Samstag referierte Rapids Ehrenkapitän Steffen Hofmann bei den Benefizveranstaltung „Rotary meet sports“ im Studio 44, die am Ende 25.000 Euro für Österreichs Special Olympics Team für die Sommerspiele 2019 in Abu Dhabi brachte, unter anderem über die von ihm unterstützte Aktion „motion4kids“, bei der es darum geht, Kinder aktivst zu bewegen, und über seine vielen neuen Aufgaben bei Grün-Weiß. Nicht nur Talentemanager, sondern auch Beobachter von kommenden Gegnern, Repräsentant usw.. „Wenn man zehn Jahren keinen Titel gewonnen hat, kann man nicht sagen, dass man alles richtig gemacht hat“, stellte Rapids Rekordspieler fest. Wie zur Bestätigung folgte darauf am Sonntag die 0:1-Heimpleite gegen den LASK.
Den Satz „kopf hoch“ hörte Sportchef Fredy Bickel eine Stunde nach dem Schlusspfiff im Allianz-Stadion vom ehemaligen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer. Bickel lächelte etwas gequält, aber es war jedenfalls eine viel freundlichere Momentaufnahme für ihn als drei Tage zuvor beim „Ganslessen“ mit den grün-weißen Legenden die Frage von Ernst Dokupil, der Rapid nach dem Finanzausgleich 1996 zum Meistertitel und ins Europacupfinale von Brüssel geführt hatte. Die da lautetete: „Fredy, wer kontrolliert eigentlich Dich?“ Darauf folgte keine Antwort. Bickel versicherte nur ,mit sich im Klaren zu sein.
Jedenfalls holt Montag Rapid prompt zum sportlichen Schaden auch der Spott ein. Schadenfroh konstruierten einige Spaßvögel ein Bild von Weltstar Cristiano Ronaldo bei der Präsentation mit dem grün-weißen Dress, schrieben als Text dazu: „Sensationstransfer! Um den Abstieg zu verhindern, investiert Rapid das gesamte Budget für diese Saison. Für 29 Millionen Euro verpflichtet der Traditionsverein aus Hütteldorf Cristiano Ronaldo für drei Sekunden.“ Auf die Idee muss einer erst kommen. Rapids Budget liegt sogar über 30 Millionen.
Klar, dass solche Scherze in dieser Situation nicht sehr gut ankommen. Trainer Didi Kühbauer wehrt sich dagegen, alles schlecht zu sehen. Den Hut drauf zu hauen, sei keine Lösung. Die Zahlen von der sonntägigen Enttäuschung: Mehr Ballbesitz als die Linzer Sieger (57 Prozent), eine bessere Passqualität (73%:69%), aber 9:17-Torschüsse und nur 45 % gewonnener Zweikämpfe. Kühbauers Blick voraus in Richtung Donnerstag und der Europa League bei Spartak Moskau: Mehr Spieler mit einer Scheißegal-Mentalität wie Philipp Schobesberger würden helfen. Die hat er aber nicht. So gibt´s Verkrampfung statt einer nötigen Lockerheit. Und dass ohne Selbstvertrauen gar nichts geht, sieht man selbst bei Weltklassespielern und Weltmeistern am Beispiel von Bayern München.
Nicht gerade aufbauend und beruhigend kam in dieser Situation Montag Abend auf der Hauptversammlung die Ankündigung von Präsident Michael Krammer, im November 2019 nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten. Damit wird wohl auch Bickel nach dieser Saison seine Zelte in Hütteldorf abbrechen. Krammer hatte von Beginn an behauptet, aus privaten Gründen nächstes Jahr abzutreten, was durch einige Sorgen wie die Krebserkrankung seiner Frau jetzt auch durchaus oder sogar mehr als glaubwürdig ist. Der Frust über die aktuelle sportliche Entwicklung, die Gewissheit, seine 2013 formulierten Ziele wohl nicht mehr erreichen zu können, dürfte die Entscheidung auch beeinflusst haben. Vor einer Woche bei einem Interview für „Rapid-TV“ klang es eher nach dritter Amtszeit.
Jetzt stellt sich die Frage, wer auf Krammer folgt. Einer, dem man Interesse nachsagt, ist der Chef des 65köpfigen Rapid-Kuratoriums, Dietmar Hoscher. Der 56jährige SPÖ-Politiker, Ex-Nationalratsabgeordnete, ehemaliger Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats, war eigentlich schon von Krammers Vorgänger Rudolf Edlinger als Nachfolger vorgesehen. Hoscher, der seit 1998 zum Management der Casinos Austria gehört, Aufsichtsratsvorsitzender von tipp 3 ist, traute sich aber nicht über den Stadion-Neubau. Was nicht gerade eine Empfehlung ist.