Fußball

„Stark in der Birne“: Barisic ein bisschen aufgeregt

Vor sechs Jahren eröffnete Rapid das Allianz-Stadion. Zoran Barisic, wenige Wochen zuvor überraschend als Trainer entlassen, saß aus Verärgerung darüber erst im Juli 2018 beim Abschiedsspiel von Steffen Hofmann erstmals auf der Tribüne. Aus Respekt vor seinem ehemaligen Kapitän. Im Mai 2019 bezog Sport-Geschäftsführer Barisic sein Büro im Stadion, Drei Jahre und fünf Monate später wird er Samstag zum ersten Mal dort auf der Trainerbank sitzen und in der Coaching Zone agieren. Hofmann gehört zu seinem Staff ebenso dazu wie Thomas Hickersberger und Jürgen Macho (Bild oben). Am Tag davor gab „Zoki“ zu, schon ein „bisserl aufgeregt“ zu sein, hoffte, dass alle Spieler seiner Premiere gegen Austria Klagenfurt ebenso entgegenfiebern wie er. Die Tribünen werden ziemlich voll sein: Schon Wochen, bevor Barisic auf Ferdinand Feldhofer als Trainer folgte, entschloss sich Rapid zur Aktion „zahl zwei, geh drei“. Wer Karten für die letzten drei Heimspiele vor der WM-Pause gegen Klagenfurt, Hartberg und den LASK kauft, muss nur für zwei bezahlen. Knapp 16.000 Karten waren bis Freitag verkauft.

Die große Frage: Was fällt Barisic gegen die bisherige Heimschwäche Rapids ein? Er wusste einige Ansatzpunkte, über die er im Detail nicht reden wollte: „Stark in der Birne, gut mit der Kugel umgehen. Das ist das wichtigste“, hieß seine Wunschvorstellung. Bedeutet in etwa selbstbewusst agieren, viel Ballbesitz haben, unnötige Fouls in der eigenen Hälfte vermeiden, da Austria Klagenfurt bekannt für gute Standards ist. Von sechs Punkten, die in den zwei Heimspielen am Samstag und am Nationalfeiertag gegen Hartberg Pflicht sind, redete er kein Wort. Er will nicht unnötig noch mehr Druck aufbauen. Weil es bei Grün-Weiß ohnehin immer einen gibt.

Seine Startelf vom 4:1-Cupsieg in Wattens am Dienstag kann Barisic nicht mehr bringen: Max Hofmann wird für Monate ausfallen. Der 29 jährige Innenverteidiger, der zuletzt mit Schmerzen spielte, muss sich Montag beim Tiroler Spezialisten Markus Reichkendler einer Hüftoperation unterziehen. Zum Glück gelang Christopher Dibon im Cup als Ersatz für Hofmann sein x-tes Comeback, daher ist mit ihm weiter zu rechnen. Samstag wahrscheinlich gemeinsam mit dem Dienstag zu Unrecht gesperrt gewesenen Leopold Querfeld. Auch, weil sich die Lösung mit Michael Sollbauer und Querfeld im Derby gegen die Austria überhaupt nicht bewährt hatte. Dibon wurde von Reichkendler ebenfalls an der Hüfte operiert. Bereits vor fünf Jahren.

Auf die Rückkehr der Anspielstation Nicolas Kühn muss Barisic ebenso noch warten wie auf die von Innenverteidiger Kevin Wimmer und Moritz Oswald. Sicher beginnen wird der im Sommer von Austria Klagenfurt geholte Mittelfeldspieler Patrick Greil. Bei Feldhofer wanderte er zwischen Startelf und Eratzbank, bei Barisic dürfte er sich in Richtung Stammpersonal bewegen. Derzeit fühlt sich Greil stärker und fitter als am 31. Juli bei Rapids 1:0 in Klagenfurt, wo er nach 56 Minuten, elf vor dem entscheidenden Elfmetertor von Guido Burgstaller, ausgetauscht wurde. Vergleiche zwischen Barisic und seinem ehemaligen Trainer in Klagenfurt, Peter Pacult, wollte er nach fünf Tagen mit Barisic nicht ziehen. Die Vermutung, dass Pacult der wesentlich lautere Trainer war, bestätigte er nicht.

„Ich habe Peter Pacult einiges zu verdanken“, sagte Barisic über seinen ehemaligen Chef, der ihm den Beginn seines Trainertätigkeit ermöglicht hatte. Was Pacult früher bei Rapid und jetzt mit Klagenfurt auf die Reihe brachte, spreche für dessen Qualitäten.  Pacults Punkteschnitt bei Austria Klagenfurt liegt nach 70 Spielen bei 1,63, bei Rapid steht er nach 209 Partien zwischen 206 und 2011 auf 1,78. Der von Barisic ist nach 148 Partien zwischen 2013 und 2016  mit 1,76 fast ident. „Der Trainer ist neu, die Spieler sind die gleichen geblieben“, fiel Pacult zur Rapid-Situation ein, glaubte, dass sich seit dem Aufstieg ins Cupviertelfinale die Lage bei Grün-Weiß etwas von Krise in Richtung Aufbruchstimmung bewege. Klagenfurts Sportchef Matthias Imhof gestand in der „Kleine Zeitung“, er habe vor einem Sieg in Hütteldorf etwas Angst. Weil Rapid dann Pacult wahrscheinlich zurückholen werde, womit die geplante Vertragsverlängerung in Klagenfurt nicht zustande kommen würde. Barisic bezeichnete diese Szenario als eine Art „positive Angst“, verriet aber nicht, ob Imhof damit richtig liegen könnte. Das Wiedersehen mit Pacult bei seiner Trainerpremiere im Allianz-Stadion sieht Barisic als skurrile Situation.

 

Foto: SK Rapid.

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