Zwei Wochen nach der Bundesliga macht auch die zweite Liga mit dem Start zur Rückrunde auf sich aufmerksam. Nach einer Winterpause, in der einiges passierte: Bei Blau Weiß Linz ging Geschäftsführer Stefan Reiter, ohne den es den Verein nicht mehr geben würde, in die selbstgewählte Pension. Für Reiter kam, weil es Sponsor Energie Linz und die Politik wollten, Christoph Peschek, der nach seinem Rücktritt bei Rapid sozusagen am Markt war. Aufsteiger Vienna hat mit Ex-Teamkapitän Andreas Ivanschitz einen interessanten neuen Sportdirektor und durch die Verlängerung des Sponsorvertrags mit Uniqa erneut die Bundesligapläne deponiert. Zunächst soll die Hohe Warte bundesligareif gemacht werden, erst dann wird um die Lizenz angesucht. Die Admira bekam mit dem Wiener Unternehmer Christian Tschida einen neuen Präsidenten, dazu mit Niklas Belihart, dem ehemaligen Leiter der Rapid-Rechtsabteilung, einen Co-Geschäftsführer zu Thomas Drabek. Mit dem Kampf um den Aufstieg wird die Admira als Neunter diese Saison nichts mehr zu tun haben.
Da dürfte es ein Duell zwischen Winterkönig St. Pölten und dem Zweiten Blau Weiß Linz geben. Die trennt nur ein Punkt. Bei Blau Weiß scheint die Qualifikation für die Bundesliga mehr ein Muss zu sein als in Niederösterreichs Hauptstadt, allein wegen der Eröffnung des neuen Donaupark-Stadions im Sommer. Die Betriebskosten würden in der obersten Spielklasse leichter zu stemmen sein als in der zweiten Liga. St. Pölten holte im Winter zwei Abwehrspieler, den 30 jährigen Sebastian Bauer vom Nachbarn Horn, der zuvor mit Admira in der Bundesliga spiele und den 24 jährigen Amerikaner Dirk Carlson aus Holland. Blau Weiß Linz ergänzte den Kader um den 22 jährigen deutschen Mittelfeldspieler Jahn Hermann, der aus Bayerns zweiter Mannschaft kommt, zuletzt an den Drittligisten Erzgebirge Aue verliehen war.
Sportchef Tino Wawra muss aber schon jetzt Nachfolger für seine stärksten Offensivspieler finden, die auch beim Aufstieg nicht bleiben. Der Beste, der 22 jährige Salzburger Matthias Seidl (zwölf Tore und vier Assists in 15 Runden) wechselt im Sommer zu Vizemeister Sturm Graz. Das gilt als offenes Geheimnis. Sein Vertrag in Linz läuft zwar bis 2024, offenbar müssen sich die Klubs bereits geeinigt haben. Mehr mediales Echo gab es in den letzten Tagen um den Sommerwechsel des 20 jährigen Franzosen Fally Mayulu (Bild oben mit Seidl) bei dem manche das Potenzial für eine große Karriere in späteren Jahren sehen. Wegen der Schnelligkeit des 1,93 Meter großen Stürmers. Mayulu war nach der „Auflösung“ von Wolfsburgs zweiter Mannschaft sieben Monate vereinslos, eher er vor einem Jahr nach Linz kam. Seine Bilanz in den ersten 15 Runden: Sieben Tore und zwei Assists. Rapids Sportchef Markus Katzer erkundigte sich nach ihm bereits zu seiner Vienna-Zeit, hatte daher einen Vorsprung gegenüber anderen Mayulu- Interessenten (LASK, Austria). Ob Mayulu ab Sommer in der Bundesliga gleich groß durchstarten wird, kann keiner voraussagen. Im Herbst hatte er im Vergleich zu Seidl fünf Tore und zwei Assists weniger.
Blau Weiß Linz gastiert Freitag zum Oberösterreich-Derby bei Vorwärts Steyr, St. Pölten erst Sonntag bei der zweiten Mannschaft von Sturm. Der zweite Grazer Zweitligist, der GAK, derzeit Vierter hinter Startgegner Horn, spricht auch offen vom Aufstieg in die Bundesliga. Mit den neuen Stürmern Bogdan Vyunuyk, einem 20 jährigen Ukrainer, der vom FC Zürich in die Steiermark wechselte, und Lenn Jastremski, der zuletzt bei Erzgebirge Aue nicht wirklich aufzeigte, nur ein Tor in 15 Drittligaspielen erzielte. Dazu kam ein chinesischer Tormann. Der 19 jährige Shoziyang Liu war letztes Jahr von Bayern München an Austria Klagenfurt verliehen, kam jedoch nur sporadisch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Daher zog ihn Bayern aus Kärnten ab. Ob es beim GAK mehr Spielpraxis für den Chinesen geben wird?
Unter Druck stehen die zweiten Mannschaften der Bundesligaklubs, von Sturm, Rapid und Austria (Liefering gilt als eigenständiger Verein). Wenn die Amateure des LASK den Aufstieg aus der Regionalliga Mitte schaffen, muss die am schlechtesten platzierte Bundesliga-Filiale absteigen, da nur drei Plätze in der Sechzehnerliga für sie frei sind. Das wären im Moment die Young Violets als Vorletzter, Rapid II liegt auf Platz 13, Sturm auf elf. Die LASK-Amateure gehen als Zweiter ins Frühjahr. Mit zwei Punkten Rückstand auf den DSV Leoben, den ein bekannter Name trainiert: Carsten Jancker, mit Rapid in den Neunzigerjahren Meister und im Europacupfinale, später mit Bayern München Meister und Champions League-Sieger, mit Deutschland Vizeweltmeister. Sein Traum ist es, als Trainer noch einmal die Champions League Hymne zu hören, wie er letzten Montag bei „Sky“ verriet. Mit Leoben kann das dem 48 jährigen ehemaligen Sturmtank nicht gelingen.
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