Bis letzten Freitag hätte ein 0:0 Österreichs gegen Polen in Warschau als großer Erfolg im Kampf um die Qualifikation für die Europameisterschaft gegolten – aber Montag Abend löschte die Nullnummer trotz starker Leistung gemischte Gefühle aus. Weil das Resultat zwar gut war, aber noch besser für Polen und Slowenien. Denn Polen blieb als Tabellenführer auf EM-Kurs, die Slowenen verdrängten Österreich durch das 3:2 (1:0) gegen Andi Herzogs Israel, einen Last Minute-Sieg, von Platz zwei. Uns Österreich muss im Oktober noch nach Laibach. Damit ist Österreich nicht mehr so auf EM-Kurs wie vor dem Match. Polen hielt Platz eins, hat zwei Punkte Vorsprung auf Slowenien, weiter drei auf Österreich, fünf auf Nordmazedonien und Israel. Andi Herzogs Team war mit dem Fall von Platz zwei als fünf der große Verlierer der September-Spiele. Was zu einem Wutanfall von Herzog beim UEFA-Interview führte. Da konnte Franco Foda gelassener sein: „Wir haben ein tolles Spiel geliefert, hätten eigentlich gewinnen müssen. Die ganze Truppe verdient ein Kompliment.“
Österreich trat ähnlich selbstbewusst wie Freitag beim 6:0 gegen Lettland in Salzburg auf. Ließ sich auch durch den Ausfall von Martin Hinteregger wegen einer Wadenverletzung nicht irritieren. Sein Ersatz, der 22jährige Hoffenheim-Legionär Stefan Posch, agierte ins seinem ersten zweiten Länderspiel immerhin gegen eine Klasse-Torjäger wie Polens Kapitän Robert Lewandowski tadellos. Überhaupt war Österreichs Abwehrzentrum ein großer Rückhalt, denn Aleksandar Dragovic spielte überragend. So kam Polen nur zu zwei klaren Chancen. Eine ließ Lewandowski per Kopf aus. Kann auch Weltklassestürmern passieren. Daher sollte man Marko Arnautovic keinen Strick daraus drehen dass er nach der Pause bei zwei Sitzern an Lukasz Fabianski, seinem ehemaligen Mitspieler bei West Ham, scheiterte. Vor der Pause fehlten nur Zentimeter, um Fabianski zu bezwingen. Doch da ging der Kopfball von Arnautovic ans Lattenkreuz. So konnt er an diesem Abend eigentlich nicht das beweisen, was er beweisen wollte.
Österreich hatte also einen Sitzer mehr, auch mehr Ballbesitz, nämlich 63 Prozent. Aber das mag sogar Taktik von Polens Teamchef Jerzy Brzezcek gewesen sein, der Österreich das Gesetz des Handelns überließ, auf Chancen für Konter wartete. Brzeczek änderte sogar sein Konzept. Kein 4-4-2, nur Lewandowski ganz vorne, Milan-Stürmer Kryzstof Piatek der Siegestorschütze von Wien, blieb raussend. Aber die laufstarken Österreicher ließen gute Umschaltsituationen und Konter fast gar nicht zu. So konnten auch Konrad Laimer damit leben, dass es in seinem vierten Länderspiel erstmals keinen Sieg gab. Auch Foda schien im Finish zur Kenntnis zu nehmen, dass Polens Defensive nicht zu knacken war. So brachte er bei seinem ersten Wechsel nach 77 Minuten Defensivspieler Stefan Ilsanker für Flügel Valentin Lazaro, um den Punkt abzusichern. Paradox, dass ein verunglückter Rückpass von Ilsanker zu Tormann Cican Stankovic dies fast verhindert hätte. Apropos Stankovic: In einem zweiten Länderspiel verhinderte er vor der Pause bei einem Kopfball von Kamil Glik Polens Führung.
Österreichs Fans in Warschau feierten nach dem 0:0 die Spieler (Bild oben Dragovic) als hätten sie gewonnen. Auswärts beim Favorit einen Punkt zu holen, kann man ja durchaus gelten lassen. Foda sah die zwei Oktober-Partien gegen Israel und Slowenien als Finalspiele: “ Gegen Israel haben wir uns ein ausverkauftes Happel-Stadion verdient.“ Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska machte am ORF-Studio am Küniglberg in großem Optimismus: „Mit solchen Leistungen verlieren wir kein Match mehr und sind daher bei der Europameisterschaft dabei.“