Fußball

Wie geil ist denn das: Jetzt hat Jogi (fast) alles!

Innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal U21-Europameister und erstmals den Confed-Cup gewonnen! Und den nicht einmal mit der ersten Garnitur. Fußball-Deutschland schwelgt zu Recht in Euphorie wie die Schlagzeile auf Seite eins von „Bild“ zeigt:  „Jetzt sind wir (fast) alles“. Nur der Europameister-Titel fehlt in der Sammlung. Aber die Schlussfolgerung, dass Deutschland trotzdem die Nummer eins der Welt ist, liegt auf der Hand. Auch wenn Real Madrid die Champions League gewinnt, die Europa League an Manchester United ging, das sind Titel, die mit Hilfe teurer ausländischer Legionäre gewonnen wurden. Die mit der Nationalmannschaft sind sozusagen die ehrlichsten.

Die einzige Mannschaft, die nicht in Bestbesetzung zum Confed-Cup kam, gewann ihn. Ohne Niederlage. Siegte im Finale als jüngste Mannschaft (Durchschnittsalter 24,7 Jahre) gegen Chile, die älteste (Durchschnittsalter 30,3) 1:0. Blieb somit ausgerechnet im Endspiel erstmals ohne Gegentor. Räumte  groß ab: Timo Werner, der sich letzte Saison unter Ralph Hasenhüttl bei RB Leipzig mächtig weiter entwickelte, bekam mit drei Tore und zwei Assists den Goldenen Schuh des Schützenkönig, Julian Draxler wurde bei seiner Premiere als Teamkapitän als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Jogi Löw gewann sein zweites von drei Endspielen. Nur das erste vor neun Jahren im Wiener Happel-Stadion ging bei der Euro gegen Spanien 0:1 verloren. In den anderen zwei hieß es 1:0 für Deutschland: 2014 im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro  gegen Argentinien dank Joker Mario Götze zum WM-Titel, Sonntag in St. Petersburg durch „Newcomer“ Lars Stindl von Mönchengladbach zum Triumph im Confed-Cup. Klar, dass der Teamchef „megastolz“ war, wie er versicherte.

Auch die nicht aufgebotenen Weltmeister reihten sich prompt via Twitter unter die Gratulantenschar, zu der  auch der 2014 zurückgetretene Teamkapitän Philipp Lahm gehörte. Ebenso gratulierte Jerome Boateng, Thomas Müller. Ilkay Gündogan, Sami Khedira und Mats Hummels. Der mit den Worten, denen man nichts hinzufügen muss: Wie geil ist denn das? Der megastolze Jogi steht jetzt vor seiner nächsten großen Herausforderung: Nämlich die Serie zu brechen, dass der Confed Cup-Sieger noch nie ein Jahr später auch Weltmeister wurde. Für Löw wäre es nichts Neues, Serien zu knacken. Er wurde mit Deutschland ja auch als erstes europäisches Team in Südamerika Weltmeister. 2018 werden sicher Spieler dabei sein, die jetzt fehlten. Das „Rezept“, um gegen das Gesetz der Serie anzukämpfen.

Alle sprachen ihn auf die bevorstehende Qual der Wahl an, wen er bei diesem Riesenangebot nächstes Jahr zur Weltmeisterschaft mitnimmt. „Nur wenige sind unantastbar“, beeilte sich Oliver Bierhoff, der Manager des Erfolgsteams, festzustellen. Löw drückte es diplomatischer aus: „Diejenigen, die jetzt dabei waren, haben eine bessere Position als vor dem Confed-Cup.“ Aber ansonst sollte man die Euphorie einmal sacken lassen, dann beobachten, welchem der  jungen Spieler die Entwicklung in Richtung Weltklasse gelinge. Es gibt ja noch Verletzte, die weder bei der U21 noch im Confed-Cup dabei waren, aber interessant sind: Marco Reus, Götze, Manchester City-Legionär Leroy Sane oder Dortmunds Mittelfeldspieler Julian Weigl.

Das Endspiel befeuerte nochmals die Diskussionen um die Sinnhaftigkeit des Videobeweises. Denn als der Chilene Jara Werner den Ellbogen ins Gesicht stieß, reagierten die  Schiris aus dem Videoraum, der Franzose Clement Turpin und der Slowene Jure Prapotnik. Und baten Referee Miodrag Mazic, sich die Szene beim Kabinengang nochmals am TV-Shirm anzuschauen. Der Serbe beließ es bei Gelb statt Rot, eine klare Fehlentscheidung. Und die stellte den Videobeweis in Frage. Oder zeigt, dass es der Serbe, auch wenn er ein Liebling von UEFA-Schiedsrichterboss Pierluigi Collina ist, nie lernen wird. Veli Kavlak kann davon ein Lied singe. Denn als ihm vor vier Jahren in München Toni Kroos bei Österreichs 0:3 in der WM-Qualifikation vor den Augen von Mazic den Ellbogen ins Gesicht rammte und das Nasenbein brach, gab es nicht einmal die gelbe Karte.

 

 

 

 

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