Eigentlich spricht nichts dafür, dass Rapid Sonntag erstmals seit neun Jahren zum dritten Mal hintereinander das Wiener Derby gewinnt. Geschäftsführer Steffen Hofmann als Kapitän und Louis Schaub waren 2016 dabei, als zunächst im Frühjahr mit Zoran Barisic als Trainer 3:0 in der Generali-Arena und 1:0 im Happel-Stadion gewonnen wurde, nach der Sommerpause unter Barisic-Nachfolger Mike Büskens 4:1 erneut im Prater. Der „junge“ Schaub war damals auffälliger als zuletzt der Routinier Schaub. Mit Robert Klauß als Trainer gewann Rapid letztes Jahr in Hütteldorf 3:0 und 2:1, jetzt steht er vor seinem ersten Auswärts-Derby und meinte selbstbewusst: „Wir sollen uns nicht kleiner machen, als wir sind. In den Top-Spielen hat es bei uns gepasst“. Damit meinte Klauß, dass Rapid in dieser Saison weder gegen Sturm noch gegen Red Bull Salzburg und die Wiener Austria verloren hat.
Aber Fakt ist, dass die Austria nach 17 Runden sechs Punkte mehr als Rapid hat. Eigentlich schwer nachvollziehbar, wenn man die Marktwerte der vermutlichen Startformationen vergleicht. Der von Austria beträgt laut Internetportal Transfermarkt 12,15 Millionen Euro, ist damit um nicht weniger als 20,65 Millionen geringer als der von Rapid. Dominik Fitz (Bild) ist der Austrianer mit dem höchsten Marktwert, der auf 2,5 Millionen steht. Rapid hat nicht weniger als sechs Spieler mit einem höheren Marktwert als Fitz. Von Dion Beljo (5,0) über Mamadou Sangare (4,5). Kapitän Matthias Seidl, Innenverteidiger Serge Raux Yao (jeweils 4,0) bis zu Isak Jansson und Bendegüz Bolla (jeweils 3,0). Nur vier Rapid-Spieler haben einen geringeren Marktwert als Fitz: Nenad Cvetkovic, Jonas Auer, Lukas Grgic (jeweils 2,0) und Schaub (0,8).
Aber die Austria ist Zweiter und steht im Cupsemifinale, Rapid nur Vierter und im Cupachtelfinale an Zweitligist Stripfing gescheitert. National holte Austrias Trainer Stephan Helm, der den gesperrten Linksverteidiger Matteo Perez Vinlöf durch Hakim Guenouche ersetzen wird, bisher klar mehr heraus als Klauß, der als Erfolg die Qualifikation für das Achtelfinale der Conference League aufwiesen kann. Austria hat bisher alle acht Heimspiele gewonnen, was zuletzt in der Saison 2009/10 unter dem Trainerduo Karl Daxbacher – Sepp Michorl gelang, als die Karriere von Abwehrchef Aleksandr Dragovic gerade begann. Austria mit der besten Heimbilanz der Liga, Rapid gewann auswärts bisher nur beim Schlusslicht Altach, verlor aber auch nur einmal (im August 0:3 bei Blau Weiß Linz). Austria hat bisher auch sieben Tore mehr erzielt als Rapid, keine grün-weißen Fans in der Generali-Arena. Eigentlich spricht wenig für Rapid. Außer dem bekannten Spruch, wonach ein Derby eigene Gesetze hat.