Fußball

Der Ligavorstand kämpft um die Fans und Kontinuität

Wer sich an die Lockdown-Zeiten im März erinnert, der muss damit zufrieden sein, was Österreichs Bundesliga geschafft hat. Die Saison ab Juni mit Geisterspielen und englischen Wochen zu beenden, nicht in ein Corona-Chaos, das derzeit die Schweizer Super League zu bewältigen hat, geschlittert zu sein. Sich mit der zweiten Liga in der Zielgeraden zu befinden. Doch damit sind die Schwierigkeiten nicht vorbei. Im Gegenteil. Fast täglich kommen neue Themen dazu, die Ligavorstand Christian Ebenbauer  beschäftigen. Themen, mit denen keiner rechnete. Stichwort Mattersburg. Da will und darf er nicht zu denen gehören, die Burgenlands einzigen Bundesligaklub bereits verbal zu Grabe tragen. Allen voran der eigene Landeshauptmann, der einmal auch in der Bundesregierung für Sport zuständig war. Aber das kommentiert Ebenbauer mit keinem Wort, sagt nur: „Wir alle wissen noch wenig, die nächsten Wochen werden spannend“. Er wartet vorerst einmal auf die von Mattersburg angeforderte Bestandsaufnahme, weIche Auswirkungen der Skandal um Hauptsponsor Commerzialbank auf den Klub hat. Ihm gehe es vor allem um Kontinuität: „Wir brauchen eine Bundesliga, die mit zwölf Klubs beginnt und endet!“

Bis zur Causa Mattersburg stand in erster Linie der Kampf um die Rückkehr der Fans im Fokus und bleibt es natürlich. Irgendwann wird man der Geisterspiele überdrüssig, verliert der Vorteil, praktisch jedes Wort der Trainer und Spieler zu hören, seinen Reiz. Es bedeutet keine Neuigkeit, dass Spiele ohne Zuschauer bestenfalls halb so schön sind. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, zu dem man sogar den Verkehrsstau bei der Anfahrt zu den Stadien vermisst. Auch Ebenbauer möchte nicht noch einmal den Meisterteller wie vor zwei Wochen an Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer (Bild oben) in einem leeren Stadion überreichen, mit riesigen Werbetransparenten statt Zuschauern auf den Tribünen.: „Wir sind massiv dahinter“, versichert Ebenbauer zu den Bemühungen um die Rückkehr der Fans zum Start der neuen Saison am 11. September.

In Deutschland verschickte die Liga dieser Tage an alle Vereine der ersten und zweiten Liga einen 41 Seite langen Leitfaden für die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien. Mit verschiedene Konzepten der Auslastung: Für die Sitzplätze 33,3 oder 44,4 oder 50 Prozent, für die Stehplätze 12,5. Personifizierte Tickets gehören ebenso dazu wie die Empfehlung, die wichtigsten Vertreter der Fanklubs in die Verhandlungen einzubinden oder ein transparentes Losverfahren bei der Verteilung der Tickets durchzuführen. Ebenbauer ist im Besitz des deutschen Leitfadens und dabei,ihn genau zu studieren. Nichts ist darin vom Plan Union Berlins zu lesen, vor vollem Haus in die Saison zu starten und allen 22.000 Zuschauern den Corona-Test zu finanzieren.

Es laufen in Österreich permanent Gespräche, in die Ebenbauer involviert ist,  mit dem Gesundheitsministrium und den lokalen Veranstaltungsbehörden, um Klarheit zu bekommen. Stehplätze sind vorerst kein Thema, bleiben tabu. Ob Gästefans zugelassen werden, zählt zu den Dingen, über die diskutiert wird. Ebenso über die Anordnung der Sitzplätze mit den nötigen Astand davor, dahinter und daneben. Ebenbauer glaubt, es seit zwar im Interesse der Liga, dass bundesweit gewisse Eckpunkte gelten, aber eigentlich sollte es für jedes Stadion eine eigene Lösung geben. Das stehe auch im bereits verfassten Konzept:  „Das große Thema sind auch die Ein-und Ausgänge sowie die Toiletten!“. Die von Gesundheitsminister Rudolf Anschober genannte Zahl von 10.000 Zuschauern, die ins Stadion dürfen, könne nicht für alle gelten.

Fragen, die Ebenbauer über den Sommer begleiten werden. Ebenso die Schadenersatz-Zahlungen der Politik an die Bundesliga, die einig Klubs schon ziemlich massiv einfordern. Urlaub kann in Corona-Zeiten für einen Ligavorstand eigentlich nur ein Fremdwort sein. Auch wenn er schon am Zahnfleisch geht, wie Ebenbauer gesteht. Eine Woche auf einer Berghütte hat er für Anfang August eingeplant, in der er hofft, nicht ans Handy gehen und den Computere einschalten zu müssen. Ob das Realität werden kann? Wohl nur, wenn die Hütte in einer Gegend ohne Handynetz und Internet liegt.

 

Foto: Red Bull Salzburg.

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