Die Euphorie über den Gruppensieg bei der Europameisterschaft stellt in Österreich alles in den Schatten. Daher wird alles, was in der Fußballszene noch passiert, derzeit eher nur am Rande wahrgenommen. Auch wenn Doublegewinner Sturm Graz einen 18 jährigen Slowenen der in Rieds Akademie ausgebildet wurde, als neuen Innenverteidiger engagiert. Der langfristige Vertrag für Arjen Malic bedeutet auch ein Signal an David Affengruber, der sich zierte, das Sturm-Angebot anzunehmen. Vizemeister Red Bull Salzburg verlängerte den Vertrag mit dem Schweizer Innenverteidiger Bryan Okoh bis 2028. Wenn Oumar Solet und Strahinja Pavlovic Salzburg verlassen sollten, könnte Okoh eine viel wichtigere Rolle als bisher spielen. Der Wiener Austria gelang es, einen attraktiven Gegner zur Saisoneröffnung zu holen: Der portugiesische Spitzenklub FC Porto gastiert am 19. Juli, fünf Tage nach dem EM-Finale, in der Generali Arena, vier Tage später in Graz bei Sturm.
Bei Rapid gibt es ein brisantes Thema um den gefragtesten Spieler. Das ist zweifelsohne Nikolas Sattlberger. Belgiens Meister FC Brügge, Freiburg und Udinese beobachteten den 20 jährigen, zentralen Mittelfeldspieler, dessen Vertrag nur noch ein Jahr läuft. Bei Brügges Meistermacher Nicky Hayen steht er hoch im Kurs. Will Rapid mit ihm ein finanzielles Geschäft machen, müsste er entweder in der Sommerübertrittszeit oder spätestens im Winter verkauft werden. Oder es gelingt, ihn zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. Dazu sagen Sattlberger und seine Berater nicht grundsätzlich nein, legen aber auf eine ähnliche Ausstiegsklausel zu einem fixierten Millionen-Betrag Wert, die Leopold Querfeld jetzt den Wechsel zu Union Berlin ermöglichte. Doch darauf will Sportchef Markus Katzer nicht einsteigen, ließ zuletzt durchblicken, dass Sattlberger ohne Vertragsverlängerung nicht mehr so wie bisher forciert werde.
Eine Drohung, die einen Schuss ins eigeene Knie bedeuten würde, für den auch die Fans wenig Verständnis hätten. Denn Sattlberger nicht spielen zu lassen, würde eine Schwächung bedeuten, die sich Rapid nicht leisten kann, wenn es eine bessere Saison als die letzte geben soll. Der bei Rapid nicht mehr gefragte Innenverteidiger Michael Sollbauer wurde in Ried übrigens Nachfolger von Sturm-Neuzugang Malic. Sollbauer ist 16 Jahre älter als er. Um den letzten Sommer ablösefrei von Blau Weiß Linz gekommenen Stürmer Fally Mayulu gibt es Spekulationen um einen Wechsel nach England: Er soll nach einer Saison mit Höhen und Tiefen (elf Tore in 35 Spielen) bei Bristol, dem Elften der Championship (zweite Liga) landen. Da er einen Vertrag bis 2027 hat, könnte dies eine Millionen-Ablöse bringen.
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