Kein anderer Klubs schoss in den ersten 16 Spielen dieser Champions League mehr Tore als Red Bull Salzburg beim 6:2 gegen Genk am Dienstag Abend. Auf Platz zwei folgte Dinamo Zagreb am Mittwoch vor 35.000 Zuchauern mit vier zum 4:0 (3:0) gegen Atalanta Bergamo. Ein Super-Abend für Ex-Austria-Trainer Nenad Bjelica, für die Ex-Austrianer Emir Dilaver und Marin Leovac, den Schützen des 1:0 sowie den 26jährigen Stürmer Mislav Orsic, der so wie Erling Haaland 24 Stunden zuvor drei Tore erzielte. Allerdings nicht in einer Hälfte. Der 19jährige Norweger hat damit schon einen Rekord in der Champions League: Der jüngste Spieler, dem drei Tore in einer Hälfte gelangen. Je dreimal trafen Ajax Amsterdam beim 3:0 gegen Lille, Manchester City beim 3:0-Auswärtssieg über Schachtjor Donezk. Bayern München zum 3:0 gegen Roter Stern Belgrad zum 3:0 und Paris St. Germain auch ohne den gesperrten Neymar und den verletzte Kylian Mbappe beim 3:0 gegen ein desolates Real Madrid.
Also redet Fußball-Europa außer über die Aufholjagd von Atletico Madrid gegen Juventus von 0:2 auf 2:2 auch viel über die Salzburger Torfabrik. Allen voran über Haaland. Bis ein Uhr früh mussten norwegische Journalisten auf ihn warten, so lange beschäftigte ihn die Dopingkontrolle. Ehe er meinte, er hoffe, dass Salzburg eine ähnliche Rolle spielen könnte wie letzte Saison Ajax Amsterdam. Die Holländer waren bis ins Semifinale gekommen. Salzburg als neues Ajax, keine schlechte Idee. In der Wartezeit auf Haaland hörten die norwegischen Medienvertreter, was die Salzburger Mitspieler über ihren Goalgetter erzählten. Dass er wegen seiner 1,91 Meter Größe und der dennoch vorhandenen Wendigkeit im Training oft nur durch Fouls zu stoppen sei. Dass er sich schon Montag für die Gala in Stimmung brachte, in dem er im Auto via DVD-Player ständig die Champions League Hymne ertönen ließ.
Und promt fragte sich nach dem ersten großen internationalen Auftritt des Youngsters viele, wie lange er in Salzburg spielen wird, ob er etwa bald seinem Ex-Trainer bei Molde, Ole Gunnar Solskjaer, zu Manchester United folgen könnte. Jan Age Fjörtoft, Rapids früherer Torjäger aus Norweger, twitterte, dass Salzburg jetzt mit Wolfgang Amadeus Mozart und Haaland zwei Wunderknaben habe, Fjörtoft hatte bei der WM 1994 in den USA mit Haalands Vater Alf für Norwegen gespielt, Österreichs Ex-Teamspieler Martin Hiden, jetzt Scout bei Rapid, mit ihm bei Leeds. Alf Haaland plant die Karriere seines in Leeds geborenen Sohnes Erling, entschied letztes Jahr, dass er nicht das Angebot von Juventus annehmen wird, sondern das aus Salzburg. Hiden, noch immer mit seinem ehemaligen Nebenspieler in Kontakt, weiß daher aus Gesprächen, dass Alf mindestens zwei Jahre in Salzburg für Erling plante, damit er sich für eine europäische Topliga weiter entwickeln und verbessern kann. Salzburgs Sportchef Christoph Freund gibt sich keinen Illusionen hin, dass Haaland bis zum Vertragsende 2023 für Salzburg stürmen wird. Jetzt fragen sich alle, wie viele Millionen Haaland Salzburg bringen, wie hoch die Rekordablöse sein wird. Mindestens 30 Millionen oder noch mehr? Mit den drei Toren gegen Genk stieg Haalands Marktwert wieder um einen siebenstelligen Betrag.
In der Leipziger Red Bull-Filiale redeten nach dem 2:1-Startsieg bei Benfica Lissabon bereits alle über das Achtelfinale. Salzburg ist gut beraten, trotz der Gala gegen Genk den Ball weiter flach zu halten. Die Devise, jetzt fahren wir nach Liverpool und zeigen dem Titelverteidiger an der Anfield Road ,dass wir besser sind, wäre Hochmut, der oft vor dem Fall kommt. Aber die Mannschaft scheint so geerdet, dass diese Gefahr eigentlich nicht besteht. Und auch Trainer Jesse Marsch wird dafür sorgen, dass alle am Boden bleiben. Liverpool wird eine Reaktion auf das 0:2 bei Napoli zeigen, für das Trainer Jürgen Klopp verärgert auch seinen Landsmann, den deutschen Referee Felix Brych, wegen eines umstrittenen Elfers zum ersten Tor der Italiener, verantwortlich machte. Daheim wird Liverpool ganz anders auftreten, das ist so sicher wie das Amen im Gebet.
Für einen Salzburger in Diensten von Bayer Leverkusen begann die Champions League mit einem Schock: Teamkapitän Julian Baumgartlinger unterlag daheim gegen Russlands Vizemeister Lok Moskau 1:2 (1:2), das Finnlands Teamtorhüter Lukas Hradecky mit einem schlimmen Aussetzer beim zweiten Tor verschuldete, Baumgartlinger spielte bis zur 71.Minute, Aleksandar Dragovic wieder gar nicht.
Foto: Red Bull Salzburg.
