Fußball

Was Marc Janko in zwei Jahren bei Rapids Gegner Trabzonspor erlebte

Ein Österreicher kann einiges über Rapids türkischen Gegner in der dritten Runde der Qualifikation zur Europa League, Trabzonspor, erzählen. Marc Janko erlebte zwischen 2012 und 2014 einige nicht sehr angenehme Dinge an der Schwarzmeerküste. Rückblickend bezeichne der 41 jährige heute den Transfer vom FC Porto zu Trabzonspor als „größten Fehler in meiner Karriere.“  In zwei Saisonen, in denen es je zwei Präsidenten und Sportdirektoren sowie vier Trainer gab, absolvierte er nur 30 Spiele, erzielte nur vier Tore. Nachvollziehbar, dass Janko heute keine Kontakte mehr zu Trabzonspor hat.

Gleich zum Auftakt wurden seine hohen Erwartungen eingebremst. Als ihm Trainer Senol Günes mitteilte, für seinen Kauf sei der Sportdirektor ohne Rücksprache mit ihm zuständig gewesen, er wisse mit ihm eigentlich nichts anzufangen. Es war schon die vierte Traienärq des heute 72 jährigen Günes bei Trabzonspor, wo er eigentlich seit Spielerzeiten ein Idol war. Günes war  Teamtormann, spielte auch in der Qualifikation zur WM 1978 einmal gegen Österreich, kassierte 1977 in Wien das Tor von Walter Schachner zum 0:1. 25 Jahr später war Günes Teamchef, als die Türkei bei der WM 2002 in Japan und Südkorea sensationell Dritte wurde. Von da an war Günes ein unantastbarer nationaler Held. Das 2016 eröffnete, von Stuttgarter Architekten gebaute Stadion mit 40782 Plätzen, in dem Rapid Donnerstag ein Hexenkessel erwartet, wurde nach ihm benannt. Genau Senöl Günes Spor Kompleksi Papara Park.

Im Jänner 2013 musste „Local heroe“ Günes, der Janko kaum einsetzte,  gehen. Der Nachfolger war Janko bekannt: Mit Tolunay Kafkas hatte er bei Admira gespielt. Aber es wurde nicht besser, eher das Gegenteil. Bei Emotionsschlager gegen Fenerbahce Istanbul war Janko wider Erwarten plötzlich erste Wahl. „Wir haben durch deei fürchterliche Böcke im Abwehrzentum 2:3 verloren, Kafkas machte aber mich für die Niederlage verantwortlich, eliminierte mich aus dem Kader!“ Er durfte nicht mehr mit der Mannschaft trainieren, sich nicht mehr in der Kabine umziehen. Einzeltraining mit einem Nachwuchstrainer war die neue Perspektive im Frühjahr 2013. Und auch das wurde behindert und erschwert.

Denn Janko bekam von damaligen österreichischen Teamchef Marcel Koller ein eigenes Fitnessprogramm, das er zusätzlich absolvieren wollte. Denn Koller hielt an Janko fest, baute auf ihn trotz Zuschauerrolle in der Türkei für das wichtige WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden im Juni 2013. Das Österreich im Happel-Stadion 2:1 (2:0) gewann, wobei Janko mit einem Flugkopfball das 2:0 erziele, ehe er mit einem Muskelbündelriss ausschied und monatelang pausieren musste.  Trabzonspor machte immer mehr Druck auf ihn, er wurde gemobbt. Denn Janko war der Topverdiener, den man loswerden wollte. Über einiges, was passierte, will Janko nicht mehr reden. Schließlich einigte man sich auf eine vorzeitige Auflösung des bis 2015 laufenden Vertrags, Janko wechselte zum FC Sydney, mit dem er Vizemeister wurde und Schützenkönig der australischen Liga wurde.

Bei einem Tipp für Trabzonspor-Rapid passt Janko. Weil er seit Jahren kein Interesse hat, Details über Trabzonspor zu erfahren. Der siebente und  bisher letzte Meistertiteel liegt zwei Jahre zurück, es war der erste seit 1984.

Foto: Servus TV/Manuel Seeger.

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