Es bleibt dabei: In Russland verliert Rapid kein Europacupmatch. Selbst während einer Krise nicht. Das drohende k.o. in der UEFA Europa League wurde bei minus zwölf Grad gegen Spartak Moskau mit zwei Toren in den letzten 15 Minuten vom 0:1 auf 2:1 abgewandt, Von der 20. bis zur 80.Minute lagen die Hütteldorfer 0:1 zurück, ehe die erlösenden Tore, auch dank eines goldenen Händchens von Trainer Didi Kühbauer fielen. Der erste Auswärtssieg im Europacup nach sieben Partien oder seit 18. August 2016 (4:0 in Trencin) sicherte am 13. Dezember ein Finale um den Aufstieg in die k.o.-Phase gegen die Glasgow Rangers und brachte zudem die zweite Siegesprämie der UEFA in diesem Herbst. 570.000 Euro, ein nettes vorverlegtes Weihnachtsgeld. Und nach dem 0:0 zwischen den Rangers und Villarreal liegt Rapid derzeit hinter den Spaniern auf Platz zwei. Um den zu halten und zum zweien Mal nach 2016 in der Gruppenphase zu stehen, reicht gegen die Rangers daheim schon ein Punkt. Moskau bedeuteten wirklich einen grün-weißen Lichtblick im Gefrierfach.
Andi Ivanschitz konnte als DAZN-Kommentator seine grün-weiße Vergangenheit nicht verleugnen. Selbst als Rapid nichts einzufallen schien, den Rückstand aufzuholen, behauptete er immer: „Ich glaube an das eine Tor, das enorm viel bedeuten würde. Denn Spartak wirkt nicht gefestigt.“ Der Eindruck täuschte ihn nicht. Im Finish konnten die Russen wenig zusetzen. Didi Kühbauer hatte so kräftigt rotiert wie noch nie in seiner kurzen Rapid-Trainerära: Sechs Neue von Beginn im Vergleich zum 0:1 gegen den LASK am letzten Sonntag. Auch wegen der Ausfälle, zu denen als fünfter noch der erkrankte Mario Sonnleitner kam. Also begannen Mert Müldür (im Bild oben gegen Spartaks Brasilianer Luiz Adriano). Max Hofmann bei seinem ersten Einsatz seit 23.September und Mateo Barac im Abwehrzentrum, im Mittelfeld Manuel Martic, der erblondete Jungpapa Christoph Knasmüllner und Veton Berisha. Überraschend sass erstmals Kapitän Stefan Schwab auf der Bank, spielte Boli Bolingboli nicht linker Verteidiger, sondern vor Marvin Potzmann im Mittelfeld. Aber es schien sich damit nichts zu ändern an der offensiven Harmlosigkeit, an zu wenig Tempo und Entschlossenheit.
Also brachte Kühbauer nach 64 Minuten, kurz nach einem seltsamen Zwischenfalls, als ein Spartak Fan auf den Rasen stürmte und Kapitän Denis Glushakov attackierte, gleich nach Deni Alars vergebener Ausgleichschance,Schwab und „Pfitschipfeil“ Philipp Schobesberger, der im Talon blieb, weil er nach monatelanger Pause nicht die Kraft für die volle Distanz hat. Dejan Ljubicic und Alar durften in die warme Kabine. Die erlösenden Tore nach 80 Minuten und in der ersten Minute der Nachspielzeit erinnerten an das 2:0 bei der ersten Begegnung in Hütteldorf. Zunächst traf Müldür per Kopf nach einem Eckball von Schobesberger. Im September wäre dies dem 19jährigen ebenfalls geglückt, doch da wurde es nicht als sein erster Treffer in der Europa League gewertet, sondern als Eigentor von Artiom Timofeev. Diesmal gab´s kein Zweifel. Dann verbesserte sich sogar noch die Ausgangsposition für das letzte Gruppenspiel entscheidend: Ein langer Pass von Schwab auf Schobesberger, der dank seiner Schnelligkeit Spartaks Abwehr davonlief, vor Tormann Artem Rebrov an den Ball kam, mit ihm ins leere Tor lief. Auch in Wien war Rapids zweites Tor nach einem Idealpass von Schwab gefallen. Damals durch Thomas Murg, der ebenfalls den Keeper noch ausgespielt hatte.
Es war Schobesberger erstes Tor in der Europa League seit seinem Siegestor zum 2:1 und Gruppensieg am 5.November 2015 bei Viktoria Pilsen, das um die Welt gegangen war, weil er es im Stolpern erzielt hatte. Jetzt öffnete er Rapid die Tür zum Aufstieg. Das tut gut.:“Wir waren die aktivere Mannschaft, haben mehr für das Spiel getan. Das wurde belohnt“, freute sich der zufriedene Kühbauer, „heute hat man den Rapid-Geist nicht nur gespürt, sondern auch gesehen“. Ebenso die Wiedergeburt der Rapid-Viertelstunde. Jubeln darf Rapid nicht allzulang: Sonntag müssen in der Meisterschaft bei Wacker Innsbruck ebenfalls drei Punkte her. Aber der Sieg von Moskau muss Rapid mentale Kraft geben.