Meister Salzburg und Vizemeister Rapid , letzte Saison noch stolzer Gruppensieger, sind schon draussen, Austria hilft nach dem 1:2-Selbstfaller gegen Astra Giurgiu, Rumäniens Meister, nur noch ein Wunder, um in der Europa League die k.o.-Phase zu erreichen: Fixaufsteiger Roma muss auswärts den Austria-Bezwinger schlagen, die Austria das Duell bei Viktoria Pilsen, bereits fix ausgeschieden, gewinnen. Soll man drauf hoffen? Allein, es fehlt der Glaube. Den Spruch zum rot.weiß-roten Desaster vom Donnerstag Abend lieferte in Genk nach dem 0:1 Damir Canadi nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiels seiner Ära, dem schlechtesten Start eines Rapid-Trainers seit Gustl Starek als Nachfolger Hans Krankls 1992 : „Von hätt i, tät i, hat man nichts. Das hilft nichts.“ Man muss die bittere Realität des tristen Herbsts im österreichischen Fußball zur Kenntnis nehmen: Das Nationalteam in der WM-Qualifikation auf Talfahrt, die Klubs auch nicht gerade auf Erfolgskurs. Typisch dafür auch die Zuschauerzahl bei Austria: Da wurde tagelang von der historischen Aufstiegschance getrommelt und dann verlieren sich 14.120 Zuschauer im Happel-Stadion.
HÄTT I heißt bei Salzburg: Hätte Salzburg in Krasnodar vor der Pause nicht nur eine Chance genützt, sondern auch eine zweite oder dritte, wäre der Meister bis zur 85. Minute klar voran gelangen. hätte ein Krasnodar-Tor locker verkraften können. So leitete eine abgerissene Flanke an die Stange Krasnodars 1:1 ein, im sechsten Antreten von Salzburg in der Gruppenphase der Europa League das zweite Scheitern: „Ich weiß gar nicht, was wir verbrochen haben, dass wir solche Tore kassieren“, stöhnte Salzburgs Kapitän zwischen den Pfosten, Alexander Walke.
HÄTT I heißt bei Rapid: Hätte der Brasilianer Joelinton das Geschenk von Genks Verteidiger Vrabec zu Ausgleich genützt, wäre es beim letzten Match gegen Bilbao am 8. Dezember in Hütteldorf noch um den Aufstieg gegangen. So ist der Frust groß, auch bei Canadi. Er gratulierte zwar der Mannschaft zur Leistung mit viel Leidenschaft, aber versicherte zugleich: „Zufrieden dürfen wir nicht sein.“ Dass er Neue brachte, erstmals das in Altach erfolgreich praktizierte System mit drei Innenverteidigern spielen ließ, war nach der Leistung beim 1:2 in Salzburg vier Tage zuvor durchaus legitim und verständlich. Es spricht für Canadis Fairness, ebenso wie Louis Schaub das vom slowakischen Referee Kruzliak annulierte Tor zum 1:1 nicht groß in den Mittelpunkt zu stellen stellte und für das Ausscheiden verantwortlich zu machen: „Kann man pfeifen, muss man aber sicher nicht“, sagte Schaub zu seinem Zweikampf mit Genks Kapitän Buffel, bei dem Kruzliak vor Schaubs Torschuss ein Foul erkennen wollte.
Auffallend in Genk: Max Wöber, als Rapids größtes Defensivtalent bisher eine Option im Abwehrzentrum und als Linksverteidiger, ist für Copanadi auch eine als zentraler Mittelfeldspieler. Ob man dies in einem wichtigen Eura League-Spiel probieren sollte,ist die andere Frage.
Linskverteidiger Thomas Schrammel ist in der Luft ein Risikofaktor. Eigentor per Kopf noch unter Canadis Vorgänger Mike Büskens daheim gegen Sassuolo, das kostete zwei Punkte. In Salzburg das Kopfballduell vor dem 0:2 gegen Lainer verloren, in Genk vor dem 0:1 gegen Bailey.
Die Legionärsdiskussion wird nach Joelintons vergebenem Ausgleich erhalten bleiben. Zumal der teuerste Einkauf der Klubgeschichte, Mocinic, in Genk keine Minute spielte. Dass Jan Novota offenbar nach Canadis Rücksprache mit Tormanntrainer Helge Payer zum Zug kam,obwohl einige in Richard Strebinger nach dessen Leistung in Salzburg Rapids einzige Konstante Rapids sehen wollten, deutete darauf hin, dass sich Canadi im Winter um seinen ehemaligen Schützling bei Altach, Andreas Lukse, den neuen Teamkeeper mit grün-weißer Vergangenheit, bemühen wird. „Wir kommen nur über harte Arbeit aus dem Tief heraus, anders nicht“, meinte Canadi zur Lage, in der Sonntag ein Sieg gegen Tabellenführer Sturm Graz einen Tag vor der Generalversammlung sehr gut tun würde.
HÄTT I heißt bei Austria, die sich mit der 1:0-Führung 22 Minute lang schon Fixaufsteiger: Hätte sich Kapitän Alexander Grünwald nicht unnötig die gelbrote Ampelkarte geholt, wäre das 1:2 ni3 passiert. Rot sahen alle als Knackpunkt. Auch Trainer Thorsten Fink, den man bewundern muss, wie locker er Tiefschläge nach aussen hin verkaufen kann. Das nennt man internationale Erfahrung aus Zeiten bei Bayern (als Spieler), Basel und Hamburg (als Trainer). Also sagte Fink am Ende: „Was soll´s, wir sind noch immer im Rennen und nicht ausgeschieden.“ Obwohl man sich eigentlich violett ärgern müsste, diese Aufstiegschance verschenkt zu haben.