Fußball

41 Transfers in der Bundesliga: St. Pölten mit sechs Neuen der „Großkäufer“

In Europas Topligen war Mittwoch um 24 Uhr Transferschluss. In der deutschen Bundesliga wurden mit 70 Transfers 161,7 Millionen Euro umgesetzt. Am meisten gab Peter Stögers Borussia Dortmund für einen Neuen aus: 21,5 Millionen für den Schweizer Innenverteidiger Manuel Akanji. Einige der letzten Aktivitäten betrafen auch Österreicher: Ralph Hasenhüttl bekam bei RB Leipzig keinen neuen Außenverteidiger, der sofort hilft, sondern mit Everton-Leihgabe Adenuola Lookman einen englischen U20-Welmeister als Offensivspieler für die linke Seite. Florian Kainz erhielt bei Werder Bremen mit dem 21jährien Kosovo-Teamspieler Milot Rashica, für den 7,5 Millionen Euro Ablöse an Vitesse Arnheim fällig waren, einen neuen Konkurrenten auf seinen Positionen. Und einen neuen Beweis, das alle Beteuerungen von Vertrauen in ihm von Trainerseite zwar geredet, aber nicht „gelebt“ werden. Passierte nicht nur jetzt bei Florian Kohfeldt, sondern auch davor bei Alex Nouri. Der Steirer sollte die Konsequenzen ziehen, sich für Sommer etwas überlegen.

Für die größte österreichische Überraschung sorgte Italiens Rekordmeister Juventus, weil er U21-Teamspieler Arnel Jakupovic nach Turin holte. Einen Spieler, der im Herbst bei Empoli in der Serie B nur zu vier Kurzeinsätzen über gesamt 32 Minuten gekommen war. Das klingt besser als es ist. Jakupovic ist nur für die „Primavera“ von Juventus, sprich die Nachwuchsrunde eingeplant, kann sich dort für den Aufstieg in den Kader der Kampfmannschaft empfehlen. Ob das gelingt? Im Prinzip kann´s nur besser werden, als in der Serie B nicht zum Zug zu kommen. Jakupovic hat bei Empoli einen Vertrag bis 2021, der Wechsel zeigt wieder einmal, was mit entsprechendem Manager-Netzwerk alles möglich ist. Der 19jährige verließ 2015 die Austria-Akademie in Richtung England zu Middlesbrough, spielte dort kaum in der ersten Mannschaft. Daher 2017 der Wechsel zu Empoli. Und nach einem Jahr Juventus. Bei Austria wäre er jetzt ziemlich sicher Stammspieler. Das würde für die weitere Karriere mehr bringen als Reservist bei Empoli oder in der Primavera bei Juventus. Kann alles passieren, wenn man den falschen Schritt ins Ausland setzt. Vor allem zu früh.

Den problematischen Schritt vollzog Mittwoch auch Christoph Knasmüllner (Bild oben). Er wird nicht mehr im roten Dress der Admira zu sehen sein, er sieht den Wechsel zum englischen Zweitligisten Barnsley als Chance. Abwarten, ob es ihm mit 25 besser ergehen wird als bei seinen mißglückten Auslandskapiteln in jüngerem Alter. Das Debüt im Abstiegskampf der Championship wird der Führende der Schützenliste sicher noch nicht Samstag gegen die Queens Park Rangers in London feiern, wahrscheinlich eine Woche später daheim gegen Sheffield Wednesday mit Ex-Rapidler Athde Nuhiu. In der Championship steht Andreas Weimann mit Derby County weiter auf Rang zwei, dem direkten Aufstiegsplatz. Im Vergleich zu Knasmüllner ist Weimann nicht nur schneller, sondern geradezu ein Muskelpaket.

In Englands Premier League endete am letzten Tag der Transferzeit die „zu null“-Serie von Aleksandar Dragovic mit Leicester bei Everton in Liverpool. Der von Arsenal geholte englische Teamstürmer Theo Walcott war mit beiden Toren zum 2:1 (2:0)-Heimsieg der entscheidende Mann. Dragovic spielte im Abwehrzentrum sehr solide, rettete einmal auf der Linie, er trug keine Schuld. Sebastian Prödl kam zum Comeback in der Startelf von Watford. Mit etwas Glück gab es  beim Österreicher-Duell gegen Moritz Bauer in Stoke ein 0:0. Zum zweiten Mal hintereinander nicht im Kader von Stoke: Kevin Wimmer.

In Österreichs Bundesliga läuft die Übertrittszeitzeit erstmals bis 6. Februar. Paukenschläge wie durch Jakob Jantschers Comeback bei Sturm oder die Rückkehr von Andre Ramalho zu Meister Red Bull Salzburg oder von Michael Madl zur Austria sind nicht mehr zu erwarten. Admira wird keinen Ersatz für Knasmüllner holen. „Kurzfristige Entscheidungen sind normal keine guten“, behauptete Trainer Ernst Baumeister. Ganz nach der Devise, wer im Winter groß einkauft, muss im Sommer davor einiges falsch gemacht haben. Bei Winterkönig Sturm Graz stimmt das nicht, weil der Abgang von  Charalampos Lykogiannis, der Ausfall von Philipp Zulechner sowie die plötzliche Chance auf Jantscher die erfolgreichen Aktivitäten von Sportchef Günter Kreissl initiierten.

41 Transfers gab es bisher in der Liga, viel mehr werden es bis nächsten Dienstag nicht mehr werden. Altach sucht noch nach einem Stürmer.  Die Transferbilanz: Neun Aktivitäten bei Meister Red Bull Salzburg, davon sieben Abgänge, mit denen auf Leihbasis der Markt sozusagen fast überschwemmt wurde. Manche kritisieren dies sogar als Wettbewerbsverzerrung. Für den bisher letzten Kauf sorgte Wolfsberg mit dem 24jährigen serbischen Offensivspieler Sasa Jovanovic von Cukaricki Belgrad, der sich wenige Tage zuvor mit dem Dress von Dinamo St. Petersburg hatte photographieren lassen. Abwarten. Zwei Neue werden bei den Kärntnern Samstag gegen Altach beginnen: Salzburg-Leihgabe Igor im Abwehrzentrum, im Mittelfeld der ghanesische Mittelfeldspieler Majeed Ashimeru, der von Austria Lustenau kam. Schlusslicht St. Pölten holte die meisten Neuen: Sechs, also eine halbe Mannschaft. Von Grosskäufer kann man aber nicht reden, sondern von Grossausleiher. Denn vier kamen auf Leihbasis: Von Salzburg David Atanga, von Rapid die Mittelfeldhoffnung Philipp Malicsek, von Sturm der brasilianische Innenverteidiger Luan sowie vom LASK Tormann Filip Dmitrovic. Fix erworben wurden Ex-Admira-Verteidiger Patrick Wessely sowie Eren Keles von Rapid. Der Flügelspieler kostet aber angeblich nur eine Ablöse,wenn es St. Pölten schafft, in der Bundesliga zu bleiben. Egal, ob durch eine große Aufholjagd noch Wolfsberg abzufangen oder via Play-off gegen den Dritten der Ersten Liga. Sollte das Wacker Innsbruck sein, wären die Duelle pikant. Wegen Karl Daxbacher, des Tiroler Trainers mit erfolgreicher St. Pölten-Vergangenheit.

 

Meist gelesen

Nach oben