Groß war die Euphorie um Rapid nach dem 1:0 gegen Doublesieger Sturm Graz am letzten Sonntag, der kleinen „Revanche“ für das verlorene Cupfinale. Wie viel davon bleibt nach dem Hinspiel der dritte Runde zur Qualifikation beim siebenfachen türkischen Meister Trabzonspor, der letzte Saison Rang drei belegte, noch übrig? Die Zahlen machen es verständlich, dass Trainer Robert Klauß und Sportchef Markus Katzer den Ball flach halten, Trabzonspor als leichten Favorit sehen. Der Trabzonspor-Kader hat mit 96,63 Millionen Euro einen Marktwert, der um 67,78 Millionen über dem von Rapid legt. Trainer Abdullah Avci, der 2022 den letzten Meistertitel nach Trabzon holt, im März 2023 beurlaubt wurde, aber schon sieben Monate später seinen Nachfolger (Ex-Austria-Trainer Nenad Bjelica) wieder ablöste, bekam im Sommer bisher nicht weniger als 24 Neuerwerbungen, Klauß nur sieben. Den prominentesten, den 33 jährigen Innenverteidiger Stefan Savic (74 Länderspiele für Montenegro, davor neun Jahre bei Atletico Madrid) setzte Avci in der zweiten Runde bei den Siegen gegen den slowakischen Cupsieger Ruzomberok noch gar nicht ein, den 31 jährigen Linksverteidiger Borna Barisic, der zuvor sechs Jahre bei den Glasgow Rangers war und 35 Länderspiele für Kroatien absolvierte, nur fünf Minuten. Zwei neue Stürmer erzielten gegen Ruzomberok je ein Tor: Cihan Canak und der Rumäne Denis Dragus. Für Canak zahlte Trabzonspor an Standard Lüttich zwei Millionen, for Dragus 1,7. So teuer war keine grün-weiße Neuerwerbung.
Bei Rapid werden Donnerstag sicher drei Sommerkäufe in der Startelf stehen. Rapid macht weitere Neuzugänge davon abhängig, ob die Gruppenphase in Europa oder Conference League erreicht wird. Das kann nur sportliche Gründe haben. Finanzielle sicher nicht. Denn Rapid machte laut den Zahlen des Internetportals Transfermarkt heuer im Transfergeschäft ein Plus von nicht weniger als neun Millionen Euro. Vier Verkäufe spülten mehr als zwölf Millionen Euro in die Kassa. Der von Nicolas Kühn im Winter zu Celtic Glasgow 3,5, der von Leopold Querfeld zu Union Berlin drei, der von Fally Mayulu zu Bristol überraschend sogar 3,5, zuletzt der von Nikolas Sattlberger zu Genk vorerst zwei, mit Bonizahlungen können es 2,5 werden. Zusammen mehr als zwölf Millionen.
Die Neuzugänge? Kühn-Nachfogler Christoph Lang kostete im Jänner 600.000 Euro, Noah Bischof 400.000. Von den Sommertransfers kamen der ungarische Teamverteidiger Bendegüz Bolla und der französische Abwehrspieler Serge Raux-Yao ablösefrei, am teuerste war Mamadou Sangara (700.000). Die Heimkehr von Louis Schaub sowie das Zukunftsprojekt Jakob Schöller kosteten je 500.000 Euro, der endgültige Erwerb des Schweden Isak Jansson war um die Hälfte billiger. Die Leihgebühr für den kroatischen Stürmer Dion Beljo betrug 300.000 Euro, die Kaufsumme für Linksverteidiger Benjamin Böckle 200.000.
Macht zusammen 3,45 Millionen. Vor einem Jahr betrug das Transferbudget drei Millionen, Präsident Alexander Wrabetz kündigte beim Amtsantritt im November 2022 an, künftig werde mehr Geld in den Sport fließen. Jetzt wäre es bei einem Transferplus von neun Millionen eigentlich vorhanden.
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