Endspurt in Deutschland! In den letzten drei Runden geht es zwischen Bayern München und Borussia Dortmund um den Titel, hinter RB Leipzig zwischen Eintracht Frankfurt, Mönchengladbach, Leverkusen und Hoffenheim um Platz vier und die Qualifikation für die Champions League. Am Tabellenende macht sich der Vorletzte 1.FC Nürnberg bei fünf Punkten Rückstand noch leise Hoffnungen, den VfB Stuttgart vom Relegationsplatz zu verdrängen. Titelverteidiger Bayern hat im Fernduell mit Dortmund Samstag die leichtere Aufgabe: Daheim kann gegen den Letzten Hannover 96 eigentlich nichts passieren. Das ist quasi nur „Aufwärmen“ für die letzten zwei Runden gegen RB Leipzig und Adi Hütters Eintracht Frankfurt sowie das Pokalfinale gegen Leipzig. Dortmund muss zu Werder nach Bremen, wo man noch mit Chancen auf einen Europa League-Platz spekuliert.
Bayern nützt im vorletzten Heimspiel der Saison die Gelegenheit, um die Mannschaft zu ehren, die vor 50 Jahren mit dem zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte, mit dem ersten Double den Klub sozusagen erstmals als klare Nummer eins in Deutschland etablierte. Das passiert vor dem Anpfiff auf dem Rasen der wie immer ausverkauften Allianz-Arena. Zu der historischen Erfolgstruppe um Kult-Tormann Sepp Maier, „Kaiser Franz“ Beckenbauer, den grimmigen Innenverteidiger „Katsche“ Schwarzenbeck, das Kraftpaket „Bulle Roth“ gehören auch zwei Wiener mit Simmeringer Wurzeln: Gustl Starek (Bild oben) und Peter Pumm. Starek, inzwischen 74 Jahre alt, war die ordnende Hand und der Ideengeber im Mittelfeld, ein Jahr zuvor war er mit dem 1.FC Nürnberg, der ihn von Rapid geholt hatte, deutscher Meister geworden. Der im Jahr seines Doubles mit Bayern, des einzigen seiner Karriere, absteigen musste. Der 76jährige Pumm gilt bis heute eigentlich als „Erfinder“ des Offensivverteidigers in der Bundesliga, der heutigen Rolle von David Alaba. Der wichtigste Mosaikstein in der Erfolgsstory von 1969 fehlt bei der Ehrung: Torjäger Gerd Müller, damals mit 30 Toren aus 30 Spielen Torschützenkönig, beim 2:1 im Pokalfinale gegen Schalke in Frankfurt zweifacher Torschütze, lebt demenzkrank in einem Münchner Pflegeheim: „Ohne seine Tore wäre es nie zu Bayerns Erfolgsgeschichte gekommen. Er hat sie möglich gemacht“, sind Beckenbauer und Starek einer Meinung. Müllers Rekord mit 85 Tore in 60 Spielen aus dem Jahr 1972 hielt sogar 40, ehe ihn Lionel Messi verbesserte.
Bayern war 1968/69 von der ersten bis zur letzten Runde Tabellenführer, hatte am Ende acht Punkte Vorsprung auf Alemannia Aachen (50 Jahre später nur noch in der Regionalliga West), je neun auf Mönchengladbach mit Startrainer Hennes Weisweiler, dem berühmten Günther Netzer, „Terrier“ Berti Vogts und Dauerläufer „Hacki“ Wimmer und Eintracht Braunschweig (derzeit in der dritten Liga). Drei von Bayerns damaligen Verfolgern spielten Jahre später in Österreich: Herbert Gronen, damals bei Aachen, von 1972 bis 1976 in Wien bei Rapid, die Braunschweiger Lothar Ulsass und Michael Polywka beim Wiener Sportclub sowie bei der Admira in der Südstadt. Bayerns damaliger Trainer Branko Zebec schaffte etwas, das 50 Jahr später völlig undenkbar wäre: „Er kam in der ganzen Saison mit 13 Spielern aus. Das ist heutzutage mit dem höheren Tempo, der gesteigerten Intensität nicht mehr vorstellbar“, erinnert sich Starek. Pumm und er gehörten zu den acht Spielern, die in den 34 Bundesligarunden keine Minute versäumten, immer durchspielten. Beckenbauer schafft es nicht. Es gab sie also auch schon 1969, die herausragenden „Ösis“ in der deutschen Bundesliga
Natürlich glauben Starek und Pumm, das ihre Nachfolger 2019 das Double holen. Trainer Niko Kovac schwor seine Spieler vorerst auf die letzten drei Runden ein. Die Devise: Sieben Punkte werden reichen, um den Meistertitel zu verteidigen. Das wäre 50 Jahre nach dem zweiten bereits der 29.!