Fußball

Papa Fountas ging ab! Im spektakulären Derby hielt Austria Rapid am Leben

So ein spektakukäres Wiener Derby mit so vielen Torchancen wie Sonntag gab es seit langem nicht. Es war das bisher beste im mit 26.100 Zuschauern ausverkauften Hütteldorfer Allianz-Stadion nach einer Superchoreographie der grün-weißen Fans,  bei dem Rapid auch im sechsten Anlauf nicht der erste Heimsieg gegen den Erzrivalen Austria gelang. Beim 2:2 (1:2) sogar das Glück hatte, nicht zur Pause chancenlos in Rückstand zu liegen. Der Austria gelangen die besten 45 Minuten der ganzen Saison, aber sie hielt dabei trotzdem Rapid am Leben. Hätte sie diese Leistung schon zuvor einige Male gebracht, müsste sie nicht um einen Platz in der Meisterrunde zittern.

Es passiert selten, dass die ersten zwei Torschüsse in einem Spiel gleich zwei Treffer ergeben. Passierte in der dritten und vierten Minute. Gleich ein Paukenschlag, Zunächst brachte Manprit Sarkaria mit seinem ersten Bundesligator auf Assist von Christoph Monschein in Führung, praktisch im Gegenstoß fiel der Ausgleich. Kelvin Arase, beim 0:1 nicht im Bild, leitete die Aktion ein, den Pass von Christoph Knasmüllner verwertete Rapids Kapitän Stefan Schwab aus 17 Metern, wobei Austrias Tormann Ivan Lucic nicht gut aussah. Ein Paukenschlag zu Beginn. Rapid bekam aber kaum Zugriff auf eine Austria, die ein hohes Tempo ging, die bessere Raumaufteilung hatte, die mit  Benedikt Pichler, den herausragenden Dominik Fritz und Sarkaria die Akzente setzte, Rapid schlecht aussehen ließ. Aber man musste sich schon fragen, warum Austrias Trainer Christian Ilzer dieses Kreativtrio nicht schon früher aufbot als erstmals nach 15 Runden: „Wie Champions League gegen Regionalliga“, beschrieb Lucic nachher etwas übertrieben  die erste Hälfte. Anderseits sollten Abspielfehler wie von Matto Barac, Mario Sonnleitner und Srdjan Grahoavc im Spielaufbau Rapids  nicht einmal in der Regionalliga passieren.

Pichler, der noch nie vor so einer großen Kullisse spielte, brachte per Kopf nach einer perfekten Flanke von Sarkaria  zwischen Barac und dem defensiv schwachen Max Ullmann Austria wieder in Führung. In den letzten fünf Minuten vor der Pause hatten es zweimal Sarkaria und einmal Monschein am Fuß, den Sack zuzumachen. Dreimal rettete Tormann Richard Strebinger. Rapids Trainer Didi Kühbauer musste zur Pause etwas korrigieren. Die taktisch Marschroute, ähnlich wie gegen den LASK zu beginnen, erwies sich nicht als glücklich. Die Korrektur passte: Er ließ mit Mario Sonnleitner einen der drei Innenverteidiger draußen, ersetzte ihn durch den 19 jährigen Bundesligadebütanten Adrian Hadjari. Ein Eigenbauspieler, der es bereits in die U21 von Nordmazedonien schaffte. Mit Viererabwehr ging es besser, Rechtsverteidiger Hadjari sorgte dafür, dass Sarkaria kaum noch zur Geltung kam. Und mit ihm die Austria, die nach der Pause nur zu zwei Torschüssen kam. Den schwachen Grahovac ersetzte mit Thomas Murg ein Offensivspieler. Auch das tat Rapid gut wie der Wechsel von Arase von rechts nach links in eine wesentlich offensivere Position an der Außenbahn wie vor der Pause. Arase gab den Pass zum stürmisch umjubelten Ausgleich von Dejan Ljubicic (oben).

Danach hatte Rapid mehr im Tank, wie Ilzer zugab, kam zu vier Sitzern auf den Sieg. Die ließen Aliou Badji und Christoph Knasmüllner aus, weil Lucic dabei seinen Patzer beim Schwab-Tor wieder gut machte, die violette Niederlage verhinderte. Allerdings hätte Badji im Finish nicht mehr am Feld sein dürfen. Das Nachtreten gegen Austrias Amerikaner Erik Palmer.Brown beim Stand von 1:2 verdiente die rote Karte, Referee Robert Schörgenhofer zeigte nicht einmal Gelb. So wie er vor dem ersten Tor der Austria nicht erkannte, dass Monschein den Ball mit dem Oberarm mitnahm.

Andi Herzog, Israels Teamchef mit Rapid-Vergangenheit, machte  bei „Sky“ zum Thema, dass Rapid mit  Taxiarchis Fountas möglicherweise gewonnen hätte. Solche Sitzer, wie sie Badji und Knasmüllner vergaben, verwertete der Grieche in letzter Zeit. Doch er vermeldete in der Stunde vor dem Derbyanpfiff via SMS die Geburt seines ersten Sohnes, bei der er dabei war. Daher spielte Badji statt Papa Fountas. So reichte der Punkt nicht zum angepeilten Sprung auf Platz drei, der als Ziel galt. Rapid kam nur bis auf einen Punkt an Wolfsberg heran. Kühbauer stimmte aber die zweite Hälfte versöhnlich: „Auch aus deutscher Sicht war es sehr unterhaltsam mit vielen Chancen. So etwas sieht man in einer solchen Atmosphäre immer gerne“, lobte Rapids Ex-Sportchef Helmut Schulte. Immerhin liegt Rapid jetzt zwei Punkte vor Sturm , da die Grazer überraschend daheim gegen Altach nach schneller Führung von Jakob Jantscher durch ein Last Minute-Tor von Sidney Sam 1:2 (1:0) verloren. Altachs erster Auswärtssieg dieser Saison, der erste überhaupt in Graz. Rapids letztes Spiel dieses Jahres am Samstag in der Südstadt wird aber heiß. Admira  schöpfte durch das glückliche 2:1 (0:0) in Mattersburg an der ehemaligen Wirkungsstätte von Trainer Klaus Schmidt neuen Mut.

Noch weniger als Rapid nützte das Unentschieden im spektakulären Derby der Austria, bei der im Finish U 19-Teamspieler Patrick Wimmer sein Bundesligadebüt feierte.  Weil sich der Rückstand auf Platz sechs, auf Hartberg wieder vergrößerte. Sieben Punkte sind es jetzt. Viel für die letzten fünf Runden im Grunddurchgang: „Wir sind noch im Rennen“, behauptete Ilzer. Leistungen wie in der ersten Hälfte des Derbys über das gesamte Spiel wären hilfreich.

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