Drei Tage nach dem 0:7 gegen Olympiasieger Russland auch 0:7 gegen Weltmeister Schweden: Österreichs Eishockeyteam steht bei der WM in Kopenhagen für negative Kontinuität. Aber diese Abfuhren entsprachen den Erwartungen. Die Kommentare von Teamchef Roger Bader (Bild) nach den bisherigen vier Niederlagen in den vier Spielen klingen ähnlich: Unnötige Tore kassiert, schnellere Entscheidungen wären notwendig, um erfolgreich zu sein. Er muss erst recht während einer Weltmeisterschaft Diplomat sein. Andere müssen sich da kein Blatt vor den Mund nehmen. Wie daheim in Graz vor dem TV-Schirm Zdenek Vanek, der Vater von Österreichs besten Eishockeyspieler aller Zeiten: „Wenn einer im Mitteldrittel unbedrängt den Pass zu Michael Raffl, der voll im Speeds ist, nicht zusammenbringt, dann hat das etwas mit Klasse und Grundausbildung zu tun. So etwas lernt man normal in der Jugend.“ Recht hat er.
Österreich kam dank einer guten Tormannleistung von David Madlener sowie der Großzügigkeiten der Schweden mit ihren 14 NHL-Legionären, die viele Chancen ausließen, um eine zweistellige Niederlage herum. Die wäre vor den entscheidenden Spielen um den Klassenerhalt am Freitag und Samstag gegen Frankreich und Weißrussland nicht gerade aufbauend gewesen. Bader hatte am spielfreien Donnerstag ohnehin genug zu tun, um die Mannschaft wieder aufzurichten, positiv zu stimmen. Gleich nach dem Schweden-Spiel entschloss er sich in Absprache mit seinen Assistenten Christoph Brandner, Markus Peintner und Reinhard Divis dazu, am Tag vor dem Frankreich-Spiel auf ein Eistraining zu verzichten. Pressechef Florian Russmann schickte ein entsprechendes Mail um ein Uhr früh an die Medienvertreter. Es müssen also die Köpfe geraucht haben.
Vielleicht ein kleiner Vorteil vor dem Duell gegen die Franzosen: sie spielten Donnerstag Nachmittag gegen die Slowakei, die Österreicher konnten regenerieren. Die bisherigen Resultate Frankreichs: 0:7 wie Österreich gegen Russland, 6:2 gegen Weißrussland und nur 0:4 gegen Schweden. Bader beobachtete den Freitag-Gegner nochmals gegen die Slowaken. Frankreich war vor zehn Jahren der letzte Aufsteiger, der es schaffte, nicht wieder abzusteigen. ist somit ein Vorbild für Österreich, Aber ihr Tormannoldie mit NHL-Erfahrung, Cristobal Huet, an dem Österreich bei den letzten Weltmeisterschaften in Prag 2015 (0:2) und Helsinki 2015 (1:3) zerbrochen war, hat letztes Jahr mit 41 seine internationale Karriere beendet. Seinen auch bereits 33jähriger Nachfolger Florian Hardy kennen Österreichs Teamspieler recht gut: Er stand von 2015 bis 2017 bei den Dornbirn Bulldogs im Tor.
Frankreich Kapitän Stephane da Costa spielt in der Schweiz bei Servette Genf. Er ist die Zentralfigur, ihm fällt gegen Österreich stets etwas in Form von Toren oder Assits ein. Kein Nachteil ist es, dass mit Pierre Bellemare der beste Franzose nicht in Kopenhagen ist, sondern mit dem Sensationsneuling der NHL, den Vegas Knights, im Play-off der National Hockey League spielt. Nach dem Sieg über San Jose im Endspiel des Westens auf den Siege der siebenten Partie zwischen Nashville und Winnipeg wartet. Im Osten trifft Tampa Bay auf die Washington Capitals, die zunächst Thomas Vanek und Columbus ausschalteten, dann auch Titelverteidiger Pittsburgh mit Topstar Sid Crosby. Dass Österreich vor drei Monaten Frankreich mit seinem 66jährigen Langzeit-Teamchef Dave Henderson, der schon 14 Jahre im Amt ist, bei der Euro Challenge in Dänemark besiegen konnte, sagt wenig, bedeutet noch lange nicht, das 5:4 von Herning auch in der Royal Arena von Kopenhagen wiederholen zu können. Aber gut, dass alle Torschützen vom 17.Februar auch Freitag spielen: Damals trafen je zweimal Peter Schneider und Lukas Haudum, einmal Alexander Rauchenwald.