Puls 4 zittert um seinen Quotenbringer in der Europa League: Bis zu 451.000 Zuseher lockte Salzburgs 0:3 bei Napoli vor den TV-Schirm, im Schnitt 315.700. Das bedeutet einen Marktanteil von 11,6 Prozent. Und der wird nicht mehr zu schaffen sein, sollte Salzburg nächsten Donnerstag vor ausverkauftem Haus nicht die wundersame Aufholjagd gegen Italiens Vizemeister gelingen. Wenn auch noch Adi Hütter, der sich für seinen Ausraster, wegen dem ihn der schottische Referee William Collum von der Trainerbank auf die Tribüne schickte, entschuldigte, aber dennoch für das Retourspiel gesperrt wurde, und Martin Hinteregger mit Eintracht Frankfurt in Mailand an Inter scheitern sollten, Max Wöber mit dem FC Sevilla in Prag gegen Slavia nicht gewinnt, dann würde ein Österreich-Bezug ab dem Viertelfinale fehlen. Der zu Emir Dilaver und Dinamo Zagreb wird nicht sehr groß wie die anderen sein.
Als „jung, dynamisch, talentiert, aber auch verrückt und unberechenbar“ schilderte Italiens Zeitung „La Repubblica“ Salzburgs Mannschaft. Unberechenbar und verrückt verbanden sie mit den Innenverteidigern Andre Ramahlho und Jerome Onguene. Der „Corriere dello Sport“ schilderte Salzburg als eine freche Mannschaft, die sich auf die Stürmer verlasse, aber Schwächen in der Defensive zeigte. Und wenn die Stürmer wie Donnerstag im Stadio San Paolo nicht treffen,kann´s bitter werden oder sich es beschissen anfühlen, wie Trainer Marco Rose eingestand. Nach 18 Minuten und Napolis zweitem Tor warf er bereits schwer frustriert seine Jacke weg.
Dass mit der Niederlage Österreichs Fixplatz in der Gruppenphase der Champions League 2020 wackelt, darf im Moment kein Thema sein. Jetzt geht´s darum, das Unmögliche vielleicht noch möglich zu machen. In Salzburg nicht nur phasenweise voll da zu sein, weil das auf diesem Niveau nicht reicht, wie Rose treffend feststellte: „Wir hätten höher verlieren, aber auch Tore schießen können.! So sah es auch der erfahrene Carlo Ancelotti, dem gar nicht gefiel, wie seine Mannschaft beim offenen Schlagabtausch im Finish unter Druck geriet. Der deshalb gar nichts davon hören wollte, dass mit dem 3:0 schon alles gelaufen sei.
Rose sah die Niederlage nicht als Weltuntergang, er sah keinen Bedarf für Mitleid: „Das wollen wir auch nicht. Wir arbeiten weiter“. Klang nach Kampfansage für Donnerstag. Die man auch von Stefan Lainer (Bild oben) hörte: „Man sollte uns noch nicht abschreiben. So überragend war Napoli auch wieder nicht.“ Wer Salzburg abschreibt, weil Xaver Schlager wegen einer Gelbsperre nicht dabei sein kann, begeht sicher einen Fehler. Dem erfahrenen Ancelotti wird der leider nicht unterlaufen. Er hat mit Milan im Champions League-Finale 2004 in Athen gegen Liverpool innerhalb von 26 Minuten einen Dreitore-Vorsprung verspielt.