Die Diskussionen um Fehler von Schiedsrichter und Video Assistant Referee werden nicht so schnell enden. Können in jeder Runde befeuert werden. „Es nützt nichts, wenn man jemanden bestraft“, behauptete Robert Sedlacek (Bild oben), seit zwölf Jahren Österreichs Schiedsrichterchef, der im April zur Wiederwahl als Wiener Verbandspräsident, der er seit 2010 ist, kandidiert. Die kritischen Stimmen gegen ihn werden immer lauter. Wie es scheint, inzwischen nicht nur medial, sondern auch in der Fußballszene. Aber vorerst hinter den Kulissen. Irgendwie bezeichnend, dass es Ligavorstand Christian Ebenbauer, ein Jurist, ablehnte, die Kritik von WSG Tirol-Abwehrspieler Raffael Behounek an den Schiedsrichtern, die er Sonntag nach dem 0:0 in Altach öffentlich als „schwach“ bezeichne, vor dem Strafsenat behandeln zu lassen. Kein Tatbestand einer Beleidigung. Man könnte es auch so deuten, dass in der Liga einige die Meinung von Behounek teilen.
Ebenbauer fragte im „Talk&Tore“ von Sky, wer sich das noch antut, Schiedsrichter zu werden. Aus seiner Sicht sind die sieben Jahre, die ein Neuling braucht, um überhaupt in die Bundesliga kommen zu können, ein viel zu langer Vorlauf. Ebenbauer steht wöchentlich in Kontakt mit den ÖFB-Funktionären, die für das Schiedsrichterwesen zuständig sind. Zu denen gehört auch Generalsekretär Thomas Hollerer. Von Jurist zu Jurist sozusagen. Was er ihm nahe legt, wird Ebenbauer niemals nach außen tragen. Schon gar nicht, wenn es um heikle Themen geht. Wie das verlorene Vertrauen in Schiedsrichterchef Sedlacek, von dem man hört. Was aber auch nicht sehr überraschend käme. Offiziell wird das die Bundesliga nicht machen. Da hat sie andere Themen. Die Unterstützung von gesellschaftlichen Vorzeigeprojekten wie St. Anna Kinderkrebsforschung, Kicken ohne Grenzen und Caritas Österreich mit insgesamt rund 7600 Euro.
Zu den Kritikpunkten am ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Sedlacek gehört auch, dass österreichische Referees seit 15 Jahren bei keinem Großereignis im Einsatz sein durften. Das wird auch 2024 bei der Europameisterschaft in Deutschland nicht anders sein. Da fehlt auch das internationale „Netzwerk“. Das seht Sedlacek als Gratwanderung. In Zeiten wie diesen sei es gefährlich, vernetzt zu sein. Denn gerate manwomöglich in ein schiefes Licht. Von den FIFA-Referees bekamen in dieser Saison Walter Altmann, Christian-Petru Ciochirca, Sebastian Gishammer, Manuel Schüttengrüber und Julian Weinberger nur Spiele in der Conference League, der Qualifikation dazu oder in der Youth League. Gefragter war Harald Lechner. Ein Spiel in der Zwischenrunde Conference League (in Norwegen Bodoe Glimt gegen Lech Posen), drei in der Gruppenphase der Europa League mit Nantes gegen Olympiakos als Highlight, letzten Sommer ein Match in der Qualifikation zur Champions League in Marburg. Der letzte Österreicher, der in der Champions League pfiff, war 2010 und 2011 der Vorarlberger Robert Schörgenhofer. Drei Partien, darunter auch eine von Barcelona mit Lionel Messi. Es passt ganz gut zur aktuellen Aufregung um das VAR-Thema, dass auf der internationalen Liste für dieses Jahr ein VAR aus Österreich fehlt.
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