Fußball

Welche Note verdient die Liga beim Saisonzeugnis?

Am Wochenende steigt die vorletzte Runde der Bundesliga und der zweiten Liga. Wird man diese Saison vermissen? Trotz der bisher besten Europacupbilanz mit vier neuen Rekorden wird es dafür nicht viele Gründe geben. Begeisterung entstand nur selten. Wie sollte das auch passieren? Ein Titelkampf hat nie wirklich existiert, seit 24. April steht Red Bull Salzburg auch theoretisch zum zehnten Mal in Folge als Meister fest. Drei Tage später war auch an Platz zwei von Sturm Graz nicht mehr zu rütteln. Die „Blackies“ mit ihrem umsichtigen Sportchef Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer sorgten mit ihrem Aufschwung für positive Reaktionen, motivierten die Fans, die Stadiontribünen zu füllen. Das mitunter auch der Austria gelang, die in finanziell schwierigen Zeiten besser abschnitt als es zu Saisonbeginn aussah, mit Matthias Braunöder zudem einen „Rising Star“, einen Topmann der Zukunft, präsentierte. Andere sah man nur im Dress von Salzburg. Wie Karim Adeyemi, der künftig aber Tore für Borussia Dortmund erzielen wird, Luka Sucic oder Nicolas Seiwald. Die Attraktion bei Sturm ist Oldie Jakob Jantscher, der Däne Rasmus Höjlund könnte eine werden. Die Wiener Austria ist noch mitten im Kampf um Platz drei, der für die im Finish noch verbliebende Spannung steht ebenso wie der gegen den Abstieg. Der schon Samstag gegen Altach entschieden sein könnte.

Für wen hätte sich in dieser Saison eigentlich der Stadionbesuch belohnt? Für starke Vorstellungen von Salzburg auf internationaler Bühne mit Ausnahme des Abschieds-Debakels im Achtelfinale der Champions League gegen Bayern München, bei Sturm Graz und Austria, eigentlich auch für Austria Klagenfurt und WSG Tirol. Der beste Aufsteiger seit langen schaffte es trotz „VAR-Verfolgung“ sogar in die Meistergruppe, WSG Tirol kam mit Langzeittrainer Thomas Silberberger und dem cleveren Sportdirektor Stefan Köck im Rahmen seiner Möglichkeiten nie in Abstiegsgefahr. Das Minus bei beiden Klubs? Sie kamen bei den Fans nicht wirklich an, ohne dass es dafür nachvollziehbare Gründe gibt. In Tirol bezweifeln Insider, dass sich dies nicht ändert, obwohl Wacker Innsbruck nächste Saison nur mehr im Amateurlager zu finden sein wird. Trainer der Saison? Heiße Anwärter sind Manfred Schmid und „Oldie“ Peter Pacult.

Blieben die Traditionsklubs, die viel schuldig blieben. Die Probleme von Rapid und LASK inklusive Trainerwechsel sorgten eher für die Themen, nicht großer Fußball. Der LASK wurde zwar ungeschlagen Gruppensieger in der Conference League, aber die Gruppengegner aus Israel, Finnland und Armenien forderten dies geradezu heraus. Bei Grün-Weiß konnte man sich nur auf die Fans verlassen. Sie kommen weiterhin. Für das letzte Heimspiel der Saison gegen Salzburg sind trotz enttäuschender Leistungen in den letzten vier Runden 18.000 Karten verkauft. Es hat sich noch keine große Hoffnung für eine bessere Zukunft profiliert, Yusuf Demir enttäuschte nach der Rückkehr aus Barcelona bisher auf allen Linien. Für Robert Ljubicic wird es wohl das letzte Heimspiel werden. Der Wechsel nach Kroatien zu Dinamo Zagreb steht vor dem Abschluss. Sein grün-weißen Kapitel dauerte nur ein Jahr. Bringt Rapid einen Millionenbetrag plus Beteiligung am Weiterverkauf. Aber auch das zeigt, wie groß die Schere derzeit zwischen Salzburg und Hütteldorf derzeit ist: Adeyemi wurde um einen Betrag verkauft, der mehr als zehnmal so hoch ist wie der bei Ljubicic. Auch dadurch zu erklären, dass Torjäger höher im Kurs stehen als Mittelfeldspieler und es in der deutschen Bundesliga ein anderes Preisniveau gibt als in Kroatien.

Schuldig blieb die Liga als Vertreter des Spitzenfußballs klar Stellung zu beziehen, wenn es um für sie wichtige Belange ging. Wie die Wahl des ÖFB-Präsidenten Gerhard Milletich oder des neuen Teamchefs Ralf Rangnick. Auch wenn bei der Salzburgs Sportchef Oliver Freund eine wichtige Rolle spielte. Allerdings nicht in offizieller Funktion, sondern eher im Hintergrund. Eine Liga, die etwas auf sich hält, müsste sich dabei aktiver einbringen. Bleibt die zweite Liga. Dort gibt es zwar das Duell um Titel und Aufstieg zwischen Austria Lustenau und dem Floridsdorfer AC, das bis ins Finish spannend bleibt. Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass zu viel schiefläuft. Es gibt aus verschiedensten Gründen keinen Absteiger.  Um das Titelduell nicht zu gefährden, werden die letzten zwei Spiele von Wacker Innsbruck vor der Insolvenz der Profiabteilung aus dem Umfeld von Austria Lustenau finanziert. Denn wenn der Traditionsklub die Saison nicht beendet, würden alle Saisonspiele gestrichen werden, womit die Vorarlberger Platz eins an den FAC verlieren würden.

Das macht alles kein gutes Bild. Daher kann es beim Saisonzeugnis für die Liga keine gute Note geben. Nicht einmal ein befriedigend. Mehr als vier und genügend geht nicht, wäre nur ein Versuch, alles schönzureden.

 

 

Foto: Gepa/Admiral.

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