Von der größten Völkerwanderung der letzten Jahre in Österreich ist die Rede. Für die wird Sonntag das zehnten Cupfinale im mit 30.000 Zuschauern ausverkauften Klagenfurter Wörthersee-Stadion sorgen. Erstmals ohne Beteiligung von Red Bull Salzburg, erstmals mit der Paarung Rapid gegen Sturm Graz. Beide lechzen nach dem Titel, wie Sturm-Trainer Christian Ilzer behauptete, der sehr optimistisch eingestellt ist. Auch wenn Rapid ein unguter, aggressiver Gegner ist, wie Innenverteidiger David Affengruber behauptete. Ähnliche Töne hörte man aus Hütteldorf. Sportchef Markus Katzer sprach von seinem Gefühl, dass die rund um das Finale entstandene Euphorie dazu führt, dass Rapid gewinnen wird. In den letzten neun Spielen gegen die „Blackies“ gelang das nicht. Warum gerade jetzt?
Vielleicht, weil es die große Chance gibt, Geschichte zu schreiben, erstmals seit 28 Jahren den Cup für Grün-Weiß zu gewinnen. Davon sprach Ilzers Kollege Zoran Barisic. Der die von Ilzer immer wieder ins Gespräch gebrachte Thematik um Schiedsrichter und Video Assistant Referee mit Absicht auf Sparflamme halten wollte, aber nur dezent einstreute, dass seinem Gefühl nach, Rapid die Mannschaft ist, die in dieser Saison am meisten durch VAR-Entscheidungen benachteiligt wurde. Unter anderem bei der ersten der drei Niederlagen gegen Sturm. Aber so ins Detail ging Barisic nicht. Auch nicht bei der Frage nach der Besetzung des Abwehrzentrums: „Es wird eine erfolgversprechende Variante sein“, hieß seine mutige Ansage. Mit Max Hofmann, Christopher Dibon, Leopold Querfeld und Michael Sollbauer fehen vier Rechtsfüßer. Alternativen in der zweiten Mannschaften gibt es keine. Marko Dijakovic, wäre laut Barisic eine, ist jedoch wie Martin Moormann und Kevin Wimmer ein Linksfuß. Egal, welches Duo Sonntag beginnt, es wird ein „Debütantenpaar“ sein. Aber es würde zu Barisic passen, sollte er doch einen Rechtsfuß als Innenverteidiger „erfinden“, der ansonst auf einer anderen Position spielt. Etwa den routinierten Rechtsverteidiger Martin Koscelnik oder Mittelfeldspieler Aleksa Pejic.
Es passt zum Austragungsort Klagenfurt, dass die Kapitäne der Finalisten Kärntner sind. Bei Sturm Stefan Hierländer, bei Rapid Guido Burgstaller als der größte Hoffnungsträger. Die Finalisten kassieren je 120.000 Euro Startgeld, sind an den Einnahmen beteiligt. Die bei 30.000 Zuschauern nicht gering sein werden, aber dennoch nur ein Randthema bleiben. Denn für den Sieg gibt es keinen Ersatz. Der bringt für die nächste Saison einen Platz im Play-off der Qualifikation zur Europa League. Selbst wenn die nicht geschafft wird, bedeutet das wenigstens die Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League. Bleibt Sturm in der Bundesliga Zweiter, kommen die Grazer in die Qualifikation zur Champions League, geht der „Cupsiegerstatus“ an den Dritten, derzeit der LASK. Rapid hätte als Endspiel-Verlierer nur die Chance, sich über Rang oder fünf in der Bundesliga einen Platz in der Gruppenphase eines internationalen Bewerbs zu sichern. Sturm fährt erst am Finaltag die rund 150 Kilometer von Graz nach Klagenfurt, Rapid begibt sich bereits Samstagmittag auf die doppelt so lange Reise.
Im Schatten des Cupfinales verkündete die Austria Freitag, wer auf Frank Hensel als Präsident folgen wird. Wie erwartet Kurt Gollowitzer, der 50 jährige Geschäftsführer der Wien Holding. Darauf einigte sich der Verwaltungsrat einstimmig bereits am 20. April, offiziell gemacht wurde es erst eine Woche später, einen Tag nach dem die Austria in zweiter Instanz die Lizenz bekam. Gollowitzer, stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat und Aufsichtsrat der Austria-AG, hatte sich im Frühjahr 2021 dafür starkgemacht, dass Manfred Schmid Austria-Trainer wurde. Für die Unterstützung bedankte sich Schmid bei Gollowitzer auch öffentlich. Der Burgenländer wird am 22. Mai auf der außerordentlichen Generalversammlung gewählt.
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