Fußball

Der Meister gegen unangeahnte Dimensionen auf den Spuren von Osim

Sonntag geht es darum, mit einem Heimsieg über Tabellenführer Sturm Graz, erstmals in dieser Saison Platz eins in der Bundesliga zu erobern, Donnerstag  gegen Vitoria Guimaraes aus dem Europameister-Land Portugal den Aufstieg in die k.o.-Phase der Europa League zu sichern. Da warten heiße vier Tage auf Meister Red Bull Salzburg. Wer sogar von einer heißen Woche spricht, liegt auch nicht falsch. Denn auf Guimaraes folgt das Auswärtsspiel gegen Rapid im Hütteldorfer Allianz-Stadion. Aber zunächst gilt es die stolze Heimbilanz zu verteidigen: In allen 15 Partien dieses Jahres  in der Red Bull-Arena noch ungeschlagen.

Mit Salzburg und Sturm treffen zwei Sonntag-Spezialisten aufeinander: Der Meister verlor von den letzten 15 Partien am Sonntag nur eine, nämlich am 27. August in Graz durch ein umstrittenes Tor von Deni Alar 0:1. Sturm gewann seine letzten sechs Sonntagspartien. Das gelang  zuletzt 1997 in der legendären Saison unter Ivica Osim mit Franco Foda als Spieler.  Jetzt ist Foda auf den Spuren des Trainer-Gurus, dem er noch immer gerne zuhört, wie das Foto des Grazer „Krone“-Fotografen Sepp Pail oben zeigt. Auch mit der Punkteausbeute in dieser Saison: 32 aus 14 Runden gelangen zuletzt vor 20 Jahren unter Osim.  Bleibt Foda fünf Tage nach seinem siegreichen Einstand als Österreichs Teamchef  in Osims Erfolgsspuren? Die Sturm-Fans versicherten der  Mannschaft vor der Busfahrt nach Salzburg jedenfalls per überreichtem Brief ihre uneingeschränkte  Unterstützung zu. Weil die Leistungen dieser Saison ungeahnte Dimensionen an Begeisterung hervorriefen.

Salzburgs Trainer Marco Rose hat seit seiner Bestellung von 27 Pflichtspielen nur eines verloren, eben das in Graz. Bei 18 Siegen und acht Unentschieden kommt er auf einen Punkteschnitt von 2,30 pro Match. Einen besseren hatte noch kein Salzburger Trainer.  Er ist offener als sein introvertierter spanischer Vorgänger Oscar Garcia, was gut ankommt: „Wir wissen, wo wir hinwollen, müssen uns dabei immer aufs Neue beweisen“ gab Rose die Devise für das Spitzenduell aus, legte dabei trotz der besten Punktebilanz seit der Saison 2013/14 unter Roger Schmidt auch die Finger auf eine kleine offene Salzburger Wunde: „Wir haben in den bisherigen 14 Spielen gegen kein Topteam der Liga gewonnen. Das muss sich ändern“.  Gleich in dem Match, in dem die bis Samstag Abend besten Torschützen der Liga aufeinandertreffen: Salzburgs Israeli Munas Dabbur und Deni Alar noch im Hochgefühl nach seinem Teamdebüt. Beide erzielten je neun Treffer. Dabbur ist in Heimspielen mit sechs erfolgreicher als Alar, der auswärts am öftesten traf, nämlich fünfmal.

Salzburg muss den grippekranken Mittelfeldmotor Diadie Samassekou vorgeben. Hannes Wolf und Xaver Schlager , die bei Österreichs U21 absagten (Wolf) oder erkrankt ausfielen (Schlager) stehen zur Verfügung. Möglich, dass den brasilianischen Abwehrchef Miranda bis Jänner zu großes Heimweh packt und er daher in seine Heimat zurückkehrt.  Alternativen? Da könnt Rose den 19jährigen Brasilianer Julio Igor aus Liefering holen, der letzte Saison zu seinem  triumphalen Youth Team gehört hatte. Oder  Sturms Dario Maresic wird noch einmal ein Thema. Seit Hannover 96-Sprotchef Horst Heldt größenwahnsinnige  Millionen-Forderungen der Familie des 18jährigen, die auch in Salzburg ein mittleres Entsetzen und eine Ablehnung  hervorriefen, öffentlich machte, arbeitet Heldts Grazer Kollege Günter Kreissl daran,  ihn aus den Negativschlagzeilen zu bringen. Mit der Versicherung, er habe bei den Gesprächen über eine Verlängerung des im Sommer 2018 auslaufenden Vertrags keine negativen Erfahrungen mit Familie Maresic gemacht. Die habe sich ihm gegenüber korrekt verhalten. Dennoch redet er mit Engelszungen auf das Talent ein, wieder einem professionellen Berater, der sich in der Fußballszene besser auskennt als sein Vater und seine Brüder, zu vertrauen. Abwarten, ob Kreissl damit Erfolg hat.

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