Leverkusen die Überraschung gegen Bayern durch ein 2:1 (1:0) gegen Schalke. Bei den Verlierern spielte Guido Burgstaller erstmals seit sechs Wichen von Beginn an, wurde im Finish ausgetauscht. Bevor ein Ballverlust von Baumgartlinger das Match nochmals spannend machte: „Wir mussten viel reinlegen“, gestand Österreichs Teamkapitän.

Xaver Schlager kam bei Wolfsburg bereits zum zweiten Kurzeinsatz nach Knöchelbruch und Syndesmoseriss. In Freiburg wechselte ihn Trainer Oliver Glasner nach 84 Minuten ein, 60 Sekunden später fiel aus einem Freistoß Freiburgs Siegestor zum  1:0 (0:0). Michael Gregoritsch musste bei Augsburg 2:1 (1:1) gegen Mainz auf der Bank schmoren. Für Karim Onisiwo im Mainzer Dress war das Match zur Pause beendet.

 

Foto: Borussia Mönchengladbach.

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