Das Trikot von Aleksandar Dragovic mit der Rückennummer 15 war in den letzten Tagen der große Renner im Fanshop der Wiener Austria. Das erste Spiel mit ihm brachte prompt den ersten Saisonsieg, aber die entscheidenden zwei Tore zum 3:1 (0:1) gegen den Wolfsberger AC fiel erst in der vierten und siebenten Minute der Nachspielzeit, als Dragovic, bei dessen ersten Ballkontakten die Fantribüne jubelte, nicht mehr im Einsatz war. Sein Comeback, das schon aufzeigte, wie wichtig er für die Austria sein wird, endete nach 77 Minuten und brachte ihm schon nach 38 Minuten die erste gelbe Karte ein. Weil er es wagte, mit Referee Stefan Ebner zu reden. Aber das darf nur Kapitän Manfred Fischer.
Was Dragovic ärgerte, war der Foulpfiff von Ebner nach einem Zweikampf mit Thierno Ballo. Worüber man streiten konnte. Und dann geriet die Austria gerade durch diesen Freistoß von Dejan Zukic entgegen dem Spielverlauf nach 20 Minuten in Rückstand, weil Tormann Samuel Sahin-Radlinger nicht gut aussah. Wie schon beim k.o.im Europacup gegen Ilves Tampere. Einer der wenigen Austrianer, der danach nicht hektisch wurde, Ruhe und Übersicht bewahrte, war Dragovic. Wie man es von einem Führungsspieler erwartet. Weil offensv gar nichts mehr lief, musste Trainer Stephan Helm nach 57 Minutenwechseln und das Risiko erhöhen. Für Innenverteidiger Tin Plavotic kam mit Dominik Fitz, der unerwartet auf der Ersatzbank begann, ein Kreativspieler, für den schwachen und körperlich nicht fit wirkenden Ex-Wolfsberg-Stürmer Maurice Malone Muharem Huskovic.
Helm stellte auf Viererabwehr um, zwölf Minuten später war Dragovic in der Jubeltraube nach dem Ausgleich (Bild). Zuvor war Thierno Ballo bei der Chance zum 0:2 an Sahin Radlinger gescheitert. Wie „verwirrt“ die Austria in dieser Phase war, zeigte auch der Platzsprecher, der mit Fitz den falschen Torschützen angab. Erst nach der VAR-Unterbrechung korrigierte er auf den richtigen, auf Andreas Gruber. Der nach einem von Wolfsberg-Kapitän Dominik Baumgartner mit der Hand abgeblockten Schuss von Fischer mit links traf, aber zum Zeitpunkt der Fischer-Aktion im Abseits stand. Ebner entschied zunächst auf Tor, überprüfte nach Rücksprache mit VAR Christian-Petru Ciochirca die Szene im On-Field-Review, blieb bei seiner Entscheidung, die er danach im Sky-Interview begründete: „Die Baumgartner-Abwehr brachte eine neue Situation, daher gab ich Vorteil“. Hätte er nicht so entschieden, wäre laut Ebner ein Elfmeter fällig gewesen.
13 Minuten nach dem Ausgleich griff noch einmal der VAR ein. Als Wolfsbergs Innenverteidiger mit einem Hands verhinderte, dass Nik Prelec allein auf Wolfsbergs Tor laufen konnte. Weder Ebner noch der Assistent an der Linie erkannten das Hands, das via TV klar ersichtlich war. Da Wimmer letzter Mann war, zeigte Ebner ihm die rote Karte. Was Wolfsbergs Trainer Didi Kühbauer gar nicht verstand, weil seiner Meinung nach Jonathan Scherzer eingreifen hätte können. Ebner sah es anders, ließ sieben Minuten nachspielen. Haim brachte mit Moritz Wels und dem 17 jährigen Debütanten Konstantin Aleksa noch zwei Offensivspieler, die Entscheidung brachten die ersten zwei Joker. Zunächst Huskovic etwas glücklich nach Flanke von Fitz, am Ende Fitz selbst nach Vorlage von Aleksa, der durch einen sehenswerten Sprint an den Ball kam.
Riesenjubel über einen Sieg, den auch Wolfsbergs Präsident Dietmar Riegler als verdient bezeichnete: „Ich hätte von meiner Mannschaft doch mehr erwartet!“ So ging Platz eins an Red Bull Salzburg, die einzige Mannschaft, die in zwei Runden zwei Siege feierte, verloren. Als Verstärkung soll noch von Slavia Prag auf Leihbasis der 21 jährige Stürmer Daniel Fila kommen. Mit dem Berater von Ballo einigte sich Riegler über eine vorzeitige Vertragsverlängerung um drei Jahre bis 2028. Die Austria muss nächste Runde nach Hartberg, der einzigen Mannschaft, die nach zwei Runden noch keinen Punkt hat, daher Schlusslicht ist. Das ausverkaufte Steirerderby ging bei Mister Sturm Graz 0:2 (0:1) verloren. Vor der Pause traf der Belgier Dimitri Lavalee, im Finish der Däne Mika Biereth.
Foto: APA/Thomas Haumer.