Fußball

Wöber dachte über Sevilla lange nach: „Die richtige Wahl für mich!“

Max Wöber war bereits einmal auf Urlaub in Sevilla, weiß daher, dass seine fußballerische Zukunft in einer durchaus attraktiven, reizvollen 700.000 Einwohner-Stadt liegt, in die er Sonntag von Amsterdam aus flog. Der 20jährige Ex-Rapidler sagte nicht sofort ja zum reizvollen Angebot aus Andalusien, einen Vertrag über viereinhalb Jahres zu unterschreiben: „Ich hab  lange nachgedacht. Das hat ein paar Tage gebraucht, bis ich mich entschieden habe. Da gab es schon einige Aspekte.“ Etwa Gespräche mit Ajax. Mit Sportchef Marc Overmars, der ihn von Rapid geholt hatte, mit Trainer Erik ten Hag: „Der war zum Glück ehrlich genug, um mir zu sagen, welchen Stellenwert ich habe und haben werde“.  Nämlich eine verlässliche Alternative im Abwehrzentrum oder als linker Verteidiger zu sein, aber kein Stammspieler, der gesetzt ist. Das sind Kapitän Matthijs de Ligt und Daley Blind. Und wenn de Ligt, noch ein Jahr jünger als Wöber, im Sommer Ajax verlassen wird, gilt der bereits jetzt um neun Millionen von den Boca Juniors geholte Argentinier Lisandro Magellan als Nachfolger: „Da wurde mir einer Wein eingeschenkt. Das war schon okay.“ Wöber will seine eineinhalb Jahre bei Ajax nicht schlecht reden. Warum auch? „Wenn ich gebraucht wurde, hab ich seriöse Leistungen gebracht. Auch in der Champions League.“ Lediglich in zwei Partien brachte er nicht das, was Ajax von ihm und er von sich selbst erwartete: „So ehrlich muss ich sein.“

Und dann gab es auch die sozialen Aspekte. Den neu aufgebauten, netten Freundeskreis wieder zu verlassen, vielleicht sogar zu verlieren: „Aber das ist der Job.“ Denn die Telefonate mit Sevilla bestärkten ihn zum Sprung nach Spanien. Vor allem die Versicherungen von Trainer Pablo Machin, auf ihn in seiner Marschroute mit drei  Innenverteidigern zu setzen: „Er sagte mir, überzeugt zu sein, dass ich Sevilla helfen werde. Das hört jeder  Spieler gerne.“ Auch, dass Machin dies noch einmal gegenüber den spanischen Medien bekräftigte. Zudem ist Wöber als technisch starker, ballsicherer Spieler überzeugt, dass ihm der spanische Fußball taugen wird: „Keine hohen Bälle wie in England, da geht es auch darum, den Ball zu besitzen, ihn möglichst schnell zirkulieren zu lassen. Natürlich muss man auch in Spanien als Defensivspieler seine Zweikämpfe gewinnen.“  Auf diese Art des Fußballs freut er sich schon. Eine neue Sprache lernen zu müssen, sieht er dazu als interessante Herausforderung: „Ich wusste gar nicht, dass sich Sevilla bereits letzten Sommer wegen mir mit Ajax in Kontakt war.“

Ein halbes Jahr später wurde alles konkret: „Der FC Sevilla ist sicher die richtige Wahl für mich. Wenn ich weiter an mir hart und konsequent arbeite, dann werde ich dort mit mehr Erfahrung auch ein noch besserer Spieler.“ Schon jetzt ist er der viertteuerste Österreicher. Aber das  interessant ihn nur am Rande. Er weiß, auch beim  FC Sevilla zum Erfolg verdammt zu sein. Zum Champions League-Platz in der La Liga, zu Erfolgen in der Europa League. Schon allein durch Sevillas drei Siege hintereinander zwischen 2014 und 2016. Deshalb rüstete der aktuell Tabellendritte auch in der Offensive auf. Sogar Alvaro Morata, der bei Chelsea nicht mehr sonderlich gefragt ist und sich auch nicht mehr wohl fühlt, war eine Überlegung wert, Aber die Verhandlungen mit der Geschäftsführerin Marina Granovskaia gestalteten sich eher kompliziert. Also holte Sportchef Joaquin Caparros, früher Trainer von Österreichs Ex-Teamkapitän Andi Ivanschitz bei Levante, den aus Barcelonas Nachwuchsschmiede „La Masia“ hervorgegangenen Mittelstürmer Munir el Haddadi. Der 23jährige mit marokkanische Wurzeln kam zwar in der Meistertruppe nicht an Topstars wie Messi oder Luis Suarez vorbei, zeigte aber sein Können, als er an Alaves und Valencia verliehen war. Auch mit Toren.  el Haddadi kostete zehn Millionen Euro weniger als Wöber, weil sein Vertrag in Barcelona nur noch bis Ende Juni lief. Sonntag kam el Haddadi beim 0:2 in Bilbao als Joker kurz zum Zug. Wöber sass zu diesem Zeitpunkt noch im Flugzeug aus Amsterdam. Mit der Niederlage ging Platz drei an Real Madrid verloren,, der bei Sevillas Stadtrivalen Betis glücklich 2:1 gewann. Betis spielt in Grün-Weiß. Das wird für den Ex-Rapidler Wöber noch etwas gewöhnungsbedürftig.

Sein erstes Ziel  heißt jetzt einmal, sich in Sevilla, der Wiege des Flamencos, zu etablieren. Dass er nächstes Wochenende sein Debüt gleich im Bernabeu-Stadion gegen Real Madrid feiern wird, kann er sich nicht vorstellen, hätte aber keine Angst davor.  Auch ansonst ist er frohen Mutes. Und hat weiter ein Ziel für Juni im Auge, dass ihm viel wert ist: Mit Österreich bei der  U21-Europameisterschaft in Udine und Triest zu spielen. Wobei das nicht alles ist: „Keine Frage, ich will auch Europameister werden.“

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