Fußball

Profitiert Österreich von der Bläh-WM?

Bereits um 10.35 Uhr Vormittag meldete die FIFA-Zentrale in Zürich Vollzug. Sozusagen im Eilverfahren peitschte der FIFA-Rat die Aufstockung der WM ab 2026 von 32 auf 48 Mannschaften durch. Offiziell sogar einstimmig. Was bedeutet, das auch alle acht Europäer im Rat umfielen und der  Aufblähung zustimmten. Von UEFA-Präsident Frantisek Ceferin angefangen über die Italienerin Evelina Christillin, den Spanier Angel Villar Llona, den Engländer David Gill,  den Belgier Michael d´Hooghe, den Türken Senes Erzik, den Zyprioten Marios Lefkaritis bis zum Russen Vitaly  Mutko. Am Ende stand das derzeit nicht im Rat vertretene Deutschland mit seinem offenen Widerstand alleine da. Und so meinte  Ex-Teamchef Berti Vogts auch sarkastisch: „Wenn man die WM zu Grunde richten will, dann muss man diesen Weg weiter gehen.“

Es stimmt schon, auch acht Nein-Stimmen aus Europa hätten   an der Aufstockung nichts geändert, aber es wäre doch ein Zeichen gewesen. So kann sich der Schweizer FIFA-Präsident   Gianni Infantino als großer Sieger fühlen.  Der 46jährige  hat sich auf ewig  die Stimmen der kleinen  Verbände gesichert, kann jetzt auf Jahrzehnte an der Spitze des Weltverbands bleiben. Der mit der Aufstockung auch um einige hundert Millionen mehr Gewinn lukrieren kann. Auf Platz 48 der Weltrangliste rangiert derzeit die Republik Kongo. Zuletzt bei einer WM-Endrunde 1974 in Deutschland dabei. Sorgte dort mit 0:9 gegen Brasilien für die zweithöchste  Niederlage der WM-Geschichte. Diese Qualität bringt die Aufstockung mit sich. Ebenso die Verwässerung der Qualifikation. Die in Südamerika wird derzeit in einer Zehnergruppe gespielt. 2026  würden sich dann 80 Prozent der Teilnehmer  qualifizieren.

Das  von Infantino  favorisierte Modell mit 16 Dreiergruppen, auf die eine k.o.-Runde von 32 folgt, kam zum Zug.Als das alles passierte, war ÖFB-Präsident Leo Windtner mit Generalsekretär Thomas Hollerer  in Warschau. Beim traditionellen M6-Meeting. M6 ? Eine Runde der Präsidenten und Generalsekretäre der Verbände aus Polen, der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Liechtenstein und Österreich, diesmal noch ergänzt durch  Deutschland und Schweiz, die sich zum Gedankenaustausch über verschiedene Themen trifft. Egal, was dabei herauskommt, relevant für die wichtigen Entscheidungen  im Weltfußball ist diese honorige M6-Gesprächsrunde  nicht. Im Wissen davon versuchte sich Windtner nach der Züricher Entscheidung konziliant zu geben: „Ein gewisses Mass an Innovation kann dem Fußball gut tun.“

Kann Österreich von der Bläh-WM profiieren, leichter die Qualifikation schaffen als aktuell für die vorletzte WM mit 32 Teilnehmern 2018 in Russland? Das entscheidet sich erst im Mai beim FIFA-Konress in Bahrain.  Dort wird entscheiden, wie die 16 Startpätze mehr unter den Konförderationen verteilt werden. 2018 kommen 13 Teilnehmer aus Europa, sechs aus Südamerika, fünf aus Afrika, je vier aus Asien sowie aus Nord-und Mittelamerika samt Karibik. Windtner fordert für 2026, wenn er wahrscheinlich nicht mehr in Amt und Würden ist, vier Startplätze mehr für Europa.  Asien und Afrika verlangen übrigens je neun.

Abwarten, ob Windtner gewünschter  Sprung von 13 auf 17  für Europa nicht ein Wunschkonzert bleibt. Jetzt hätte  Infantino die Macht, europäische Interessen völlig zu ignorieren, sagt auch: „Fußball ist nicht allein Europa und Südamerika“ Wäre keine Überraschung, wenn das passiert. Den Machtkampf, den der deutsche Ligachef Christian Seifert jetzt erwartet, kann Europa eigentlich nur verlieren.

 

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