Die Admira als Trainerfriedhof der Bundesliga. Was in der Südstadt seit 14 Monaten passierte, ist kaum zu überbieten. Aber die Aktion am Tag vor dem „Rückspiel“ gegen die Austria am Dienstag Abend in der Generali-Arena trieb den Wahnsinn auf die Spitze. Die Rückkehr des am 23 .Februar 2020 beurlaubten Klaus Schmidt (Bild oben) soll den nötigen Impuls im Kampf um den Klassenerhalt bringen: „Er hat schon einmal eine heikle Aufgabe bewältigt, wird von den Spielern respektiert und geschätzt“, erklärte Sport-Geschäftsführer Franz Wohlfahrt den nahezu unglaublichen Schritt. Der 53 jähriger Grazer stand noch auf der Gehaltsliste von Admira. Denn als er den Job vom Deutschen Reiner Geyer im September 2019 übernommen hatte, handelte er eine Vertragsklausel aus, wonach sich der bei Klassenerhalt automatisch um ein Jahr verlängert. Schmidt durfte die Mission nicht selbst erfüllen, musste gehen, weil es der von Sponsor Flyeralarm eingesetzte Mastermind Felix Magath so wollte. Damals war de Admira so wie jetzt Vorletzter. Mit dem von Magath eingesetzten Zvonimir Soldo verhinderte Admira mit Glück den Abstieg, womit sich Schmidts Vertrag verlängerte. Soldo musste letzten September nach einer desaströsen Vorstellung in der ersten Runde gegen Rapid gehen, für ihn kam Damir Buric. Für den Kroaten kam nach 26 Spielen und einem Punkteschnitt von 0,77 das überraschende Ende. Einige behaupten sogar, weil Schmidt sonst womöglich St. Pöltens Trainer geworden wäre. Eine unglaubliche Kombination.
Fakt ist, das St. Pöltens Sportchef Georg Zellhofer letzten Samstag nach dem 1:2 in Ried über einen neuen Trainer nachdachte. Der Sprotchef war mit sich als Interimstrainer nach Robert Ibertsberger gar nicht zufrieden. Schmidt kannte er aus einer gemeinsamen Saison in Altach. 2017/18 war dort Zellhofer Sportchef, Schmidt Trainer, bis er einer Vorarlberger Lösung mit Werner Grabherr weichen musste, die nur acht Monate gut ging. Um bei St. Pölten für die letzten fünf Runden einzuspringen, hätte Schmidt den Vertrag mit der Admira lösen müssen. Die Gerüchteküche besagt, dass er deswegen vorstellig wurde und damit die Admira auf die Idee brachte, ihn wieder selbst einzusetzen. Darüber musste gar nicht detailliert verhandelt werden, der Vertrag läuft noch bis 30. Juni. Muss deshalb Zellhofer weiter auch als Trainer beim Letzten St. Pölten fungieren?
Allein zu glauben, dass es so etwas hätte laufen können, ist eigentlich unfassbar. Aber im Fußball soll alles möglich sein. Schmidts Punkteschnitt in den 15 Spielen auf Admiras Trainerbank war mit 0,93 besser als der von Buric: „Ich bin mit Tränen in den Augen vor 14 Monaten hier rausgegangen“, meinte Schmidt beim Comeback-Training am Montag Nachmittag, „jetzt brenne ich auf die Aufgabe!“ Er habe sich in der Pause täglich mit Fußball beschäftigt, will versuchen, bei Admiras Spielern die Gier auf Siege zu wecken. Ob es nicht doch an der mangelnden Qualität als an der fehlenden Gier lag, dass es nur zum vorletzten Platz reichte? Fakt ist, dass die fünf Winter-Neuzugänge die Mannschaft bisher nicht entscheidend verstärken. Schmidt ist sozusagen Admiras letzte Patrone. Die Austria ist also in Erwartung des Schmidt-Effekts, muss den aber verhindern, um in der Qualifikationsrunde vor Hartberg zu bleiben. Es wird interessant, ob es Schmidt gelang, mit einem Training das Gesicht der Mannschaft zu verändern. Etwas Neues gibt es auch bei Violett. Allerdings nur einen Brustsponsor bis Saisonende, das Installationsunternehmen ERGE, den sicher nicht der strategische Partner Insignia fand. In der finanziellen Not zählen sechsstellige Beträge sehr viel. Neu könnte vielleicht Benedikt Pichler in der Startelf stehen. Beim 2:0 in der Südstadt blieb er laut General Manager Peter Stöger im Talon, weil er zuvor nicht nur gesperrt, sondern auch erkrankt war. Bei der Austria grassierte nicht Corona, sondern eine Grippevirus. Auch das gibt es noch.
Sonstige Neuigkeiten? Seit Montag ist offiziell, dass in der letzten Runde zu Pfingsten und danach im Play-off 3000 Zuschauer in die Stadien dürfen. Rapid machte aus dem Wechsel seines Kapitäns Dejan Ljubicic nach Saisonende zum 1. FC Köln kein Geheimnis mehr. Dass Ljubicic Grün-Weiß ablösefrei verlassen wird, wusste man seit Monaten. Nur das Ziel war unklar. Der Traditionsklub Köln ist ein gefährliches Pflaster. Da kann sich Ljubicic bei Stöger erkundigen. In Wien oder in Köln, sollten sie dort zusammentreffen. Stöger behauptet weiter, aus Köln kein Angebot zur Rückkehr zu haben. In den letzten Wochen änderte sich aber am Trainersektor nicht nur einmal rasch alles. Siehe Admira und Schmidt. Ljubicic kann passieren, dass seine Legionärszeit in der zweiten Liga beginnt. Köln steht derzeit am Relegationsplatz, die Gegner in den letzten drei Runden sind Freiburg, Hertha BSC Berlin und Absteiger Schalke. Köln mit hat mit Florian Kainz bereits aktuell einen Ex-Rapidler, bei Grün-Weiß hat er mit Ljubicic aber nie zusammen gespielt. Chefscout bei Köln ist sseit Dezember Österreichs Ex-Teamspieler Harald Cerny. Von ihm stoll der Tipp Ljubicic gekommen sein. Cerny hat mit Stöger einen gemeinsamen Spielervergangenheit in den Neuzugerjahren. Eine Saison beim FC Tirol.