Fußball

.20 Jahre Steffen: Rapid feiert seinen Fußball-Gott!

Drei Tage vor dem Start in die Qualifikation zur Conference League gegen Lechia Gdansk (beim Aufstieg würde im August der Sieger aus Aris Limassol gegen Neftci aus Aserbaidschan als zweite Hürde warten) war es genau 20 Jahre und einen Tag her, dass Steffen Hofmann sein erstes von 540 Pflichtspielen für Rapid bestritt. Am 17. Juli 2002 im zarten Alter von 21 Jahren wechselte ihn der damalige Trainer Josef Hickersberger knapp vor Schuss beim Stand von 1:1 gegen Admira im Happel-Stadion ein, es endete mit 1:2, einer Last Minute-Niederlage.  Zur Startelf gehörte der aktuelle Trainer Ferdinand Feldhofer. Daher gibt es im Rapid-Museum, dem Rapideum, seit Montag die Sonderausstellung „20 Jahre Steffen Hofmann“, die bis Mitte laufen wird September. Auf die Eröffnung durch Präsident Martin Bruckner sowie die Geschäftsführer Christoph Peschek und Zoran Barisic, zu der auch Hofmanns ehemalige Mitspieler Jimmy Hoffer und Mario Sonnleitner kamen, folgte ein Jubiläumsabend vor 700 Fans, zu denen er immer ein Naheverhältnis hatte. Vom aktuellen Kader spielte der von den Fans zum „Fußballgott“ ernannte Hofmann, der bereits in seiner zweiten grün-weißen Saison Kapitän war, mir 22 der jüngste, den Rapid je hatte, noch mit Guido Burgstaller, Max Hofmann, Christopher Dibon zusammen.

Geholte hatte den gebürtigen Franken Deutschlands Rekordspieler Lothar Matthäus von den Amateuren Bayern Münchens. Deren legendäre Trainer Hermann „Tiger“ Gerland gab ihm den Satz „was willst du dort,  nach Wien kannst auch noch mit 30 gehen“ mit auf dem Weg nach Österreich. Für viele war der Transfer die einzige gute Tat von Matthäus bei seinem achtmonatigen Auftritt als Rapid-Trainer. Mit Ausnahme eines halbjährigen Gastspiels bei TSV 1860 München im Frühjahr 2006 unter einem österreichischen Trainer (Walter Schachner) blieb Hofmann bis heute bei Rapid. Ungewöhnlich für einen Legionär. Die schnelle Rückkehr machte der damalige Präsident Rudi Edlinger zur Chefsache. Weil sich zu schnell herausstellte, dass Rapid seine Nummer elf nicht annähernd gleichwertig ersetzen konnte und die sich nicht bei den Münchner „Löwen“ nicht wohl fühlte.

Das Comeback endete aber mit einem Fiasko: Beim 0:1 in Ried riss das Seitenband im linken Knie. Ab November spielte er wieder. Da war schon ein Buch über seine Karriere am Markt. Mit dem Titel jetzt erst recht, er ist wieder hier in seinem Revier. Das präsentierte der Wiso-Verlag im noblen Hotel Sacher. Aus seinen 16 Spielerjahren bei Rapid blieb viel in Erinnerung. Aus den frühen Jahren etwa die zweite Tore gegen Rubin Kazan in der Qualifikation zum UEFA-Cup, die Rapid trotz 0:2-Heimniederlage im Hanappi-Stadion schaffte. Beim 3:0 -Auswärtssieg traf Hofmann zweimal. Zur Führung und mit einem Freistoß zum Aufstieg. Er jubelte 2005 und 2008 mit dem Meisterteller, den zweiten machte auch das historische 7:0 am Ostersonntag in Salzburg möglich. 2005 gelang gegen Lok Moskau auch der Aufstieg in die Gruppenphase der Champions League, führte er Rapid gegen seinen Ex-Klub Bayern als Kapitän auf das Feld des Happel-Stadions, Nach der Saison 2009/10 war er als erster Mittelfeldspieler mit 20 Treffern Schützenkönig vor zwei Torjägern, vor seinem ehemaligen Mitspieler Roman Wallner und Salzburgs Marc Janko. Herausragend auch sein Freistoßtor beim 2:0-Heimsieg gegen Salzburg mit einer Spezialbrille, die er wegen einer Augenverletzung tragen musste. Im Herbst 2014  gehörte er zum UEFA-Team nach der Vorrunde in der Europa League. Ein Jahr zuvor gelang ihm in der Qualifikation gegen PAOK Saloniki in Hütteldorf der unvergessliche Treffer von der Mittellinie zum 3:0-Endstand.

2017 ernannte ihn Rapid zum Ehrenkapitän auf Lebenszeit. So wie vor ihm Heribert Weber. Steffens Rückennummer elf bleibt zehn Jahre geschützt. Mit den 540 Pflichtspielen ist Hofmann der Rekordspieler der 123 jährigen Klubgeschichte. Auch nach dem Ende der Spielerkarriere 2018blieb er seinem Herzensklub verbunden: Zunächst als Talentemanager und offiziell Co-Trainer von Rapid II (in Wahrheit war er der Chef), im letzten Herbst nach der Trennung von Didi Kühbauer kurz als Interimstrainer für drei Spiele in Bundesliga und Europa League, seit Jänner als Sportkoordinator an der Seite von Sportchef Zoran Barisic, dem fünften von gesamt sieben Trainern, unter denen er bei Rapid spielte. Der zum Unterschied von seinen zwei Nachfolgern Damir Canadi und Goran Djuricin Hofmann richtig schätzte.

Was rund um die Ausstellung und den Jubiläumsabend, bei dem Steffens Gespräch mit der langjährigen Rapid-Stimme Andy Marek auch großen Unterhaltungswert hatte, aber keiner aussprach: Eine Zentralfigur und Galionsfigur wie Hofmann fehlt Rapid, seit er nicht mehr spielt. Sein Schlusswort: „Rapid ist mein Verein, zu dem ich gehöre, bei dem ich immer bleiben werde.“

Foto: West Ham.

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