Ein Kärntner ist derzeit ein Unikat im europäischen Profifußball: Gerhard Zuber, geboren in Wolfsberg, muss als sportlicher Leiter des deutschen Zweitligisten Hannover 96 seinen Vertrag bis 2020 seit vier Monaten im Büro absitzen. Isoliert von Führungsetage, von der Geschäftstelle und dem Mannschaftstrakt. Er ist von Klub-Boss Martin Kind kaltgestellt worden. Jetzt gilt er als ärmster Nichtstuer im deutschen Fußball, in dem er bereits seit zehn Jahren arbeitete.
Während seiner Zeit in Graz bei Sturm, wo er in der Marketing-Abteilung begann, knüpfte er Kontakte zum ehemaligen deutschen Sturm-Legionär Horst Heldt. Daraus entstand eine Freundschaft. Heldt holte als Sportchef des VfB Stuttgart Zuber zu den Schwaben, wo er von 2009-2011 als Scout arbeitete. Danach folgte er Heldt zu Schalke 04, war fünf Jahre lang Assistent des Sportvorstands. Mit Heldt übersiedelte er 2017 nach Hannover, wurde unter ihm sportlicher Leiter. Der Aufstieg gelang, in der ersten Saison der Klassenerhalt. Als sich im Frühjahr 2019 der Abstieg abzeichnete, wurde Heldt von Kind freigestellt. Er ist nicht mehr in Hannover, erhält sein Gehalt weiter bis zur Vertragsauflösung. Ein neues Sportduo mit dem ehemaligen Spieler Jan Schlaudraff als Direktor und dem sportlichen Leiter Alexander Klitzpera versucht die Niedersachsen zurück in die Bundesliga zu bringen. Statt aber Zuber freizustellen, wird der 43jährige Stück für Stück demontiert. Mit immer zweifelhafteren Mitteln.
Am 10.April wurde Zuber Interims-Manager, bis zur Installierung eines neuen Sportchefs. Bald redete Kind aber nur noch mit Schlaudraff, macht ihn bald zum Chef. Gespräche mit Zuber über die Vertragslösung scheitern, auch weil strittig ist, ob die von Zuber im Herbst 2018 unterschriebene Vertragsverlängerung bis 2021 rechtskräftig ist. Also griffen Kind und Schlaudraff zu anderen Mitteln. Bald hatte er mit der Schlüsselkarte nur noch Zutritt zur Geschäftsstelle und zu seinem persönlichen Büro. Auch sein Zugriff auf Spielerdaten oder Verträge wurde gesperrt, der Zugang zum Hauptcomputer gekappt. Damit fehlt einem sportlichen Leiter die Grundlage zur Arbeit. Ins Trainingslager nach Österreich durfte er nicht mitfliegen, er sass eine Woche alleine in Hannovers Geschäftsstelle seine Zeit ab. In Österreich erklärte Schlaudraff, dass Zuber in Zukunft keine Rolle mehr spielen wird. Zum Ligastart wurde beschlossen, dass der Kärntner auch nicht mehr zu Auswärtsspielen mitreisen darf. Anfang August musste Zuber sein Büro in der Geschäftsstelle für Nachfolger Klitzpera räumen, bekam ein neues im Stadion zugewiesen.
Laut Arbeitsvertrag hätte der Kärntner das Recht, bei Team-Besprechungen anwesend zu sein. Man sieht ihn aber nur bei öffentlichen Trainings am Rand stehen, zu geheimen hat er keinen Zutritt. Wer behauptet, das Hannover 96 Zuber schlecht behandelt, der untertreibt noch schwer. Offenbar will Kind soviel Druck aufbauen, dass Zuber von sich aus hinschmeißt. Er soll rund 150 000 Euro pro Jahr verdienen, macht das beste aus der verkorksten Situation: Er schaltete einen Anwalt an und schweigt.