Fußball

Trimmels größter Tag beginnt mit 15 Minuten Schweigen seiner Fans

Der August ist der  Monat für besondere Ereignisse in der Karriere von Christopher Trimmel. Vor zehn Jahren am 12. August das erste seiner drei Länderspiele für Österreich beim 0:2 gegen Kamerun in Klagenfurt. Aber das steht klar im Schatten des 18. August 2019: Da führt der Burgenländer mit Rapid-Vergangenheit asm Bend knapp vor hakb sieben Union Berlin als Kapitän zum ersten Bundesligaspiel der Klubgeschichte gegen RB Leipzig auf den Rasen der Alten Försterei im Berliner Stadtteil Köpenick. Da kann er sich wie der berühmte Hauptmann von Köpenick fühlen. Auch wenn der bisher größte Tag seiner Karriere mit 15minütigem Schweigen beginnt. So protestiere die Ultra-Gruppierung „Wuhlesyndikat“ unter den 22.012 Fans gegen die Kommerzialisierung des Fußballs, für die Leipzig steht. Union-Präsident Dirk Zingler unterstützt die Aktion. Für ihn ist es auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Eisernen, wie der Aufsteiger im Volksmund genannt wird, keinen Spieler von RB Leipzig verpflichten, weil diese nicht den Werten der Union entsprechen sollen.

Erinnert Trimmel alles irgendwie an das Verhalten der Rapid-Ultras. Schon beim Zweitliga-Duell gegen Leipzig erlebte er im September 2014 die Proteste mit. 20.000 Union-Fans hatten sich schwarze Müllsäcke übergezogen, ein Symbol gegen aus ihrer Ansicht nach passierten Tod der Fußballkultur beim Red Bull-Klub von Didi Mateschitz. Auch damals hatten sie die erste Viertelstunde schweigend verfolgt, zudem kippten sie Buttersäure in die Leioziger Fanblock. Ganz schlimm. Es stank bestialisch. Unions Manager Oliver Ruhnert hatte nach dem Aufstieg die Liga darum gebeten, in der ersten Runde nicht gegen Leipzig antreten zu müssen.  Das blieb unerhört.

2014 war Trimmel von Hütteldorf nach Berlin gekommen, bis 2016 an vier Zweitligaduellen gegen Leipzig beteiligt.  Daheim je ein Sieg und Unetnschieden, auswärts zweimal verloren. Alles Vergangenheit. Fünf lange Jahre hatte er auf das große Ziel warten müssen, das er schon beim Wechsel in den Osten der deutschen Hauptstadt aussprach: Den Aufstieg.  Und dann sass er am 27.Mai, als in der Alten Försterei, wo als Erinnerung an alte Zeiten noch immer der Spielstand auf einer Steckanzeigetafel  gezeigt wird, die Zahlen bei Bedarf händisch getauscht werden, durch ein 0:0 in der Relegation gegen VfB Stuttgart der Aufstieg fixiert wurde, gesperrt auf der Tribüne, litt dort Höllenqualen. Da zählt die Bundesligapremiere für „Trimbo“, seit einem Jahr Kapitän der „Eisernen“ um so mehr. Wird er es besonders genießen, wenn er vor Anpfiff das von der Punk-Rockerin Nina Hagen mit ihrer markigen Stimme gesungene Vereinslied hört.

Seit dem Aufstieg erlebt Trimmel  eine ungebrochene Euphorie mit: „Die Fans rennen uns die Bude ein“, freut er sich über den größten Boom, den er bisher miterlebte. Die Mitgliederzahl stieg auf über 30.000, ein Plus von 7000 seit dem Aufstieg. Bei 11.500 verkauften Saisontickets machte der Klub Schluss. Nochmals  fast 11.000 gehen pro Heimspiel in den umkämpften Online-Verkauf. Leipzig bedeutet den Start in ein happige Auftaktprogramm. In den ersten sieben Partien sechsmal gegen Mannschaften, die vergangene Saison unter den ersten acht landeten. „Wir waren in der Aufstiegssaison das best Heimteam. Über unsere Heimstärke können wir den Klassenerhalt schaffen. Nur darum geht es“, weiß Trimmel, der  zum Auftakt auch einen ehemaligen Mitspieler bei Grün-Weiß, Marcel Sabitzer, als Gegner haben wird.  Ob sich Trimmel, der auch mit seinen Tattoos-Künste für Aufsehen sorgte, ein eigenes Klassenerhalts-Tattoo einfallen lasen wird  ähnlich dem bei den Fans sehr begehrt gewesenen Aufstiegs-Tattoo, war noch keine Überlegung wert.

Elf Neue holt Union für das Abenteuer Bundesliga darunter zwei, die früher unter dem nunmehrigen Austria-Sportvorstand Peter Stöger beim 1.FC Köln gespielt hatten: Ex-Dortmund-Abwehrchef Neven Subotic und Stürmer Anthony Ujah, mit zwei Millionen Euro Ablöse der Rekordtransfer. Der von Hartberg geholte Florian Flecker muss auf seine Chance noch warten. Über den Stammplatz von Kapitän Trimmel als Rechtsverteidiger gibt es nicht die geringste Diskussion.

Foto: Union Berlin.

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