Fußball

Angeblich sauber und vernünftig: Trennung von Wolfsberg und Schmid

Fünf Tage nach dem 4:0 von Wolfsberg bei der Wiener Austria, nach dem sich Trainer Manfred Schmid auch vor dem Fansektor seines Ex-Klubs feiern ließ, folgte die Bekanntgabe der Trennung zwischen Wolfsberg und Schmid per Saisonende. Obwohl der Vertrag von Schmid, der nicht nur Trainer, sondern auch Sportchef ist, bis 2025 gelaufen wäre. Die Entscheidung fiel in einem langen, persönlichen, konstruktiven und wertschätzenden  Gespräch zwischen Präsident Dietmar Riegler und Schmid, wird von beiden Seiten als sauber und vernünftig verkauft. Entspricht das auch den Tatsachen? Fakt ist, dass mit dem Verpassen der Meistergruppe, Kritik an Schmid laut wurde. Als Oberkritiker galt Vizepräsident Christian Puff, der seit den Anfängen von Wolfsbergs Aufstieg in die Bundesliga an der Seite von Riegler war, zum inneren Zirkel, der auch als Lavanttaler Männerbund bezeichnet wird, gehört. Dem gar nicht gefällt, dass Klagenfurt in der Meistergruppe spielt und Wolfsberg nicht,

Schmid, der Wolfsberg vor einem Jahr vom deutschen Trainer Robin Dutt in Abstiegsgefahr übernahm, führte die Kärntner damals noch ins Playoff um einen Europacupplatz, scheiterte dort daheim an Lustenau. Jetzt stehen die „Wölfe“ in der Qualifikationsgruppe auf Platz eins, bleiben dort, wenn Samstag gegen WSG Tirol ein Heimsieg gelingt, hätten daher Dienstag gegen die Wiener Austria das Heimrecht. Schmids Bilanz nach 44 Spielen ist positiv: 17 Siege, 14 Unentschieden, 13 Niederlagen. In seiner Ära gelang der Rekordverkauf der Vereinsgeschichte: Der Wechsel von Mo Bamba, der von Schmid „entdeckt“ wurde und sich bei ihm sehr gut entwickelt, im Winter nach Frankreich zu Lorient brachte fünf Millionen Euro. In Kärnnter Medien wurden bereits vor zwei Wochen der Name von Schmids Nachfolger genannt: Ex-Leoben-Trainer Rene Poms, der Assistent von Nenad Bjelica war, als der Wolfsberg trainierte. Möglich, dass sich einige auch an Gerhard Struber erinnern, der vor fünf Jahren Wolfsbergs Trainer beim 4:0-Sieg in der Europa League bei Borussia Mönchengladbach war, der europaweit Schkagzeilen lieferte. Danach wechselte er nach England zu Barnsley, das brachte eine Million Ablöse. Jetzt wär er wieder am Markt.

Folgt auf die Trennung von Wolfsberg Schmids Rückkehr zur Wiener Austria? Für Präsident Kurt Gollowitzer, einen Förderer von Schmid, sicher ein Thema. Obwohl Schmids Jubelauftritt nach Wolfsberg Sieg, der menschlich verständlich, aber von der Optik her nicht gut war, nicht bei allen gut ankam. Aber so lange Jürgen Werner Austrias Sportvorstand und Manuel Ortlechner Sportchef ist, kann es keine Rückkehr von Schmid geben. Weil sie die Trennung betrieben hatten. Werner wünscht sich einen erfahrenen Trainer für die Austria, der Deutsch spricht und mehr Disziplin in die Mannschaft bringt. Da fallen auch die Namen von Peter Pacult und Markus Schopp, die bei Austria Klagenfurt und Hartberg bis 2025 unter Vertrag stehen. Pacult muss in Klagenfurt allerdings mit dem Abgang von zehn Spielern, von denen man sieben zum Stamm rechnen kann (Tormann Philipp Menzel, Verteidiger Till Schumacher, Scott Irving, Rico Benatelli, Hannover-Leihgabe Max Besuschkow, Sinan Karweina und Jonas Arweiler), leben, praktisch eine neue Mannschaft aufbauen. Er wird sich garantiert nicht zum Interesse der Wiener Violetten äußern.

Außer Wolfsberg und der Wiener Austria wissen von den Bundesligaklubs noch der LASK und WSG Tirol nicht, wer nächste Saison Trainer sein wird. Thomas Darazs, erfolgreich als LASK-Interimslösung, hat kein Angebot. Sportchef Radovan Vujanovic gibt sich reserviert, Andreas Wieland, seit Jänner technischer Direktor ist ein Darazs-Befürworter. Darazs war in Belgien bei Beerschot in 49 Spielen über eineinhalb Jahre Wielands Co-Trainer. Entscheiden wird ohnehin Geschäftsführer Siegmund Gruber. Tirol? Manager Stefan Köck konnte den mit ihm befreundeten Zoran Barisic noch nicht zur Rückkehr ins „heilige Land“ überreden. Barisic sieht zu wenig Möglichkeiten, den Verein zu entwickeln. Thomas Silberberger, Samstag vorerst zum letzten Mal auf der Trainerbank, wäre sicher sowohl bei Austria als auch beim LASK oder in Wolfsberg eine interessante Option.

Foto: Instagram.

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