Fußball

Ein Traum wird wahr – aber Salzburg muss mehr als nur mitspielen

Nach elf gescheiterten Anläufen wird er Dienstag Abend wahr, der große Traum von Red Bull Salzburg. Da ertönt in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim gegen Belgiens Meistere Genk erstmals die Champions League-Hymne. Bis auf Andre Ramalho, Max Wöber und Rasmus Kristensen, die sie schon in ihrer Zeit bei Leverkusen und Ajax Amsterdam hörten, ist das für alle Neuland. Angefangen von Trainer Jesse Marsch, seinen Assistenten bis zu Torjäger Erling Haaland. Die vorläufige Krönung, mit der keiner zufrieden sein darf. Wenn, dann nur Geschäftsführer Stephan Reiter. Rund 30 Millionen Euro Einnahmen sind Österreichs Meister aus Startgeld, Koeffiziententopf und drei ausverkaufen Heimspielen, also 90.000 verkauften Tickets, sicher. Damit ist er der Konkurrenz im heimischen Lande noch mehr als je zuvor, gleich um mehrere Lichtjahre voraus. Es könnten auch noch Prämien dazukommen. 2,7 Millionen für jeden Sieg, 900.000 für ein Unentschieden.

Prämien zu lukrieren ist auch Pflicht,. Denn der eigene Anspruch heißt,, mehr als nur mitzuspielen. Wenn Salzburg in der Top-Gruppe mit Titelverteidiger FC Liverpool, Italiens Vizemeister Napoli und Genk Platz drei belegt und daher in der  Europa League überwintert, dann ist die Welt weiter in Ordnung. So formulierte es  Red Bull-Boss Didi Mateschitz bereits kurz nach der Auslosung. Daran hat sich nichts geändert. das sagt mit dem 31jährigen Zlatko Junuzovic auch der international erfahrenste Spieler: „Wir wollen nicht nur die schönen Stadien ansehen, die Magie der Anfield Road in Liverpool genießen. Sondern jeden Gegner schlagen, unabhängig vom Namen. Letzte Saison ist uns das in der Europa League gegen Napoli gelungen.“ Aber für alle steht außer Zweifel: Schon gegen Genk muss die bisher beste Leistung in dieser erfolgreichen Saison her, um mit drei Punkten den ersten Schritt zu Platz drei zu machen.

Seit der Auslosung studierte Marsch einige Videos von Genk, war Assistent Fränky Schiemer in Belgien vor Ort. Genk, im Herbst 2013 ebenso Gegner von Rapid in der Europa League (1:1 in der Luminus-Arena, 2:2 im Happel-Stadion) wie im Herbst 2016 (2:3 in Hütteldorf, 1:0 daheim) hat eine ähnliche Philosophie wie Salzburg: Junge Spieler zu großen Namen ausbilden. Manchester City-Star Kevin de Bruyne, Real Madrids Torhüter Thibault Courtois und Wolfsburgs Keeper Koen Casteels sind die bekanntesten Spieler, die Genks Jugendarbeit hervorgebracht hat, Hinzu gibt es zahlreiche, die als junge Namenlose kamen und wenige Jahre später viele Millionen brachten. Wie der Serbe Sergej Milinkovic-Savic, Sohn eines früheren GAK-Legionärs, der für 18 Millionen 2015 an Lazio Rom verkauft wurde, der Nigerianer Wilfred Ndidi, der 2017 für 17,6 Millionen zu Leicester wechselte oder der Jamaikaner Leon Bailey, für den Leverkusen vor zwei Jahren 12 Millionen bezahlte.  Die nächsten für diese Entwicklung stehen schon bereit. Etwa der im Juni nach der U21-Europameisterschaft geholte 20jährige Ianis Hagi, der Sohn der rumänischen Ikone Gheorge Hagi. Gegen Salzburg wird ein 20jähriger im Tor spielen: Als beim 34jährigen Stammkeeper Danny Vukovic im August die Achillessehne riss war sofort klar, dass Gaetan Coucke das Vertrauen bekam, Obwohl der letzte Saison auf Leihbasis in der zweiten Liga bei Lommel gespielt hatte.

Trotz Meistertitel verlor Genk wie Salzburg im Sommer wichtige Spieler. Den ukrainischen Mittelfeldlenker Ruslan Malynovski nach Italien an Champions League-Teilnehmer Atalanta Bergamo, den belgischen Stürmer Leandro Trossard in die Premier League an Brighton. Da konnte man sich mit Stürmer Theo Bogonda den teuersten Einkauf der Klubgeschichte leisten. Er kam für sieben Millionen von Waregem. Ansonst spielten letzten Freitag beim 1:2 in Charleroi von den sieben Neuen der slowakische Teamspieler Patrik Hrosovky im Mittelfeld sowie der nigerianische Stürmer Paul Onuachu, der das Tor erzielte. Hagi kam nur für die letzten neun Minuten. Ein in Österreich etwas bekannter Name: Joseph Paintsil. Der Linksaußen ist viel, viel besser als sein Bruder Seth, der bei Admira spielt. Auch der Trainer ist neu. Weil Meistermacher Philippe Clement lieber zu FC Brügge weiter zog, kam von Charleroi der 53jährige Felice Mazzu, der Sohn einer kalabrischen Einwandererfamilie. Die Spezialität seiner Teams: Siege in letzter Sekunde. In Belgien heißt die Nachspielzeit schon „Mazzu Time“.

Aber auch Salzburg ist für späte Tore bekannt: „Uns erwartet ein harter Kampf gegen ein gutes Team“, prophezeite Marsch. Österreichs Meister ist seit 18 Europacupspielen daheim unbesiegt. Zu der Erfolgsbilanz gehört auch ein 4:0 gegen Belgiens Meister FC Brügge im Heimspiel des Sechzehntelfinales der Europa League vor sechs Monaten. Europas Topklubs schicken Beobachter zu der vom deutschen Referee Felix Zwayer geleiteten Champions League Premiere in Salzburg: Der FC Liverpool, Manchester City, Tottenham, Chelsea, Arsenal und Manchester United sind mit Scouts ebenso auf der Tribüne vertreten wie Spaniens Meister FC Barcelona, Valencia, Italiens Meister Juventus, Napoli, Inter Mailand, aus Deutschland Borussia Dortmund, Leverkusen und Wolfsburg. Sollte Salzburg Dienstag um 23 Uhr in der Tabelle vor dem nächsten Gegner, Titelverteidiger FC Liverpool liegen, der im Estadio San Paolo bei Napoli gastiert, wäre das ein Traumstart. Vor einem Jahr verlor Liverpool dort 0:1. Im TV zu sehen ist alles nur live bei „Sky“ ab 20.15 Uhr. Unter anderem im Einsatz: Ex-Salzburg-Torjäger Marc Janko, der auch in seinem neuen Metier auffällig positiv agiert und Manuel Ortlechner, der Kapitän der letzten österreichischen Mannschaft, die in der Champions League spielte. Das war vor sechs Jahren die Austria.

Foto: Red Bull Salzburg.

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