Gegen Lech Posen wurde aus einem 1:1 nach der 64. Minute ein 1:4, letzten Sonntag gegen Sturm Graz in der zweiten Hälfte aus einem 0:1 ein 0:3, vier Tage später in der Conference League bei Villarreal nach der 76. Minute aus einem 0:2 noch ein 0:5-Debakel. Zum dritten Mal brach die Austria nach guten Phasen in der zweiten Hälfte weg, das muss zu denken geben. Jetzt ist Violett am Boden zerstört, muss aber Sonntag im Wiener Derby bei Rapid wieder aufstehen. Sonst gibt es die nächste Enttäuschung. Anders als es Dominik Fitz nach der Abfuhr bei Sky behauptete, gab es in Valencia eigentlich nichts, worauf die Austria für Sonntag aufbauen könnte.
Das Unheil begann schon beim Aufwärmen: Mit Andreas Gruber meldete sich der zuletzt beste Offensivspieler wegen Schwindelgefühlen ab. Villarreals Trainer Unai Emery ließ diesmal nicht wie in den ersten zwei Gruppenspielen mit Francis Coquelin und Alex Baena nur zwei Stammspieler beginnen, sondern mit Senegal-Stürmer Nicolas Jackson noch einen dritten. Aber auch in der zweiten Garnitur gab es Spieler mit Klasse, die Austria überfordeten. Etwa der nigerianische Flügelflitzer Samuel Chukwueze. Gegen ihn hätten auch andere Verteidiger als der unerfahrene Dario Kreiker schlecht ausgesehen. Überdies verlor bei Chukwuezes Flanke Reinhold Ranftl im Strafraum Baena aus den Augen, der Spanier stoppte den Ball mit dem linken Oberschenkel, traf mit links genau ins lange Eck. Im Rückstand kam die beste violette Phase, in der es an Mut nicht fehlte. Fitz traf zum vierten Mal in dieser Saison die Latte, der Ausgleich von Muharem Huskovic zählte wegen einer knappen Abseitsstellung. Bis zur Pause hatte die Austria 53 Prozent Ballbesitz, lag aber 0:2 zurück. Nach einem unverzeihlichen Fehler im Spiellaufbau. Damit war klar, dass die Austria auch das elfte Europacupspiel hintereinander nicht gewinnen wird.
Zur zweiten Hälfte erlöste Austrias Trainer Manfred Schmid Kreiker, bot für ihn mit Manuel Polster einen Offensivspieler auf. Ein Beweis mehr, wie dünn Austrias Personaldecke derzeit ist. Emery hingegen wechselte mit Argentiniens Teamspieler Giovanni Lo Celso und Etienne Capoue noch zwei Spieler der ersten Garnitur ein, dazu den 35 jährigen Jose Morales, der letzte Saison bei Zweitligist Levante spielte, somit „Hausherr“ im Estadio Ciudad de Valencia war. Dem Oldie gelang zwischen der 76. und 88. Minute der klassische Hattrick, einmal unter Mithilfe von Austrias Tormann Christian Früchtl. Damit versenkte das „gelbe U-Boot“ die Austria total. Bei Lech Posen gegen Beer Sheva fiel kein Tor, womit die Austria mit nur einem Punkt die schlechteste Mannschaft der Gruppe ist. Noch Aufstiegschancen? Nur mit einer Sensation gegen Villarreal am kommenden Donnerstag in der Generali-Arena. Selbst wenn es die Spanier, deren Aufstieg praktisch feststeht, es locker angehen lassen sollten, fällte es schwer, daran zu glauben.
Auch der Ex-Austrianer Eric Martel erlebte gemeinsam mit den Ex-Rapidler Florian Kainz und Dejan Ljubicic einen gebrauchten Abend, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie bei seinem Ex-Klub. Der 1, FC Köln verlor daheim gegen Partizan Belgrad 0:1 (0:1), was einen unerwarteten Rückschlag bedeutet.
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