Fußball

Als nur ein Österreicher in Deutschland spielte: Stolzer Pionier Willi Huberts ist 80!

21 österreichische Legionäre stehen derzeit in der deutschen Bundesliga unter Vertrag. Beim Start vor 45 Jahren war es einziger. Kaum vorstellbar. Der Pionier kam aus der Steiermark, feierte Donnerstag in einem seiner  Häuser in Graz seinen 80. Geburtstag. Und das war sogar „FussballBild“ eine Doppelseite über Willi Huberts, den ersten von bisher 107 Österreichern in der Bundesliga, wert. 25 war er, als er am 24. August 1963 bei Eintracht Frankfurt gegen  Kaiserslautern debütiert hatte. 227 Partien bestritt er für die Hessen, davon 213 in der Bundesliga. Damit liegt er in der Rangliste der „Ösis“ auf Platz fünf. Hinter Andreas Herzog (264 Spiele für Werder Bremen und Bayern), Martin Stranzl (258 für 1860 München, Vfb Stuttgart und Borussia Mönchengladbach), den verstorbenen Bruno Pezzey (255 für Eintracht Frankfurt und Werder Bremen) und Harald Cerny (254 für Bayern und 1860 München). Martin Harnik (bisher 211 für Werder Bremen, VfB Stuttgart und Hannover 96) sowie David Alaba (201 für Bayern) werden Huberts bald einholen.

Als er 1960 den Grazer AK verließ, hatte er bereits vier Länderspiele mit einem erzielen Tor hinter sich. Der Wechsel zu Hungarian New York hatte vor allem finanzielle Hintergründe. Nach zwei Jahren kehrte er als Schützenkönig der US-Liga, deren Niveau damals bei weitem nicht so gut wie vier Jahrzehnte später in der Major League Soccer war, nach Europa zuruck. AS Roma gab ihm einen Vertrag, konnte ihn aber nicht einsetzen, da vor ihm bereits drei Südamerikaner angemeldet worden waren. Und nur drei Ausländer durften damals pro Klub in der Serie A spielen. Daher nach Deutschland. Unter mehreren Angeboten wählte er Eintracht Frankfurt und fuhr gut damit. In der ersten Runde der neuen Liga war er einer von nur vier Legionare, der zum Einsatz kam. Darauf ist Huberts auch an seinem 80. Geburtstag zurecht stolz. In der ersten Saison kam die Eintracht hinter dem 1.FC Köln auf Platz zwei. Huberts bekam die Nummer zehn, überzeugte  als technisch starker offensiver Mittelfeldspieler. für Tore (insgesamt 75) und Assists (29) immer gut. Gegen Ende seiner sieben Bundesligajahre funktionierte ihn Trainer Erich Ribbeck, später UEFA-Cup-Sieger mit Bayer Leverkusen, auf Bayerns Trainerbank, kurz auch ein erfolgloser deutscher Teamchef (Europameisterscaft 2000), zum Libero um. Trotz sieben Jahren Bundesliga kam kein fünftes Länderspiel dazu. Des Rätsels Lösung: Damals gab es noch keine Abstellungspflicht wie jetzt, gaben die Vereine ihre Ausländer nur für Großereignisse frei. Österreich schaffte damals nicht die Qualifikation für die Weltmeisterschaften 1966 und 1970. Für den Kampf um das WM-Ticket 1970  hätte der damalige Teamchef Leopold Stastny Huberts nur zu gerne geholt, schließlich war auch Deutschland der Gegner. Aber Eintracht Frankfurts Boss Rudi Gramlich sagte nein. Er hatte auch eine Funktion im deutschen Verband. Und daher waren die Bittreisen des ÖFB durch seinen Pressechef Ludwig Stecewicz nach Frankfurt erfolglos. Obwohl er Gramlich stets eine Sachertorte mitgebracht hatte. Das Angebot für Deutschland zu spielen, lehnte Huberts nach Rücksprache mit seiner Frau ab.

Die Austria  holte ihn 1970 als Libero aus Frankfurt nach Wien. Aber in einer Mannschaft mit  Edi Krieger, dem legendären Ernst „Dralle“ Fiala,  Karl Daxbacher, Josef Hickersberger, Helmut Köglberger und Alfred Riedl klappte es nicht nach Wunsch: Platz zehn. Als Trost schaffte Austria den Cupsieg. Beim 2:1 im Finale gegen Rapid spielte Huberts aber nur in den elf Minuten der Verlängerung. Daher nach einem Jahr zuruck zum Stammklub GAK, 1974 mit 36 Jahren beendete er seine Karriere. Die als Trainer  dauerte nicht so lange. Die zwei Jahre in Linz beim LASK von 1976 bis 1978 kosteten viel Substanz. Er musste gehen. Bis heute unvergesslich, wie er sich als Opfer eines Spieleraufstands fühlte. Nie zuvor und danach brüllte mir ein Trainer eine Anklage gegen die Spieler so laut ins Telefon. Der Huberts-Schrei „sie haben mich gehasst“ ging durch Mark und Bein, verursachte fast einen Trommelfellschaden.

Die Fußballszene verfolgt Huberts auch mit 80. Gibt zu, Fan von Bayern München zu sein, sich über starke Leistungen von David Alaba freuen zu können. Der Fussball sei im Vergleich zu seiner Zeit schneller, athletischer und kampfbetonter geworden, die größten Veränderungen sieht er in Sachen Bezahlung. Viel, viel, viel mehr Geld ist jetzt als im Spiel. Wer zu seiner Spielerzeit  umgerechnet 4000 Euro im Monat kassierte, zählte zu den  Spitzenverdienern.

 

 

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