Fußball

Wie werden sich in Köln fühlen, Herr Stöger?

62 Tage nach seinem Ende beim 1.FC Köln kehrt Peter Stöger als Trainer von Borussia Dortmund dorthin zurück, für ihn etwa  besonderes und spezielles. Die Wohnung in Köln hat er nicht aufgegeben. Wenn er viel in Dortmund zu tun hat, übernachtet er dort im Mannschaftshotel. Fahrzeit von Köln nach Dortmund: Je nach Verkehr zwischen einer und zwei Stunden. Wie er sich Freitag Abend im ausverkauften Kölner Stadion, wo es für ihn bis letzten Sommer vier Jahre lang eine Erfolgsbilanz gab, fühlen wird? „Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen werde. So etwas gab´s ja für mich noch nicht“, gestand er Montag Abend bei einem Kurzaufenthalt in Wien.

Stögers Rückkehr nach Köln kann man auch in Österreich live sehen. Weil „Eurosport“ erstmals von seinem Recht Gebrauch macht und das Freitagspiel, das sonst nur via Pay-TV zu sehen ist, frei schaltet. Die Rückkehr des 51jährigen Wieners liefert in Deutschland jede Menge Schlagzeilen. Seite eins im „Kicker“, Donnerstag und Freitag jeweils ein zweiseitiges Interview in „FussballBild“. Vom Ende des Theaters um den zu Arsenal abgewanderten Torjäger Pierre Emerick Aubameyang, über das der Trainer selbstverständlich froh ist, bis hin zu seinem Abschied aus Köln. Auf den ein verbales Nachtreten des neuen Sportdirektors Armin Veh folgte. Auf das Nachkarten läßt sich Stöger bis heute nicht ein. Sein Nachfolger Stefan Ruthenbeck stellte hingegen vergangene Woche fest, von Stöger keinen Trümmerhaufen übernommen zu haben, keine Mannschaft, die schon aufgegeben hat, beklagte sich aber vor zwei Tagen, dass ihn Stöger nicht zurückgerufen hat (siehe oben). Stöger bestätigte den Anruf des 45jährigen Nachfolgers, sah aber keinen Grund, die Dinge, die im Dezember passierten, nochmals durchzusprechen.  Warum sollte er auch zurückrufen, wenn Ruthenbeck noch als Kölner U 19-Trainer bereits vor Stögers letztem Match bei Köln, dem 2:2 gegen Schalke am 2. Dezember in Gelsenkirchen, angekündigt hatte, sein Nachfolger zu werden? Für einen Händedruck wird Freitag schon Zeit bleiben.

Ob ihn die knapp 50.000 Kölner Fans mit Pfiffen empfangen werden? Wahrscheinlich nicht. Sie nehmen ihrem früheren Kulttrainer nicht die Mißerfolge im Herbst übel, sondern eher die Tatsache, eine Woche nach dem Ende in Köln als neuer Mann in Dortmund begonnen zu haben. Plötzlich statt in rot, in schwarz-gelb an der Outlinie zu stehen. Pfiffe in Köln werden Stöger nur gewiss sein, sollte  Dortmund gewinnen. Kölns Kapitän Matthias Lehmann, viereinhalb Jahre lang Stögers Vertrauter: „Man sollte versuchen, das Trainerthema beiseite zu schieben. Wir wollen Peter, der mir nach seiner Zeit via SMS zu jedem unserer Siege gratulierte, keinen schönen Abend bereiten.“ Der Tabellenletzte Köln braucht die Punkte, um die wundersame Rettung vielleicht noch zu schaffen.

Aubameyangs Nachfolger  bei Dortmund, die Chelsea-Leihgabe Michy Batshuayi, wird nach nur einem Training sicher schon im Kader sein, möglicherweise sogar beginnen. Der Belgier feiert seine Tore wie Aubameyang mit einem Salto, will sich via Dortmund für Belgiens WM-Aufgebot empfehlen. Stöger kann´s nur recht sein. Denn ohne Aubameyang wird möglicherweise seine Zukunft  das zentrale Thema werden, eine Trainerdiskussion beginnen (siehe unten). So sehr ihn Chef Hans Joachim Watzke sowohl in persönlichen Gesprächen als auch in der Öffentlichkeit den Rückhalt versichert. Stöger hat mit Dortmund in der Bundesliga nicht verloren, in fünf Spielen neun Punkte geholt.  Bei den Absprüchen der Borussia, einen Champions League-Platz souverän zu erreichen, möglicherweise zu wenig. So heißt es etwas übertrieben, er habe es noch nicht geschafft, die Wende herbeizuführen. Obwohl Dortmund in den letzten fünf Partien vor seinem Amtsantritt nur zwei Zähler gewonnen hatte. Nach drei Unentschieden in diesem Jahr wäre der erste Sieg überfällig, sonst wird´s nach Köln für ihn ungemütlich. „Wir brauchen die drei Punkte“, gibt Stöger zu, „danach gönne ich es dem FC von vollem Herzen, jedes Spiel zu gewinnen.“

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