Zu Jahresbeginn verkündete Christian Fuchs, der mittlerweile 36 jährige Ex-Kapitän von Österreichs Fussballteam, das Ende seiner Spielerkarriere. Er machte in der Major League Soccer bei Charlotte aber weiter. Nichts mehr als Linksverteidiger und Kapitän, sondern als Co-Trainer. Am Sonntag prolongierte Christopher Trimmel, ein Jahr jünger, als Fuchs, seine Zeit bei Union Berlin: Im spanischen Trainingslager Campoamor in der Nähe von Alicante machte Oliver Ruhnert, der Sportchef, die Vertragsverlängerung mit dem Ex-Rapidler aus dem Burgenland bis 2024 perfekt. Trimmel nimmt damit seine zehnte Saison bei den „Eisernen“ in Angriff. Union twittere ab elf Uhr ein kurzes Video unter dem Titel Nummer 10 für unsere 28. Auf dem Trimmel, der mit der Rückennummer 28 spielt, sagte: „Ich mach’ die zehn voll. Also pack ma´s“
Aufgewachsen ist Trimmel in Mannersdorf, unweit der Grenze zu Ungarn. Er bekam seinen ersten Profivertrag erst mit 21 bei Rapid. Für den empfahl er sich über die zweite Mannschaft. Eigentlich war er nach Wien wegen seines Studiums gewechselt. Rapids Trainer hieß damals Peter Pacult, der Kapitän Steffen Hofmann, jetzt der grün-weiße Geschäftsführer. Trimmel ist mit ihm bis heute befreundet. So wie Hofmann bei Rapid ist Trimmel jetzt bei Union der König der Standards: „Er war Stürmer, als er hochgekommen ist, brachte unheimlich viel Power mit. Ein intelligenter Junge mit Top-Charakter. Das Wichtigste: Seine Einstellung zum Beruf“, behauptet Hofmann. Trimmel selbst nennt als seine größte Stärke die Disziplin. Auf einem Aushang in der Union-Kabine steht: Was wir machen, machen wir zusammen.
Eigentlich war es fast ein Zufall, dass Trimmel 2014 von Rapid ablösefrei zu Union Berlin wechselte. Weil die Scouts des Klub aus dem Stadtteil Köpenick, der noch in der zweiten Liga spielte, eigentlich den damals 26 jährigen Linksverteidiger Thomas Schrammel beobachteten. Es fiel ihnen aber vor allem der Spieler auf der anderen Seite auf: Trimmel, von Zoran Barisic in seiner ersten Trainerära zum Rechtsverteidiger „umgeschult“. Union-Scout Theo Gries setzte Trimmel durch. Und damit begann dessen wunderbare Reise: 2018 machte ihn der Schweizer Trainer Urs Fischer zum Kapitän, ein Jahr später gelang der Aufstieg, folgte Trimmels Rückkehr ins österreichische Team, 2021 kam Union sensationell auf einen Europacupplatz, war Trimmel mit Österreich bei der Europameisterschaft. 2022 wurden die Erfolge prolongiert: Derzeit steht Union Berlin in der Bundesliga auf Platz fünf, steht in den Play-offs der Europa League, trifft auf Ajax Amsterdam, ist a im Achtelfinale des deutschen Pokals vertreten.
Trimmel hat 286 Spiele für Union absolviert, erzielte sechs Tore, leistete 58 Assists, gilt als große Identifikationsfigur für die Fans. Seine Tattoo-Leidenschaft, der Adler Österreichs, auf seiner Brust, gelten inzwischen nur mehr als Randthemen. Für Trimmel sprechen seine Leistungen: „Die letzten Jahre waren sehr emotional und persönlich prägend“, meinte er im Blick zurück. Zehn Saisonen hintereinander bei einem deutschen Klub schaffte von österreichischen Legionären zuvor nur einer: David Alaba bei Bayern München. Ehrlicherweise muss man sagen, dass niemand diese grandiose Laufbahn Trimmels am Schirm hatte, als er Legionär wurde. Im Sommer 2020 war der Fan von Punkrock und Heavy Metal schon in Wien auf Wohnungssuche. Zentral, in der Nähe von Hofmann. Jetzt bleibt er auf jeden Fall bis 2024 in Berlin. Oder noch länger.
Foto: Reuters.