Rapids Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic versucht seit seinem Amtsantritt vor vier Monaten Grün-Weiß mit seriöser arbeit in ruhigere Gewässer zu bringen, was ihm bisher auch gelang. Sein Vorgänger Fredy Bickel sorgt in der Schweiz hingegen offenbar völlig bewusst für Schlagzeilen, bevor er seinen neue Job als Geschäftsführer bei Grasshoppers Zürich am 1. Oktober antritt. Völlig bewusst deshalb, weil er am Wochenende in Interviews mit Zeitungen aus Zürich, Basel und Bern seinen letzten Arbeitgeber in der Schweiz vor seiner Rapid-Zeit, Meister Young Boys Bern, nichts Gutes nachsagte. Er sei dort vor seiner Beurlaubung nur angelogen werden, Wanja Greuel, aktuell einer der Geschäftsführer, habe ihn beim Schweizer Verband so schlecht gemacht, um zu verhindern, dass er den Job als Manager der Nationalmannschaft, auf den er gute Chancen hatte, bekam. Die Antwort aus Bern folgte Montag prompt.
Sogar auf der Homepage de Meisters ungewöhnlich scharf in Namen von Verwaltungsrat und Geschäftsführung. Bickel kann sich also auf seine Fahnen schreiben, dass er dies geschafft hat. Ob dies für ihn wirklich gut ist? Sicher nicht. Der Konter von Young Boys: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass drei Jahre nach einem Austritt Betriebsgeheimnisse und Interna, teilweise falsch dargestellt, preisgegeben werden. Wir behalten uns vor, Rechtsmittel einzuleiten.“ Alle nachzulesen seit Montag Nachmittag auf der Homepage der Young Boys. Und weiter: „Selbstverständlich liegt das finanzielle Ergebnis nie in der Verantwortung eines einzelnen Mitarbeiters. Aber es trifft zu, dass von 2013 bis 2016 und somit in der Amtszeit des ehemaligen Mitarbeiters im Sportbereich operative Verluste von über 40 Millionen Franken resultierten, die uns immer noch belasten.“ 40 Millionen Franken sind nach aktuellem Kurs 36,615 Millionen Euro.
Starker Tobak. Nur die „Neue Züricher Zeitung“ nahm Bickel in Schutz, behauptete, dass er Verdienste an Berns folgenden zwei Meistertiteln hatte, schon alleine deshalb, weil er Meistertrainer Adi Hütter nach Bern holte. Ansonst steht Bickel im medialen Regen. Ob ihn das stört? Bei Rapid war es jedenfalls nie ein großes Thema, dass er sein Budget als Sportchef öfters überzog, ohne dass dies in sportlichen Erfolgen seinen Niederschlag fand. Barisic muss sich mit Bickels „Erbe“ herumschlagen. Präsident Michael Krammer hatte für den von ihm forcierten Schweizer stets Verständnis und für dessen Wünsche ein offenes Uhr, das für Finanzen zuständige Präsidiumsmitglied Martin Bruckner, möglicherweise ab 25.November Krammers Nachfolger, hingegen nicht.