Erster Trainerwechsel in der Zwölferliga schon nach vier Runden. Gerald Baumgartner kostete das 1:4 beim Aufsteiger Hartberg und das 0:6-Heimdebakel gegen Wolfsberg den Job in Mattersburg, wenige Stunden kam auch das Aus für Sportchef Franz Lederer. Trainer und Sportchef an einem Tag entließ Martin Pucher in den 30 Jahren, in denen er umsichtig und erfolgreich die Geschicke von Mattersburg erfolgreich lenkt, noch nie. Wenn er sich dazu entschloss, dann passiert dies nicht aus einer Laune heraus, da muss schon gravierendes als die unbefriedigenden Leistungen in den letzten zwei Runden passiert sein. Wenn er sich von einem Trainer trennt, was bei einem Vertrag, der bis 2020 lief, nicht billig ist, seit dessen Amtsantritt im Jänner 2017 eigentlich bis auf die letzten zwei Runden alles passte, wie beim 53jährigen Baumgartner. Wenn er nach 16 Jahren einem Urgestein wie Lederer, der zunächst Co-Trainer, dann neun Jahre lang Cheftrainer und seit fünf Jahren Sportchef war, sozusagen die Papiere gibt. Ist es der Machtkampf, den Baumgartner und Lederer intern ausgetragen haben sollen, den der Ex-Trainer dementiert, von einem professionellen Verhältnis spricht und in Folge der geplatzte Kauf von Aserbaidschan-Stürmer Ramil Shedyaev, den Pucher schon im Mai als fix betrachtet hatte?
Pucher wollte sich eigentlich eine Auszeit nehmen, erst im September reden. Das hielt er nicht durch. Sprach die fehlende Diskussionsbasis zwischen Baumgartner und Lederer in den letzte Monaten an. Einen Sieger in diesem Machtkampf wollte Pucher, wie es nun seine Art ist. nicht küren. Er entließ beide. Trainer und Sportchef zugleich zu feuern, das passierte zuletzt bei Rapid vor zwei Jahren mit Mike Büskens und Andreas Müller. Aber anders als in Hütteldorf bestimmte Pucher nicht zuerst den neuen Trainer, sondern den neuen Sportchef. Und traf dabei eine interessante Wahl: Ex-Teamtorhüter Robert Almer (Bild oben) Als im Frühjahr feststand, dass der jährige seine Karriere bei Austria wegen seines lädierten Knies nicht fortsetzen konnte, reagierte Pucher prompt, holte ihn sofort als Tormanntrainer. Jetzt beförderte er Almer, der von 2006 bis 2008 bei Mattersburg gespielt hatte, schon dabei Pucher als solider, anständiger Kerl auffiel, zum Sportchef. Almer, bei seinen 33 Länderspielen Österreichs großer Rückhalt bei der erfolgreichen Qualifikation zur EURO 2016 der sich auch bei der Endrunde nichts zu Schulden kommen ließ, hatte schon als Aktiver stets interessante Gedanken zur Fußballszene, die zum Nachdenken anregten. Mit ihm könnte Pucher ein Coup gelungen sein.
Die erste Nagelprobe wird sein: Wie sehr kann Almer bei der Entscheidung, wer auf Baumgartner folgt, mitreden? Interimistisch ist dies Markus Schmidt, der bisher die Mattersburger Amateure betreute. Bis zur Länderspielpause im September soll alles klar sein. Als Favorit gilt ein anderer Schmidt. Mit Vornamen Klaus. 50 Jahre alt, ein Steirer wie Almer, im Frühjahr noch bei Altach. Aus nicht ganz nach vollziehbaren Gründen musste er dort gehen. Am Markt verfügbar wären noch in alphabetischer Reihenfolge Zoran Barisic, ORF-Analytiker Roman Mählich, Peter Pacult und Heimo Pfeifenberger. Pucher hat aus seiner Rapid-Affiniert nie ein Hehl gemacht. Barisic, Pacult und Pfeifenberger haben eine grün-weiße Vergangenheit. Eine dringliche Aufgabe für den neuen Sportchef Almer wird auch sein, bis Ende August, dem Ende der Transferzeit, einen Stürmer zu finden. Ein möglicher österreichischer Kandidat ist seit Mittwoch nicht mehr zu haben: Marvin Egho wechselte vom slowakischen Meister Spartak Trnava nach Dänemark zu Freja Randers. Der 25jährige Egho, letzte Saison in der Slowakei zum Stürmer der Saison gekürt, unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Trnava freut sich über eine sechsstellige Ablöse.