Fußball

Was Glasner beim VW-Werksklub erwartet

So wie er es von seiner Mannschaft verlangt, so hielt es Oliver Glasner auch bei sich selbst: Er behielt das Gesetz des Handelsn in seiner Hand. Machte Dienstag Vormittag seinen Wechsel zu Vfl Wolfsburg offiziell. Dort erhielt der 44jährige einen Vertrag bis 2022. So lange wäre auch seiner beim LASK gelaufen. Nur wird der in der deutschen Bundesliga besser dotiert sein. Aber darum ging es Glasner nicht. Sondern ganz einfach um die Herausforderung, auch in der deutschen Bundesliga eine Mannschaft nach seiner Vorstellung so entwickeln zu können, dass sie für attraktiven und offensiven Fußball stehen wird. Wovon Wolfsburg Sportvorstand Jörg Schmadtke überzeugt ist: „Wir haben seien beeindruckende Arbeit in Linz verfolgt. Die Gespräche mit ihm ergaben das sichere Gefühl, die richtige Wahl zu treffen.“ Darum läßt sich das Wolfsburg 1,5 Millionen Euro Ablöse kosten. Viele Komplimente. Bei einem Klub, der in den  letzten drei Jahren  fünf Trainer verbrauchte.

Der größte Erfolg des Werksklubs des Autogiganten VW liegt schon zehn Jahre zurück. Noch immer schwärmen sie in der mit 125.000 Einwohnern fünftgrößten Stadt von Niedersachsen vom Meistertitel unter Felix Magath, als Bayern München mit 5:1vom Rasen geschossen wurde. Aber Magath schien zu ahnen, dass nicht mehr geht, weil er als Meister zu Schalke wechselte, Auf ihn folgte Armin Veh, jetzt Sportchef beim 1.FC Köln.  Nach 15 Monaten war es vorbei.  Dann durfte für fünf Monate Lorenz-Günther Köstner ran, auf den Englands Ex-Teamchef Steve McClaren folgte. Seine Ära dauerte 19 Monate, Auf ihn folgte für ein Jahr der deutsche Ex-Teamspieler Pierre Littbarski. Danach kehrte Magath zurück, hörte nach 19 Monaten wieder auf. Für zwei Monate hieß der Nachfolger wieder Köstner, ehe es eine langfristige Lösung gab. Mi dem nunmehrigen Gladbach-Trainer Dieter Hecking von Dezember 2012 bis Oktober 2016. In die Zeit fiel 2015 Platz zwei hinter Bayern und der einzige Pokalsieg. Nach Heckings Ende herrschte auf der Trainerbank wieder ein reges Kommen und Gehen: Zunächst für fünf Monate der Franzose Valerien Ismael, der einen guten Draht zu LASK-Mastermind Jürgen Werner hat, dann neun Monate der Holländer Andries Jonker, bekannt geworden als Assistent von Louis van Gaal bei Bayern, nach Jonker für fünf Mnate der Schweizer Martin Schmidt, der jetzt bei Augsburg amtiert. Bruno Labbadia übernahm in prekärer Situation am 27.Februar 2018, leistete guter Arbeit. Schaffte wie ein Jahr zuvor Jonker via Relegation den Klassenerhalt, führte Wolfsburg heuer ins sichere Mittelfeld ohne Abstiegsängste. Nur fand er zu Schmadtke oder umgekehrt nicht den richtigen Draht. Daher verkündete Labbadia vor einigen Wochen, mit Saisonende aufzuhören.

Die Liste der prominente Namen auf Wolfsburgs Trainerbank, die Namen der prominenten Sportvorstände wie Dieter Hoeneß (2010/11) und Klaus Allofs (2012 bis 2016), die nicht das schafften, was sie erreichen wollten, zeigt: Glasner wagt sich an keinen einfachen Klub heran. Aber das reizt ihn. Punkto Arbeitsbedingungen wird es an nichts fehlen, obwohl der seit 1.Juni 2018 amtierende Schmadtke ankündigte, eher einen Sparkurs zu fahren, um die Mannschaft zu stabilisieren. Auf alle Fälle muss Glasner ein größeres Stadion füllen als beim LASK: Die Volkswaren-Arena fasst 30.000 Zuschauer. 24.000 mehr als das TGW-Arena in Pasching.

Glaner vertraut wie auch Peter Stöger gerne auf Tipps des erfahrenen Soziologen Werner Zöchling. Stöger könnte Glasner sicher Tipps geben, wie es so ist, mit Schmadtke, dem ehemaligen Tormann von Freiburg und Fortuna Düsseldorf, zusammenarbeiten. Drei Saisonen klappte es mit ihnen beim 1.FC Köln sehr gut bis hervorragend, dann nicht mehr. Alles endete mit Differenzen im Herbst 2017. Erstmals sprachen sie danach erst wieder vor einigen Wochen, als Stöger Gast von Borussia Dortmunds Boss Hans Joachim Watzke beim Heimspiel gegen Wolfsburg war. Über seinen neuen Klub könnte Glasner auch mit einem seiner Spieler beim LASK reden: Mit Emanuel Pogatetz, der in der zweiten Ära Magath mit dem Brasilianer Naldo (später bei Schalke, derzeit bei Monaco) im Wolfsburger Abwehrzentrum spielte. Pogatetz kennt Schmadtke aus seiner Spielerzeit in Hannover, als der dort Sportchef war. Auch in der aktuellen Wolfsburger Mannschaft hat Glasner einen Vertrauten: Tormann Pavao Pervan war bis letzten Sommer sein Kapitän beim LASK. In Wolfsburg ist der 31jährige die Nummer zwei hinter Koen Casteels, derzeit bis Saisonende durch eine Verletzung des Belgiers die erste Wahl.

Die Wolfsburger Stützen sind außer Casteels der amerikanische Innenverteidiger John Brooks, im Mittelfeld der Franzose Joshua Guilavogui sowie Urgestein Max Arnold, der seit 2009 in Wolfsburg spielt.  Gut besetzt ist der Angriff mit dem Holländer Wout Weghorst, dem Schweizer Teamspieler Ademir Mehmedi und dem Deutschen Daniel Ginczek. Es wäre keine Überraschung, sollte LASK-Flügelflitzer Joao Victor Glasner nach Wolfsburg folgen. Der zweitwichtigste Ansprechpartner für Glasner nach Schmadtke: Der 34jährige Kaderplaner Marcel Schäfer, als Spieler Linkverteidiger, der viele Jahre in Wolfsburg spielte, seine Karriere in der Major League Soccer bei den Tampa Bay Rowdies in Florida beendete.

Wer wird Nachfolger von Glasner beim LASK? Ismael war in letzter Zeit nicht nur als Wolfsburg-Scout in Pasching. Als Kandidat gilt Wolfsberg-Trainer Christian Ilzer. Gegen den Steirer spricht weniger der bis 2020 laufende Vertrag in Kärnten, als sein Berater Christian Sand. Der gehörte früher mit Werner zum Team von Stars&Friends, ehe er sich selbstständig machte. Nicht im besten Einvernehmen mit Werner.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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