Eishockey

Der Aufstieg von Minsk muss ein Weckruf sein!

Ein Jubeltag für Österreichs Eishockey! Die U 20 holte Sonntag Mittag bei der WM in Minsk mit ihrem viertem Sieg im fünftem Spiel, dem 4:1 (2:0, 0:0, 2:1) gegen Slowenien die Goldmedaille, schaffte den erste Aufstieg seit elf Jahren in die Top Division, ließ dabei Nationen, die in den letzten Jahren in der A-Gruppe spielen, wie etwa Dänemark hinter sich. Von 20. Dezember 2020 bis 1. Jänner 2021 werden sich die rot-weiß-roten Himmelstürmer in Kanada, wahrscheinlich in Edmonton, mit den Besten der  Welt messen. Allerdings ohne seinen besten Spieler bei dieser WM, ohne Center Bernhard Baumgartner. Der ist schon zu alt, wenn Österreich zum vierten Mal unter der absoluten Elite vertreten sein wird.

Natürlich sind jetzt angefangen von Verbandschef Gernot Mittendorfer, für den dieser Erfolg vielleicht eine zusätzliche Motivation bedeutet, weiter zumachen, alle begeistert.  Der Triumph von Minsk muss aber ein Weckruf ein, der heißt: Vertraut den jungen Österreichern, das bringt mehr, als auf drittklassige Legionäre zu setzen. Ob dies auch in der Liga so gesehen wird? Wenn die den Aufstieg auch auf ihre starke Nachwuchsarbeit zurückführen sollte, wäre das ein Schmücken mit fremden Federn. In Wahrheit spielt als einziger der Aufsteiger von Minsk der Innsbrucker Verteidiger Jakob Wetzelsberger hin und wieder in der EBEL. Vom Status eines Stammspielers  ist er jedoch weit entfernt.

Der Aufstieg ist die Krönung eines vierjährigen Programms, hinter dem  auch der von der Liga nicht sehr geschätzte Sportchef Roger Bader steht. Es begann damit, dass die U 16 gegen stärkere Nationen wie Norwegen Dänemark, Lettland oder Weißrussland spielte, im Laufe der Zeit lernte, wie man sie bezwingen kann. Viele junge Österreicher oder ihre Eltern erkannten, dass ihr Talent im eigenen Land wenig gilt, wählten den Weg ins Ausland, profilierten sich in in Nordamerika, in der Schweiz, in Schweden und Norwegen. Ohne den elf Legionären aus stärkeren Ligen wäre der Aufstieg in Minsk nicht möglich gewesen. Und keiner in Österreich sollte einen Anteil am Glücksfall Baumgartner für sich reklamieren. Der spielt seit seinem 13.Lebensjahr in der Schweiz. Das letzte Spiel war das erste, in dem der Salzburger kein Tor erzielte, sondern sich mit zwei Assists begnügte. Insgesamt kam er auf elf Scorerpunkte. Für die Toren waren Sonntag zuständig: Der eingebürgerte Belgier Senna Peeters, der bei Halifax spielt, zweimal Paul Huber, einmal Max Rebernig. Beide spielen bei den Red Bull Juniors in der Alps League. Baders Fazit: „Sie haben sich in einen Rausch gespielt!“

Ein Weckruf muss auch sein, das junge österreichische Trainer das Team zu diesem überraschenden Erfolg führten. Teamchef Marco Pewal bestritt, das er zu Beginn mit Absicht tief gestapelt, nur den Klassenerhalt als Ziel genannt hatte: „Erst nach dem zweiten Sieg sahen wir, das etwas nach oben geht. Jeder Spieler und Betreuer leistete in den letzten Wochen hervorragendes!“ Pewal und sein Co-Trainer Philipp Lukas arbeiteten in den letzten Jahren schon als Assistenten von Bader bei der Nationalmannschaft. Und so agierte auch die U 20 ähnlich: Tempoeishockey mit Pressing, praktiziert von vier fast gleichwertigen Fünferblöcken. Wie viele Spieler von Minsk in fünf Monaten im Teamdress in Laibach um den Aufsieg in die A-WM kämpfen werden? Es wäre überraschend, sollte dies nur Baumgartner sein. Bader ist bekannt für seinen Mut, jungen Spielern ihre Chance zu geben. Und so könnten in Laibach auch die Verteidiger Thimo Nickl, David Maier und Julian Payr dabei sein.

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