Dienstag Vormittag sass Guido Burgstaller im Zug aus dem Vorarlberger Montafon, vom Teambuilding des 1.FC Nürnberg, zurück in die Bratwurstmetropole. In Nürnberg alles zusammenpacken, die Wohnung ausräumen – Donnerstag geht´s für den 27jährigen auf Schalke weiter, als aktuell 18. Legionär aus Österreich in der Weltmeisterliga. Mit Freiburg, Augsburg, Hannover 96 und englischen Klubs wurde der beste Torschütze der zweiten Liga (in 16 Spielen 14 Tore) seit Sommer in Zusammenhang gebracht, mit Schalke zuvor noch nicht: „Das ist das bisherige Highlight meiner Karriere“, freute sich Burgstaller, „hätte mir vor drei Jahren einer gesagt, dass ich bei Schalke landen werde, dann hätte ich ihn ausgelacht“. Vor allem nach dem verpatzten Start der Legionärskarriere in England bei Cardiff. Aus den verpatzten sechs Monaten hat er aber, wie er selbst glaubt, viel gelernt. Die zwei Jahre in Nürnberg wurden zur Erfolgsstory: „Dafür hab´ich jedes Training hart gearbeitet.“ Aus Burgstaller wurde der Burgknaller, ein Garant für Tore. Jetzt soll der Burgknaller auch auf Schalke zünden: „Da bot sich eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen durfte.“
Samstag Abend hatte ihn Schalkes Trainer Markus Weinzierl aus dem Trainingslager in Benidorm angerufen, ihm am Telefon versichert, er sei sein Wunschspieler, er würde genau zu Schalke passen. Auch der Tiroler Alessandro Schöpf, der ein Jahr zuvor den Schritt vom Frankenland in den Kohlenpott gewagt hatte, bestärkte ihn, zu kommen. Also bat Burgstaller Nürnbergs Sportchef Andreas Bornemann um die Freigabe. Der Kämpfer Burgstaller, dem kein Zweikampf zu viel, kein Weg zu weit ist, passt hundertprozentig zu dem auf Emotionen aufgebauten Traditionsklub, bei dem das „Malochen“ genau das ist, was die Fans sehen wollen. Zudem lernte Burgstaller in Nürnberg offenbar das Tore schießen. „Er steigert unsere Qualität“ ist Weinzierl überzeugt, „wir können noch alles erreichen“. Damit meinte er, am Saisonende international vertreten zu sein. Bei Schalke waren in dieser Saison Stürmertore auch aus Verletzungsgründen Mangelware. Nur sieben. Mittelfeldspieler Bentaleb führt mit vier Treffern die interne Torjägerliste an, spielt aber, wenn es in der Bundesliga weiter geht, für Algerien beim Afrika-Cup in Gabun. Es gab Handlungsbedarf, weil mit dem Holländer Klaas Jan Huntelaar, dem Schweizer Jungstar Breel Embolo sowie dem Argentinier Franco di Santo drei Stürmer noch einige Zeit ausfallen. Schalke brauchte Burgstaller.
Nach einem großen Umbruch im Sommer mit neuem Sportvorstand Christian Heidel und neuem Trainer Weinzierl, 13 Neuzugängen und zwölf Abgängen startete Schalke mit fünf Niederlagen in die Saison. Auf einen beachtlichen Zwischenspurt folgte im Finish ein Rückfall: derzeit Platz elf mit neun Punkten Rückstand auf einen Europacupplatz. In der Europa League ist Schalke noch dabei, trifft im Februar auf Paok Saloniki. Am Tag nach Burgstaller folgte Heidels zweiter Jännerkauf. Da mit Kapitän Höwedes (Hüfte) und dem serbischen Teamspieler Nastasic zwei Innenverteidiger verletzt sind, wurde Bayerns Dauerpechvogel Holger Badstuber (in den letzten vier Jahren Kreuzbandriss, Sehnenriss, Oberschenkelmuskelriss) bis Saisonende ausgeliehen. Seit Oktober ist der 27jährige wieder fit, kam aber bei Bayern nur zu 28 Minuten in der Bundesliga. Auch Badstuber wollte zu Schalke, aber da in Deutschlands Spieler mit am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verliehen werden dürfen, war die ganze Sache etwas kompliziert. Also verlängerte Badstuber den Vertrag bei Bayern bis 2018.
Burgstallers Wechsel klappte viel einfacher. Der wird es auch Österreichs Teamchef Marcel Koller künftig noch schwerer machen, nachvollziehbar zu erklären, warum er den Serientorschützen Burgstaller links liegen lässt wie seit dem 1:2 gegen die Türkei am 29.März. Schon im Herbst gab es dafür Kritik, die wird im Frühjahr noch lauter werden, wenn Burgstaller auch bei Schalke trifft. Sein erstes Match in Königsblau wird in der Veltins-Arena vor 62.000 Zuschauern am 21. Jänner gleich zum Österreicher-Duell: Gegen Ingolstadt mit Markus Suttner und Lukas Hinterseer. Der Tiroler Stürmer hat ja bei Koller einen Fixplatz. Für Burgstaller hat der Wintertransfer nur einen Nachteil: der Weg heim nach Kärnten ist von Gelsenkirchen einiges länger als von Nürnberg. „Aber das werd´ich auch noch verkraften“, prophezeite Burgstaller lachend.