Fußball

Stadionumbau: Wien sollte nach Berlin schauen!

ÖFB-Präsident Leo Windtner wird nach seiner Wiederwahl sicher wieder sein Lieblingsthema Nationalstadion in die Diskussion bringen. Obwohl er  weiß, dass ein Neubau im Wiener Prater, dort wo jetzt das Happel-Stadion  steht, eine Illusion bleiben wird. Aber da heißt wohl die Devise: Um eine sinnvolle Renovierung, die eine Verbesserung bringt, zu bekommen, muss man zuerst  ein neues Nationalstadion fordern. Vielleicht sollten Sportminister Hans Peter Doskozil und Wiens Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny  einmal in die deutsche Hauptstadt Berlin schauen: Dort scheint man jetzt mit dem Umbau des 1934 eröffneten Olympiastadions mit einem Fassungsraum von 74 475 Zuschauern, in dem in den letzten elf Jahren sechs Partien der WM 2006 inklusive des Finales und ein Endspiel um die Champions League über die Bühne gingen und jährlich das deutsche Pokalfinale wie am kommenden Samstag Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt, stattfinden, in eine reine Fußballarena,  Ernst machen zu wollen. Eine Machbarkeitsstudie mit konkreten Plänen gibt es bereits.

Es gibt durchaus Parallelen zwischen Berlin und Wien, zwischen Olympiastadion und dem drei Jahre zuvor eröffnete Praterstadion, das seit 1992 nach dem verstorbenen Wiener  Trainerstar  Happel-Stadion heißt. In beiden Stadien gibt es die Frage des Denkmalschutzes, in beiden trennt eine Laufbahn das Spielfeld von den Tribünen. Was nicht optimal für die Stimmung ist.  Daher müßte man die Laufbahn  beseitigen. In Berlin heißt der Plan: Spielfeld absenken, neue, steilere Tribünen nahe am Spielfeldrand  hochziehen. Könnte man in Wien auch tun. In Berlin ist man bereit, zu Gunsten der neuen Fußball-Arena auf die Leichtatletik-Veranstaltungen im Olympiastadion wie das ISTAF-Meeting zu verzichten. Mit dem Argument, selbst die  Weltmeisterschaft 2009 mit den Weltrekorden  von Usain Bolt über 100 (9,58 Sekunden) und 200 Meter (19,19) auf der blauen Tartanbahn lockte nur 20.000 Zuschauer an. Eine magere Kulisse in der Riesenarena, die vor nicht einmal 15 Jahren im Vorfeld der im Vorfeld der Fußball-WM renoviert wurde. In Wien gibt´s im Happel-Stadion noch keine Leichtathletikveranstaltung von Relevanz wie in Berlin. Die letzte war der Hochsprung-Welkord von Ilona Gusenbauer 1971. Übrigens vor dem Länderspiel Österreich – Schweden, dem sie damals die Show stahl.

Der Unterschied: In Berlin bestreitet ein Bundesligaklub , Hertha BSC, alleHeimspiele  im Olympiastadion. In Wien hingegen vorwiegend Österreichs Nationalteam die in der Qualifikation für Welt-oder Europameisterschaft. Für Rapid und Austria war uns ist das Happel-Stadion  nur das Ausweichquartier, während die Heimstätten in Hütteldorf und Favoriten neu gebaut wurden  oder derzeit wie bei der Austria renoviert werden. Hertha zahlt jährlich 5,25 Millionen Euro Miete, will nach Auslaufen des Vertrags ausziehen, wenn es nicht den Umbau in die Fußballarena gibt. Berlins Bürgermeister Michael Müller ist ein Befürworter des Projekts, das Land Berlin bremst hingegen. In Berlin so wie in Wien ist die Frage der Finanzierung ungeklärt, beim Olympiastadion ohne blauer Tartanbahn würde sich Hertha an den Kosten beteiligen. Das kann in Wien nicht geschehen. Weder Rapid noch Austria werden logischerweise einen Euro in die Hand nehmen, Rapid will ja auch beim Europacup immer im Allianz-Stadion bleiben, weil es dort mehr VIP-Plätze gibt.

Sollte aber die Stadt Wien den Fußballbund bei der Finanzierung mit in die Pflicht nehmen, könnte es für Windtner problematisch werden. Weil für den ÖFB das  wohl nicht zu stemmen wäre. In Berlin weiß man noch keine Kosten, hingegen schon, wie lange der Umbau dauern würde: 15 Monate.

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