Fußball

Adi Hütters letzter Joker stach in der 96. Minute

Am 6.Oktober hatte mit einer 0:3-Heimpleite gegen Borussia Mönchenglabach die große Herbstkrise von Bayern München begonnen. Samstag holte der Titelverteidiger ohne den verletzten David Alaba mit einem beeindruckenden 5:1 (2:1) bei Mönchengladbach Tabellenführer Borussia Dortmund ein. Der liegt nur noch dank der um zwei Treffer besseren Tordifferenz auf Platz eins. Vor den letzten zehn Runden beginnt das Titelduell damit praktisch wieder bei null. Mit dem Vorteil für Bayern, dass Dortmund noch nach München muss. Die größte Dramatik lieferte Samstag ein Match mit Österreicher-Beteiligung. Das 3:2 (1:1) von Eintracht Frankfurt gegen Hoffenheim in einem Thriller mit dem Siegestor in der 96.Minute. Das für Frankfurts beste Punktebilanz seit 26 Jahren sorgte: 40 Punkte nach 34 Runden hatte die Eintracht zuletzt 1993! Adi Hütter kann auf seine acht Monate lange Trainertätigkeit am Main wirklich stolz sein.

Am Ende freute sich Hütter mit seinen Spielern (Bild oben), auch mit Abwehrchef Martin Hinteregger, über das späte Happy End, in diesem Jahr weiterhin ungeschlagen zu sein.  Lange Gesichter gab es bei Hoffenheims Verlierern, bei dem doch fit gewordenen Florian Grillitsch und Stefan Posch. Frankfurts Führung glich vor der Pause Ex-Rapidler Joelinton aus, der den Ball über die Linie grätschte. Nach 60 Minuten führte Hoffenheim 2:1, nach 65 sah Innenverteidiger Kasim Adams, letzte Saison noch Hütter-Schützling  bei Young Boys Bern, die gelb-rote Ampelkarte. Mit zehn Mann versuchte Hoffenheim den Sieg über die Distanz zu retten. Mit Joelinton als Abräumer vor der Abwehr. Der Ausgleich fiel erst in der 89.Minute durch den Franzosen Sebastien Haller, nach 95:44 Minuten gab es die Jubel-Explosion von 48.000 Eintracht-Fans. Siegestor, weil Hütters dritter und letzter Joker stach: Der 24jährige portugiesische Stürmer Goncalo Paciencia, der in der 80.Minute eingewechselt worden war. Letzten Sommer zahlte Frankfurt für ihn an den FC Porto drei Millionen, im Herbst fehlte er nach einem Meniskusriss. So war es erst der dritte Bundesligaeinsatz von Paciencia mit seinem ersten Tor. Per Kopf nach einem gewonnenen Luftduell gegen Joelinton. Nach 97:42 Minuten pfiff Referee Manuel Gräfe den Thriller ab. Hütter bedankte sich auch bei den Fans: „Sie haben uns zum Sieg getrieben“.

Und zur Chance auf einen Champions League-Platz. Auf den Vierten Mönchengladbach fehlen nur noch zwei Punkte. Über den Sprung auf Platz drei hinter Dortmund und Bayern konnten Marcel Sabitzer und Konrad Laimer mit dem RB Leipzig nach dem glanzlosen 1:0 (1:0) beim 1.FC Nürnberg jubeln. Das Österreicher-Duell in Berlin gewann Valentino Lazaro mit Hertha BSC Berlin mit 2:1 (0:0) gegen  Mainz und Karim Onisiwo, der etwas glücklos agierte, Nach 26 Minuten fehlten bei seinem Kopfball nur Zentimeter zur Mainzer Führung. Teamkapitän Julian Baumgartlinger, der wegen seiner gebrochenen Nase weiter mit schwarzer Gesichtsmaske spielte, und Aleksandar Dragovic, der ab der 22. Minute für den am Kopf verletzten Sven Bender in der Abwehrzentrale aufräumte, freute Leverkusens 2:0 (1:0) gegen Freiburg mit Philipp Lienhart. Jetzt spekuliert auch Leverkusen wieder mit der Champions League: Der Rückstand auf Gladbach beträgt nur vier Punkte.

Bei Guido Burgstallers Rückkehr gingen auf Schalke beim Vizemeister hingegen die Lichter aus: Schlimmes 0:4 (0:1)-Heimdebakel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Eine Runde nach dem 0:3 in Mainz noch mutloser und schlechter. Zwei empörte Vorsinger der Ultras-Fans stürmten nach Schlusspfiff den Rasen, nahmen Kapitän Benjamin Stambouli, einem Franzosen, die Kapitänsbinde weg. Eine schlimmere Schmach kann es nicht geben. Trainer Domenico Tedesco stellte sich den Fans, ließ sich beschimpfen, stellt aber fest: „Ich bin keiner, der sich verpisst.“ Dienstag dürfte aber der aus Leipzig geholte neue Sportchef Jochen Schneider als erste Amtshandlung die Trennung von Tedesco verkünden.

 

Foto: © Eintracht Frankfurt Media.

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