Kein Erfolgserlebnis für Österreichs neuen Teamchef Ralf Rangnick in seinem letzten Spiel als Interimstrainer von Manchester United. Im Selhurst-Park von London gab es mit 0:1 (0:1) eine Niederlage, bei der Cristiano Ronaldo im Kader fehlte, Rangnick drei Talente zwischen 17 und 19 Jahren erstmals in der Premier League einsetzte. Trotz Niederlage rettete Manchester United Platz sechs und die Europa League-Qualifikation, da Rivale West Ham in Brighton nach einer 1:0-Pausenführung 1:3 verlor. Manchester United beendete die Saison ohne positive Tordifferenz. Bilanz der 29 Spiele von Rangnick mit Manchester United: Nur elf Siege, neun Unentschieden, neun Niederlagen, Punkteschnitt 1,44. Nicht berauschend. Rangnick übte auch Selbstkritik, weil es ihm mit seinem Trainerteam die Mannschaft nicht nachhaltig entwickeln konnte.
Montag Mittag veröffentlicht in Wien der ÖFB den ersten Kader der Rangnick-Ära. Zum Start in der Nations League am 3. Mai in Osijek gegen Kroatien werden erstmals drei Deutsche zum Betreuerstab des Teams gehören. Außer Rangnick dessen Assistenten Lars Kornetka und Peter Perchtold, die zuvor nie mit österreichischen Spielern arbeiteten. Das verstehen nicht viele. Auch in Deutschland versteht ein Prominenter der Fußballszene Kritik in Österreich an Rangnick. Reiner Calmund bezeichnete Rangnick zwar als absoluten Top-Mann, sagte aber dezidiert: „Wenn du einen Teamchef-Job machst, kannst Du nicht noch einen zusätzlichen Job eine Woche im Monat bei Manchester United ausüben!“ Das macht Rangnick mit seiner Beratungs-Agentur, die er gemeinsam mit Kornetka vor einem Jahr gründete.
Calmund kam auf Initiative der Social Media-Agentur ML Marketing (Michael Litschka und Alexander Fasching) nach Wien, wo der 73 jährige schon immer das gute Essen schätzte. Aber wer ihn noch von seinem davor letzten Besuch in Wien bei Rapid in Erinnerung hat, der fünf Jahre zurückliegt, der hatte den Eindruck, dass sich Calmund in dieser Zeit gefühlt halbiert hat. Die Zeiten des dicken „Cali“, als er 180 Kilo auf die Waage brachte, sind vorbei. Derzeit dürften es fast 100 Kilo weniger sein (siehe Bild oben). Das schaffte er vor zwei Jahren mit einer Operation, sprich Magen-Verkleinerung. Aber sein Wort hat noch immer Gewicht. Kein Wunder, machte er doch Leverkusen vom Bayer-Werksclub zu einer Topadresse. 1976 begann er als Stadionsprecher, von 1988 war er zunächst Manager, dann Geschäftsführer. In er Zeit gewann Leverkusen je einmal den UEFA-Cup und den deutschen Pokal, kam einmal ins Endspiel der Champions League, wurde viermal Vizemeister. Mit dem Namen „Vizekusen“ musste Calmund leben. Souverän, wie er den Kokain-Skandal um Trainer Christoph Daum „moderierte“. Legendär die Geschichte, wie er 1989 einen Scout als Fotograf für das entscheidende WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und der DDR im Praterstadion akkreditieren ließ, um kurz nach dem Mauerfall an die DDR-Stars heranzukommen. Der stand bald hinter der DDR-Bank. Ein Jahr später präsentierte Calmund Torjäger Ulf Kirsten als neuen Star. In späteren Jahren Bernd Schuster, Rudi Völler und Michael Ballack oder die Brasilianer Paulo Sergio, Jorginho, Emerson, Lucio und Ze Roberto.
In Wien besuchte Calmund die Hohe Warte, gab Viennas Sportchef Markus Katzer Tipps, und lobte Calmund österreichische Teamspieler, die in der Bundesliga engagiert sind. Martin Hinteregger würde auch in der deutschen Nationalmannschaft immer spielen, auch Philipp Lienhart, Xaver Schlager, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Christoph Baumgartner bezeichnete er als Topspieler. Ein ehemaliger Leverkusen-Legionär jubelte Sonntag in Belgrad: Aleksandar Dragovic wurde mit Roter Stern serbischer Meister. Der siebente Meistertitel seiner Karriere nach vier mit dem FC Basel und zwei mit Dynamo Kiew. Donnerstag kann er das Double gewinnen. Im Finale gegen den großen Rivalen Partizan, das garantiert sehr hektisch wird.
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