Fußball

Werner raus? Ohne ihn wäre die Austria nicht mehr in der Bundesliga

Die „Begleitmusik“ zum Austrias ersten Saisonsieg gegen Wolfsberg blieb in Erinnerung. Vor dem violetten Fansektor in der Generali-Arena hing in den ersten 17 Minuten ein Transparent mit der Aufschrift: „Unsere Wunschlösung: Werner und Orti raus!“ Eine gelenkte Aktion gegen Sportvorstand Jürgen Werner und Sportchef Manuel Ortlechner. Gelenkt von einigen, die sich selbst zu „wahren Ur-Austrianern“ ernannten, den Verein lenken wollen, die Kontakte in die Chefetage haben und dort wahrscheinlich sogar auf offene Ohren stoßen. Ortlechner quittierte das Transparent, das er von seinem Stammplatz auf der Medientribüne gut sehen konnte, mit einem Lächeln. Werner weiß damit umzugehen.

In Wahrheit waren sowohl Transparent wie auch Sprechchöre gegen Werner eher peinlich. Denn was die „wahren Ur-Austrianer“ nicht zur Kenntnis nehmen wollen oder bewusst verdrängen, dass sich Werner eher einen Platz in der violetten Ehrengeschichte verdienen würde. Als er 2022 mit seinen Investoren aus der Beraterszene einstieg, hatte die Austria ein Minus von 72 Millionen Euro. Werner investierte auch eigenes Geld.  Dass die Austria unter diesen Voraussetzungen nicht um Titel mitspielen kann, muss jedem klar sein, der halbwegs den Tatsachen ins Auge sieht. Platz drei in de Saison 2020/21 unter Manfred Schmid streute manchem Sand in die Augen. Präsident Kurt Gollowitzer hat bis heute sowohl Werner als auch Ortlechner die Trennung des von ihm unterstützten Schmid im Dezember 2022 nicht verziehen.

Selbst einer mit Austria-Vergangenheit wie Peter Stöger weiß, wie schwer es ist, neue Wege bei Violett zu gehen. Während seiner Sportchef-Ära von2019 bis 2021  brach die große Finanzkrise aus. Er wurde ersucht, seine internationalen Kontakte aus seiner erfolgreichen Zeit in Deutschland spielen zu lassen, um Investoren, die Millionen in die Austria pumpen, zu finden. Es gelang ihm tatsächlich, eine Gruppe, zu der auch die Eigentümer der Aspire-Academy aus Katar gehörten, aufzustellen. Doch die kam einigen zu „gefährlich“ vor.  Daher kam auf Initiative des Vorsitzenden des Austria-Verwaltungsrats, Robert Zadrazil, damals Vorstandsvorsitzender der Bank Austria, 2021 der Deal mit der Agentur Insignia zustande. Auf große Worte folgte ein totaler Flop.

Ohne den Millionen der Gruppe um Werner würde es die Austria gar nicht mehr geben. Zumindest in der derzeitigen Form, sprich in der Bundesliga. Wer das abstreitet, verdrängt die Realität. Fakt ist, dass die Austria derzeit nicht die finanziellen Mittel hat, um, wie von manchen gewünscht, Werners Gruppe die Anteile an der Austria-AG abzukaufen. Ebenso keine, um ein Transferbudget aufzustellen, das es ermöglicht, Spieler zu holen, die Austria auf Anhieb stärker machen. Das Netzwerk von Werner machte es unter anderem möglich, dass Austria von Bayern zu günstigen Konditionen dreimal Leihspieler bekam. Dieses Netzwerk hat derjenige sicher nicht, den die „Ur-Austrianer“ als Werners Nachfolger einsetzen wollen: Den Ex-Austrianer Michael Wagner, der bereits im Verwaltungsrat sitzt. Die Empfehlung für den 48 jährigen: Seine Erfahrung als Spieler, bis Juni Langzeit-Trainer bei TSU Obergänserndorf in der zweiten Landesliga Nord.  Kommentar überflüssig.

Die richtigen Worte zu den Fan-Aktitiväten am Sonntag fand Aleksandar Dragovic nach seinem Comeback im violetten Dress vor den Sky-Kameras: „Ich verstehe die Fans nach den letzten Wochen, Schimpfwörter solle man aber außen vor lassen. Nur zusammen können wir Erfolg haben!“

Foto: Sky Sport Austria.

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